Neuer Ärger um FIFA Ultimate Team: Lootbox-Leak zwingt EA zu einem Statement

Ein internes Dokument wirft ein schlechtes Licht auf EA. Der FIFA-21-Publisher fühlt sich missverstanden.

FIFA hat seine x-te Lootbox-Kontroverse. Diesmal sorgt ein geleaktes Dokument für Wirbel. FIFA hat seine x-te Lootbox-Kontroverse. Diesmal sorgt ein geleaktes Dokument für Wirbel.

Ein Insider ließ eine interne Präsentation von EA an die kanadische Zeitung CBC durchsickern. Darin ist davon die Rede, wie der Publisher seine Spieler aktiv in den Lootbox-Modus FIFA Ultimate Team drängt und zum Investieren von Echtgeld treibt. EA sah sich gezwungen, Stellung zu beziehen.

Die Debatte über Lootboxen im Allgemeinen und die Gefahren von FIFA Ultimate Team im Besonderen schwelt seit Jahren. Mit dem brisanten Bericht nimmt sie nun wieder an Fahrt auf. Wir geben die jüngsten Ereignisse wieder.

Warum der Suchtfaktor von Spielen kein Zufall, sondern Berechnung ist, legt Branchenexpertin Petra Fröhlich in ihrer Kolumne dar:

Hochbrisanter Bericht

Der anonyme Insider, der sich entschloss, eine interne EA-Präsentation an die Öffentlichkeit zu bringen, erklärt eine gewisse Hilflosigkeit als Motivation für den Schritt. So würden sich viele Mitarbeiter in der Spielebranche unwohl fühlen, wenn es um Lootboxen geht. Allerdings wüssten sie sich nicht zu helfen:

Wir können nicht wirklich etwas dagegen tun, denn letztlich versucht das Unternehmen, Geld zu verdienen und die Investoren zufriedenzustellen.

EA behauptete in der Vergangenheit mehrfach, dass der Modus FIFA Ultimate Team optional sei, genau wie das Investieren nicht nötig sei, da die Echtgeldwährung FIFA Coins auch per Gameplay erspielt werden kann.

Das geleakte Dokument, das nur für Mitarbeiter gedacht war, zeigt aber, dass EA alles daran setzt, Spieler zu FUT zu bringen. Darin steht unter anderem:

  1. Wir haben derzeit mehr aktive Spieler in FIFA als je zuvor (über 5,3 Millionen tägliche Nutzer, über 3 Millionen in FUT).
  2. Das Team konzentriert sich voll und ganz darauf, die aktuellen Spieler bis Mitte September zu fesseln [engl. »to engage«].
  3. Spieler werden den ganzen Sommer über aktiv angeschrieben und zur Konvertierung animiert.
  4. FUT ist der Eckpfeiler und wir unternehmen alles, um Spieler dorthin zu treiben.
  5. Die Rückkehr des Fußball [aus der Pandemie] wird uns nur helfen und die Pläne sind bereit.

Demnach liegt der hochprofitable FUT-Modus im Fokus von EA. Der Publisher lässt anscheinend nichts unversucht, um Spieler von FIFA zum »Konvertieren« zu bringen. Damit ist vermutlich gemeint, möglichst viele Spieler dazu zu bringen, in den FUT-Modus zu wechseln.

Auf einer weiteren Seite der geleakten Präsentation spricht EA von: »Alle Straßen führen zu FUT«. Daher werde versucht, Spieler mithilfe von Teasern und elektronischen Nachrichten von anderen Spielmodi zu Ultimate Team fließen zu lassen.

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Was FUT so heikel macht

FIFA Ultimate Team dreht sich komplett um Lootboxen, denn darin erhält man besonders starke Spieler für das eigene Team, um in den Wettbewerben gegen andere Spieler Erfolge einzufahren. Die sogenannten Kartenpakete sind undurchsichtig und basieren auf Zufall. Die wertvollsten Spieler haben verschwindend geringe Wahrscheinlichkeiten, in so einem Paket aufzutauchen.

Das bereitet indes den Boden für einen florierenden Schwarzmarkt, obgleich EA in der Vergangenheit versucht hat, dagegen vorzugehen. Denn die Unterscheidung ist wichtig: Laut der Definition vieler Länder handelt es sich erst um richtiges Glücksspiel, wenn man sich Geld auszahlen lassen kann. Dies ist theoretisch durch den Schwarzmarkt möglich.

Wo die großen Gefahren von Lootboxen liegen, haben wir für euch aufbereitet:

EA bezieht Stellung

In einem Statement geht EA nun auf die Causa ein. Der Publisher wirft CBC vor, für eine »Sensations-Story« die Fakten zu »fehlinterpretieren«. Danach erklärt EA seine Sicht der Dinge.

So versuche man ständig, mehr Spieler »in unsere Modi« zu bringen. Allerdings »drängt« EA die Spieler nicht, Geld auszugeben. Auch wolle man nicht den Eindruck erwecken, dass Geld ausgeben besser sei als FIFA Coins kostenlos zu erspielen.

Dem halten Kritiker indes seit Jahren entgegen, dass der Grind nach Coins zu frustrierend sei. Um bei den besten Spielern in FUT mitspielen zu können, komme man ums Geld ausgeben nicht herum.

EA erklärt, dass der Sommer eine sehr aktive Zeit in der Community sei, was es nicht ungewöhnlich macht, dass FIFA zu dieser Zeit besondere Aufmerksamkeit bekommt. Ferner würde nichts in dem internen Dokument dem öffentlichen Standpunkt von EA widersprechen.

Nichts in dem durchgesickerten Dokument widerspricht dem in irgendeiner Weise - es zeigt, wie wir das Engagement in unserem Spiel während der Sommerperiode unterstützen, nicht die Ausgaben.

Auch hinsichtlich der Gefahr für junge Menschen, die durch die glücksspielähnlichen Mechaniken von FIFA Ultimate Team auf die schiefe Bahn geraten könnten, sieht EA sich auf der richtigen Seite. So stelle EA Konten zur Verfügung, die Eltern Kontrolle ermöglichten. Sogar Spieler können sich selbst regulieren, indem sie mithilfe von FIFA Playtime Grenzen setzen.

Auch ermutige EA junge Spieler nicht zum Geldausgeben. Diese Aussage wird jedoch angezweifelt, da erst vor kurzem eine Werbeanzeige für Ultimate Team aus einem britischen Spielzeugmagazin entfernt werden musste. Darin wurde unter anderem das Ausgeben von FIFA Points (der Echtgeldwährung) explizit betont.

Schließlicht pocht EA darauf, dass die Lootboxen in FIFA Ultimate Team kein Glückkspiel seien. Das sahen Gesetzgeber in Belgien allerdings anders, wo Lootboxen in Spielen seit 2018 unter Glücksspiel fallen. Auch in zahlreichen anderen Ländern werden stärkere Regulierung gefordert oder bereits aktiv vorbereitet.

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