FIFA 21 im Test: Auf dem Platz fehlen die kreativen Ideen

Die Fußballsimulation überzeugt uns im Test mit hervorragender Spielbarkeit. Bahnbrechende Neuerungen suchen wir aber vergeblich.

FIFA 21 - Testvideo zum neuen Fußballspiel von EA Sports Video starten 9:43 FIFA 21 - Testvideo zum neuen Fußballspiel von EA Sports

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FIFA 21 hatte bereits vor seiner Veröffentlichung mit reichlich Problemen zu kämpfen: Die vorab veröffentlichten Spielerwerte sorgten für hitzige Diskussionen in der Community, PC-Spieler müssen auf die Verbesserungen der Next-Gen-Versionen verzichten, und dazu brach EA auch noch mit der altbewährten Tradition, kurz vor dem Release eine Demo zu veröffentlichen.

Wer deshalb dachte, dass der Entwickler damit einen total misslungenen Serienteil vorübergehend vor der Öffentlichkeit verstecken will, dem können wir hiermit direkt Entwarnung geben: FIFA 21 bietet die gewohnte Kost und somit auch erneut eine sehr gute Fußballsimulation. Wer auf bahnbrechende Neuerungen gehofft hat, wird sich den Kauf aber zweimal überlegen müssen - unterm Strich bekommen Fans der Reihe nämlich nicht mehr als das kleinste Upgrade seit Jahren.

Was ändert sich?

Bereits in der ersten Partie im neuen Serienteil fällt uns die frappierende Ähnlichkeit zum Vorgänger auf: Die Präsentation ist wieder einmal erstklassig, aber eben haargenau dieselbe wie im letzten Jahr. Nein, das ist nicht übertrieben - FIFA 21 sieht genauso aus wie FIFA 20 und hört sich auch genauso an.

Optisch hat sich quasi nichts geändert, FIFA 21 sieht exakt so aus wie sein Vorgänger. Optisch hat sich quasi nichts geändert, FIFA 21 sieht exakt so aus wie sein Vorgänger.

Auch spielerisch lassen sich die beiden Titel auf den ersten Blick kaum auseinanderhalten, denn EA setzt beim Gameplay wieder auf seine unverwüstliche FIFA-Formel. Serienveteranen fühlen sich schnell heimisch und müssen sich nur auf wenige Änderungen einstellen - doch diese haben es in sich.

Nicht nur wurden die übermächtigen Flachschüsse ins kurze Eck deutlich entschärft und Flanken endlich wieder nützlich gemacht, mit den »Kreativen Läufen« bekommen wir auch ein neues Werkzeug spendiert. Wenn wir einen KI-Spieler per Tastendruck losschicken, können wir nun seine Laufrichtung vorschreiben, indem wir unmittelbar den rechten Stick in die gewünschte Richtung bewegen. Das funktioniert sogar, nachdem wir einen Pass bereits gespielt haben.

Besonders Experten sollten sich unbedingt mit diesem neuen Feature vertraut machen. In unseren rund 30 Online-Partien haben sich die manuellen Läufe mehrfach als ausschlaggebend für einen Torerfolg herausgestellt. Übermächtig fällt die zusätzliche Kontrolle aber glücklicherweise nicht aus. Besonders gegen menschliche Gegner hat man oft einfach nicht die nötige Zeit, um den perfekten Spielzug zu planen und durchzuführen.

FIFA 21 bietet erneut realistische Spielergesichter, bei Stars wie Paulo Dybala sind sogar Details wie Tattoos vorhanden. FIFA 21 bietet erneut realistische Spielergesichter, bei Stars wie Paulo Dybala sind sogar Details wie Tattoos vorhanden.

Aber auch das ist kein Problem: Die KI reagiert im Angriff deutlich klüger als letztes Jahr. Unsere Mitspieler positionieren sich jetzt auch von selbst viel intelligenter, starten eigene Läufe und antizipieren unsere Spielzüge. Noch signifikanter fällt der Unterschied allerdings in der Defensive aus: Während uns die CPU in FIFA 20 oft einen Großteil der Arbeit abgenommen hat, ist dieses Jahr manuelles Verteidigen Pflicht. Gut getimte Tacklings und Grätschen sind nun ein absolutes Muss.

Dass die Abwehrarbeit deutlich anspruchsvoller ausfällt, zeichnet sich auch in unseren bisherigen Online-Partien ab: Die Spiele, in denen insgesamt weniger als fünf Tore fallen, sind aktuell noch eine Seltenheit. Die Wichtigkeit der manuellen Verteidigung muss erst noch in die Spielerhirne sickern. Gepaart mit einem etwas langsameren Spieltempo und präziseren Dribblings beschert uns Electronic Arts damit das beste Gameplay seit Einführung der Frostbite-Engine in die Serie. Hoffen wir mal, dass daran nicht wieder per Patch herumgeschraubt wird.

Nachdem sie im Vorgänger quasi nutzlos waren, sind Flanken in FIFA 21 wieder ein probates Mittel. Nachdem sie im Vorgänger quasi nutzlos waren, sind Flanken in FIFA 21 wieder ein probates Mittel.

Wie gut sind die Neuerungen im Karrieremodus?

Zwar besagt eine alte Fußballweisheit »entscheidend is' auf'm Platz«, doch auch abseits des Spielfeldes macht FIFA 21 kleine Schritte nach vorne. Zwar gibt es dieses Mal keine revolutionären Veränderungen, aber dafür einige willkommene, zusätzliche Elemente.

Beispielsweise im Karrieremodus, für dessen Neuerungen sich FIFA offensichtlich großzügig vom Football Manager 2020 inspirieren ließ. Die neue »Interaktive Matchsimulation« erinnert optisch eindeutig an den 2D-Modus des Managerspiels: Kleine Punkte huschen hier über den Rasen und kicken einen noch kleineren Punkt hin und her. Während dies beim FM hervorragend funktioniert und wir in der minimalistischen Optik mit etwas Fantasie hochrealistische Partien zu sehen bekommen, sind die Spiele in FIFA 21 höchstens zweckmäßig.

Die »Interaktive Spielsimulation« im Karrieremodus erinnert optisch an den Football Manager, die Darstellung der Partien ist aber vergleichsweise zweckmäßig. Die »Interaktive Spielsimulation« im Karrieremodus erinnert optisch an den Football Manager, die Darstellung der Partien ist aber vergleichsweise zweckmäßig.

Der große Vorteil ist hier allerdings, dass wir jederzeit nahtlos in den Live-Modus wechseln und die Partien selbst weiterspielen können. Besonders Spieler, die gerne schnell eine Saison durchspielen, profitieren davon: Statt alle Matches per Schnellsimulation zu berechnen, hat man nun die Möglichkeit, in schweren Begegnungen erstmal zu schauen, wie es fürs eigene Team läuft - droht eine Niederlage, übernehmen wir die Kontrolle, schießen unser Team in Führung und schauen uns den Rest wieder gemütlich von der Seitenlinie aus an.

Als Highlight entpuppt sich im Test aber die neue Spielerentwicklung: Endlich können wir Spieler umschulen und so beispielsweise einen Außenverteidiger zum Flügelstürmer umtrainieren. Insbesondere bei unseren talentierten Jugendspielern lohnt es sich, ihre stärksten Werte zu berücksichtigen und dementsprechend frühzeitig die passende Position zu wählen. Von der Tiefe eines Football Managers ist der Karrieremodus hier natürlich weiterhin meilenweit entfernt, aber dafür sind die neuen Features wieder zugänglich und auch für Gelegenheitsmanager schnell zu begreifen.

Das einzige Ärgernis, das uns in unserer ersten Testsaison auffiel: Die KI glänzt weiterhin mit fragwürdigen Neuverpflichtungen. Als Wolfsburg-Manager war unsere erste Amtshandlung beispielsweise, überflüssige Spieler loszuwerden. Doch wer gibt hier als erstes ein Angebot für den viel zu schwachen Jeffrey Bruma ab? Tatsächlich Borussia Dortmund. Und die wollen uns sogar fast fünf Millionen Euro zahlen. Für so einen Transfer wäre Michael Zorc im echten Leben wohl umgehend gefeuert worden.

Unsere Spieler können wir im Karrieremodus endlich neue Positionen erlernen lassen. Dies lohnt sich vor allem bei jungen Spielern und Talenten. Unsere Spieler können wir im Karrieremodus endlich neue Positionen erlernen lassen. Dies lohnt sich vor allem bei jungen Spielern und Talenten.

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