GTA: The Trilogy: Dieses Remaster ist genau das, was ich wollte

Meinung: Grand Theft Auto: The Trilogy - Definitive Edition wird die Gemüter spalten, aber für Dimi ist es genau so viel Remaster, wie GTA bekommen darf.

Keine Sorge, ich werde fleißig mitmuffeln, wenn GTA: The Trilogy - The Definitive Edition am Release-Tag ruckelt, stockt und abstürzt wie die Requisite eines alten Buster-Keaton-Stunts. Wenn all die Träume eines Remasters von GTA 3, Vice City und San Andreas platzen, weil die Unreal Engine sich an den Überarbeitungen die Zähne ausbeißt. Und ja, ich finde die überarbeiteten Charaktere auch ein bisschen ... goofy.

Aber weil ich unter unserem großen Übersichts-Artikel mit allen Infos zum GTA-Remaster jetzt schon so viele Buh- und Bäh-Rufe aus der Community lese, dass Rockstar hier einfach nicht genug liefert, stelle ich mich jetzt mal mit wallendem Haar in die Brandung möglicher Shit-Stürme und kontere mit positiver Euphorie! Leute, dieses Remaster ist genau das, was ich will - gerade weil Rockstar nicht übertreibt.

Hier bleibt alles so, wie's ist!

GTA: The Trilogy sieht im ersten Trailer genau so aus, wie ich mich an die alten GTAs erinnere:

GTA: The Trilogy - Definitive Edition - Trailer zeigt endlich Spielszenen aus dem Remaster Video starten 0:58 GTA: The Trilogy - Definitive Edition - Trailer zeigt endlich Spielszenen aus dem Remaster

Und das ist wichtig. Vor ein paar Monaten habe ich mal wieder Hitman 2 gespielt (also das erste Hitman 2, nicht das zweite Hitman 2) und mir ist vor Schreck fast die Klaviersaite ins vergiftete Müsli geplumpst. Seit Jahren posaune ich von den Dächern, dass kein Hitman jemals an Levelvielfalt, Atmosphäre und Story von Hitman 2: Silent Assassin rankommt, wie toll es aussah und die Musik und die Silver Ballers und die Physik - und dann macht das tatsächliche Spielen 2021 grotesk wenig Spaß.

Wie habe ich das als Jungspund bloß ausgehalten? Jede Betäubung mit Chloroform dauert so lange, dass Feinde in der Zeit wahrscheinlich eh ins Bett gegangen wären. Bedienung, Menüs, Balancing, Schleichgeschwindigkeit, schrecklich, mir blutet das Herz. Manche Spiele sollte man lieber in Erinnerung behalten, statt sie wirklich nochmal zu spielen. Und das hat das GTA-Remaster offenbar verstanden.

Wenn ich mir die Änderungen des Remasters durchlese, sehe ich eine eifrige Rockstar-Team-Diskussion vor mir, in der zumindest eine Person sagt: Leute, Karten auf den Tisch, GTA Vice City spielt sich heute einfach nicht mehr rund. Auf der Konsole verknote ich mir beim Schießen die Finger, auf dem PC sind Drive-Bys eine Katastrophe und nach jeder gescheiterten Mission wache ich im Krankenhaus auf und muss erst wieder zum Auftrag fahren? Lasst uns das alles aus dem Fenster werfen und GTA so machen, wie heute die Leute glauben, dass es sich damals angefühlt hat.

Und genau das will ich. Ein Remaster, das meine Erinnerungen kuratiert, sie 2021 wieder möglich macht. Denn ein Remake zu GTA 3 gibt's schließlich schon - es heißt GTA 4. San Andreas hat GTA 5. Und Vice City eventuell GTA 6.

Grove Street. Home. At least it was before I fucked everything up.

Eine Neuauflage von GTA San Andreas muss für mich nicht das Fahrrad neu erfinden, mit dem ich aus dem schlimmsten Gebiet der Welt entkomme: Rolling Heights Ballas country. Ah shit, here we go again. Die Grove Street soll bitte genau dieselbe heruntergekommene Sackgasse sein wie damals - ich will nochmal erleben, wie Big Smoke mir beinahe den Baseballschläger über die Rummel zieht, bevor wir gemeinsam zur Beerdigung von CJs Mutter fahren, den Beschuss der Ballers überleben, die Proleten mit den Bikes durch Downtown-Los-Santos verfolgen. Ein Remake würde all das neu inszenieren mit neuen Sprechern, neuer Kamera, neuen Dialogen. Viel zu viel!

Ich will mit Claude und 8Ball aus demselben Gefangenentransporter flüchten wie 2001 und nicht aus irgendeiner fancy Smartphone-Ära-Neuauflage. Lasst dem Opa seine Nostalgie! Selbst 20 Jahre später erinnere ich mich an die verregnete, neblige Brücke in Liberty City, bevor die Bombe hochgeht. An den fluchenden 8Ball, den stummen Claude, die erste Fahrt durch den Großstadt-Moloch, in dem überall alte Zeitungen über die Bürgersteige wehen, und meinen ersten Unterschlupf inmitten von Chinatown-Wäschereien und heruntergekommenen Mafia-Spelunken.

Aber uff, sieht das altbacken aus, wenn ich's mir jetzt auf YouTube nochmal anschaue. 3D-Grafik reift in der eigenen Vorstellung wie guter Wein - aber definitiv nicht in der Realität.

Vor ein paar Wochen habe ich noch lautstark darüber gezetert, dass Nostalgie alleine nicht reichen wird. Mittlerweile muss ich das präzisieren: Rockstar darf sich nicht auf Nostalgie alleine verlassen, denn ein halbherziges Remaster zerstört den Glanz von damals eher, statt ihn zu renovieren. Und Rockstar neigt nun mal dazu, sich auf dem Ruhm von einst auszuruhen. GTA 5 wird wahrscheinlich noch für die PlayStation 8 erscheinen. Ich habe damit gerechnet, dass das Remaster der Oldies in erster Linie ein bisschen Textur-Aufhübschung hier, ein bisschen 4K-Auflösung dort wird. Aber die Definitive Edition geht in meinen Augen genau so nah an die Grenze eines Remakes heran, wie sie es darf.

Lichtstimmungen, Texturen, Reflexionen - da darf Rockstar gerne auftragen und polieren, frisieren und verbessern. Höhere Sichtweiten, bessere Wind- und Wettereffekte, überarbeitete Texturen, Shader, ja, immer her damit. Falls sogar die schreckliche Flugschule in San Andreas überarbeitet wird, schenke ich dem Remaster einen Kniefall. Luft nach oben ist immer: Gebt mir einen Multiplayer, eine erweiterte Open World, zusätzliche Gameplay-Mechaniken, nehme ich alles.

Hach. Hach.

Aber was ich brauche, ist in erster Linie eine Reise zurück in meine Erinnerungen. GTA 3 nochmal so schön erleben, wie ich es damals empfunden habe. Ohne dass der Zahn der Zeit mir all die Makel aufzeigt, die ich heute einfach nicht mehr übersehen kann. Und weil das bisher Gezeigte der GTA Trilogy mir genau das verspricht, wippe ich schon seit Freitagnachmittag unentwegt mit dem Fuß, während in meinem Ohr O Mio Babbino Caro als Hudson Mohawke Remix läuft. Gepriesen seien die Leute, die auf YouTube Extended-Versionen von Videospielmusik hochladen. Ich habe so Bock auf die alten GTAs.

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