Lootboxen - Auch Belgien sieht Glücksspiel vorliegen, fordert Maßnahmen

Die Glücksspiel-Debatte um Lootboxen greift um sich und gewinnt an Fahrt. Jetzt fordert Belgien Entwickler zu Anpassungen auf, sonst drohen empfindliche Strafen.

Gar nicht so harmlos? Die Belgische Glücksspielkommision sieht Lootboxen als Gefahr. Gar nicht so harmlos? Die Belgische Glücksspielkommision sieht Lootboxen als Gefahr.

Nach Einschätzung der Belgischen Glücksspielkommission stellen Lootboxen in einigen Computerspielen, und das System mit dem sie verteilt werden, eine ernsthafte Bedrohung für die geistige Gesundheit Heranwachsender dar. Um dieses Gefahrenpotenzial zu prüfen, wurden vier Spiele getestet. Ende 2017 leiteten sie eine entsprechende Untersuchung ein und präsentierten nun ihre Ergebnisse.

Wie die belgische Nachrichtenseite De Standaard vermeldete, fordern die Experten jetzt Anpassungen von den Entwicklern von Overwatch, FIFA 18 und Counter-Strike: Global Offensive. Damit folgen sie direkt in den Spuren ihrer niederländischen Kollegen, die zuvor ähnliche Forderungen stellten. Nicht auszuschließen, dass sich die europäischen Kollegen miteinander abgestimmt haben.

Das sagt die Kommission

Laut Kommision müssen mehrere Bedingungen erfüllt sein, damit ein Spiel als Glücksspiel gelte und damit härteren Regulierungen bedürfe. Zunächst muss das betreffende Spiel-Element mit Verpflichtungen verbunden sein, es muss einen Gewinn oder Verlust anbieten und zudem muss Zufall im Spiel sein. Peter Naessens von der Belgischen Glücksspielkommision dazu:

"Das Bezahlen von Lootboxen ist kein unschuldiger Teil von Videospielen, die als Geschicklichkeitsspiel auftreten. Die Spieler werden in Versuchung und in die Irre geführt, und keine Schutzmaßnahmen bezüglich Glücksspiels werden angewandt."

Auf drei der vier überprüften Spiele treffe dies zu. Als Ergebnis schlussfolgern die Experten, dass diese Titel illegales Glückspiel anbieten. FIFA 18 findet Erwähnung, da besonders teure Kartenpakete gezielt mit Cristiano Ronaldo beworben würden. In Anbetracht dieser Praktik fürchtet die Kommission, dass junge Menschen in ihrer Entwicklung Schaden nehmen, da suggeriert würde, dass Glücksspiel etwas Normales sei. Das könnte später ein größeres Risiko bedeuten, an Glücksspielabhängigkeit zu erkranken.

Star Wars: Battlefront 2 ist der einzige der drei getesteten Titel, der nicht betroffen ist, da die Entwickler die Lootboxen zunächst wieder aus dem Spiel entfernten. Entsprechend ist anzunehmen, dass die kürzliche Rückkehr der Mikrotransaktionen in Battlefront 2 in den Bericht der Kommission noch nicht einfließt.

Klare Ansage

Der belgische Justizminister Koen Geens sucht nun den Dialog mit der Spieleindustrie. Tritt dadurch nicht der gewünschte Effekt ein, nämlich Anpassungen an den betreffenden Spielen, sollen Geldstrafen von bis zu 800.000 Euro oder fünf Jahren Haft folgen. Diese Strafen können sich nochmal verdoppeln, wenn nachweislich Minderjährige zu Schaden kommen. Nach Willen des Ministers soll es in Zukunft keine Ingame-Käufe mehr geben, bei denen man nicht weiß, was man am Ende für sein Geld bekommt.

International gewinnt die Debatte um das Glückspiel-Potenzial von Lootboxen also weiter an Fahrt, beispielsweise in den USA und in Südkorea. Nachdem das Jahr 2017 zahlreiche Kontroversen wie den Battlefront-Shitstorm auslöste, wurde es von uns sogar zum Jahr der Lootbox gekürt.

Deutsche Entwickler über Lootboxen - »Die Spieler sind selbst dran Schuld.« Video starten PLUS 23:05 Deutsche Entwickler über Lootboxen - »Die Spieler sind selbst dran Schuld.«

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