Saints Row angespielt: Ich habe mich geirrt!

Eigentlich hatte Vali für Saints Row keine großen Hoffnungen. Doch jetzt konnte er das 2022er-Reboot zum ersten Mal selbst spielen. Das konnte ihn tatsächlich umstimmen.

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Es ist kein Geheimnis, dass ich mich bisher nicht so recht auf Saints Row freuen konnte. Klar, für die Reihe war das Reboot unvermeidbar und eine Rückkehr zu den Gangster-Wurzeln begrüße ich allemal. Doch bis auf den fantastischen Charakter-Editor ließen mich Gameplay, Grafik und die neue Figurenkonstellation erschreckend kalt. Entsprechend skeptisch war ich, ob das am 23. August 2022 erscheinende Open World-Spiel überhaupt was werden kann.

Jetzt durfte ich Saints Row zum ersten Mal persönlich anspielen und darf frohen Mutes verkünden: Ich habe mich geirrt! So ist das Reboot zwar nicht makellos, aber es birgt allemal nicht zu unterschätzendes Spaßpotenzial. Was mir beim circa dreistündigen Anspielen von Saints Row gefallen und missfallen hat, fasse ich in der folgenden Preview für euch zusammen.

Vali Aschenbrenner
Vali Aschenbrenner

Für Vali hat Saints Row bereits mit Teil 2 seinen Zenith erreicht - trotz maroder Grafik und ungelenkem Gameplay. Sämtliche Fortsetzungen beherbergten natürlich auch ihren Reiz. An die Story, Präsentation und Entscheidungsfreiheit von Saints Row 2 kam in Valis Augen aber keine davon heran.

Was ich nach dem Anspielen von Saints Row halte

Die Story

Volition setzt mit dem neuen Saints Row alles auf Anfang. Diesmal muss weder die Welt, noch das Universum oder die Hölle gerettet werden, stattdessen geht es einfach nur wieder darum, als Gang-Anführer die Kontrolle über eine Stadt an sich zu reißen. Und genau das hat Volition gewohnt unterhaltsam und gleichzeitig mit viel Witz und Charme in Szene gesetzt - zumindest, soweit ich das auf Basis einer Handvoll erster Hauptmissionen beurteilen kann.

Nur wenige bis gar keine Gags gehen dabei unter die Gürtellinie. In meinen Augen eine erfrischende und dringend nötige Abwechslung, war diese Art von Saints Row-typischem Humor spätestens bei Gat out of Hell längst ausgelutscht. Stattdessen setzt das Reboot jetzt auf viel Situationskomik und gewitzte Dialoge, die mich, wenn nicht zum Lachen, wenigstens zum Schmunzeln gebracht haben.

Gleichzeitig erfindet Saints Row das Rad nicht neu, sondern besinnt sich ebenso auf altbekannte Schemata zurück - zumindest, was Pro- und -Antagonisten angeht. So wirken beispielsweise die verfeindeten Los Pantheros wie die Luchadores aus Saints Row: The Third oder eben die Bruderschaft aus Saints Row 2. Die Idols erinnern wiederum stark an die Deckers, die ich ebenfalls schon in Teil 3 aufmischen durfte.

Habe ich diese Gang nicht schon mindestens zwei Mal in ihre Knie gezwungen? Habe ich diese Gang nicht schon mindestens zwei Mal in ihre Knie gezwungen?

Das mag ein wenig uninspiriert wirken, aber könnte genau aus diesem Grund den Nerv altbekannter Saints Row-Veteranen treffen. Immerhin möchte Volition nicht nur seine vertraute Spielerschaft begeistern, sondern auch völlig neue Kunden gewinnen. Ein gewagtes Kunststück, was zur wohl unter anderem zur Identitätskrise von Saints Row geführt hat, wie Peter bereits in seiner Kolumne analysiert:

Der einzige große Knackpunkt: In der Geschichte von Saints Row sind der Boss, Kevin, Neenah und Eli von Anfang an miteinander befreundet. Wie sie sich kennenlernen, miteinander verbrüdern und zu so etwas wie einer kleinen Familie werden, erfahre ich zumindest in den ersten paar Spielstunden nicht. Um zu zeigen, wie gut die neuen Saints miteinander befreundet sind, wird die ganze Zeit betont, wie gut die Saints miteinander befreundet sind. Und das funktioniert gar nicht mal so gut, wirkt eher erzwungen und wenig authentisch. 

Ob das im weiteren Spielverlauf im Zuge von Rückblenden genauer erläutert wird, kann ich zum aktuellen Zeitpunkt nicht beurteilen. Statt mich vor vorhandene Tatsachen und Konstellationen zu setzen, wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, meine Gangmitglieder nach und nach kennenzulernen - eben, wie es schon in den Vorgängern hervorragend funktioniert hat.

Saints Row - Trailer stellt euch Charaktere, Fraktionen und die Spielwelt des Reboots vor Video starten 7:14 Saints Row - Trailer stellt euch Charaktere, Fraktionen und die Spielwelt des Reboots vor

Das Gameplay

Mein erster Eindruck zum Gameplay von Saints Row hat mich nicht getäuscht. Spielerisch hebt sich der neueste Teil wirklich nur bedingt von seinen Vorgängern ab. So gibt es kein Deckungssystem und ich laufe unterm Kugelhagel wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend. Das hat mich zuerst ernüchtert, ich hätte knapp zehn Jahre nach Saints Row 3 definitiv mehr erwartet.

Beim Anspielen stellte ich jedoch fest: Auch ohne spielerische Revolution spielt sich Saints Row verdammt spaßig. Stattdessen gibt’s eben eine Evolution und das Gameplay wurde spürbar im Detail verbessert. So bin ich beispielsweise wesentlich agiler und flinker unterwegs, kann mich mittels Ausweichrollen aus der Schusslinie der Gegner befördern und mit neuen freischaltbaren Spezialfähigkeiten Minen oder Rauchbomben um mich schmeißen.

Das neue Saints Row wird wieder realistischer - aber auch nicht zu realistisch. Das neue Saints Row wird wieder realistischer - aber auch nicht zu realistisch.

Ebenso erfordern vermehrt unterschiedlich auftauchende Gegnertypen dynamisches Umdenken. Das ist jetzt zwar nicht super komplex - manch Widersacher blockt zum Beispiel Beschuss und muss ausmanövriert werden - lockert das Spielgeschehen aber spürbar auf.

Auch Autos und Motorräder steuern sich immer noch gewohnt arcade-ig, einen realistischen Anspruch wie zum Beispiel GTA 5 verfolgt Saints Row natürlich nicht. Dafür steuern sich vor allem modifizierte Fahrzeuge wesentlich präziser und nicht länger wie ein Stück Butter in der Pfanne. Außerdem kann ich jetzt gezielt nach links und rechts ausscheren, so meine Verfolger rammen und mich ihrer entledigen. Die überdrehte Physik macht hier zusätzlich Spaß, wenn ich so beispielsweise Polizeiautos mit Leichtigkeit in einem Ball aus Feuer aufgehen lasse.

Während meiner Anspiel-Session bin ich lediglich mit dem neuen System zur Selbstheilung nicht so recht klar gekommen. So muss ich meine Feinde aus dem Gleichgewicht ballern oder prügeln und mit einem Finisher in die Knie zwingen, um so meinen Lebensbalken aufzufüllen. Vergleichbar mit Doom soll das aggressives Vorgehen belohnen. Wann ein Widersacher zum Stolpern anfängt, erschien mir aber bisher willkürlich und unberechenbar. 

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Die Open World

Die Spielwelt von Saints Row ist wirklich prall gefüllt mit Aktivitäten. An allen Ecken und Enden finden sich Sammelobjekte, Nebenmissionen oder einfach nur Beschäftigungstherapien. Von einer Wingsuit-Herausforderung über Attentatsmissionen bis zu Helikopter-Diebstählen steht mir von Anfang an eine richtig bunte Mischung aus Aktivitäten zur Verfügung, die nicht an Belohnungen in der Form von Bargeld und Erfahrungspunkten geizen.

Damit motivieren die neben ihrem Spielspaß-Potenzial gleich doppelt, bietet Saints Row in den ersten Spielstunden eine ganze Palette an Klamotten, Waffen, Autos und Anpassungsmöglichkeiten, die nach meiner Ingame-Währung hungern. Spannend dürfte jedoch werden, wie spaßig und abwechslungsreich das langfristig ausfällt. Sollte aber der bunte Mix in späteren Spielstunden aufrechterhalten bleiben, bin ich diesbezüglich recht optimistisch.

Die Nebenmissionen von Saints Row machen einen vertrauten und spaßigen Eindruck, dürfen auf Dauer nur nicht zur Fleißarbeit verkommen. Die Nebenmissionen von Saints Row machen einen vertrauten und spaßigen Eindruck, dürfen auf Dauer nur nicht zur Fleißarbeit verkommen.

Allerdings sollte sich der ein oder andere interessierte Spielefan darauf einstellen, dass euch definitiv eine Map voller Icons zum Abarbeiten erwartet. Und ob die Open World abseits davon auch etwas zum Entdecken bietet, kann ich zum aktuellen Zeitpunkt schlichtweg nicht beurteilen. 

In meiner begrenzten Zeit mit Saints Row habe ich mich von der Wegfindung von Mission zu Mission führen lassen, bis auf ein von NPCs gezündetes Feuerwerk am Wegesrand ist mir eigentlich nichts Nennenswertes aufgefallen. Das wäre für das finale Spiel eindeutig zu wenig, würde sich die Spielwelt damit recht leblos und statisch anfühlen. Abwarten.

Saints Row - Entwickler stellen euch die Distrikte von Santo Ileso vor Video starten 2:00 Saints Row - Entwickler stellen euch die Distrikte von Santo Ileso vor

Die Grafik

Visuell haut mich Saints Row nicht aus den Socken. Das Spiel sieht grundsätzlich okay aus, also nicht wirklich schlecht und auch nicht wirklich gut. Die Gesichtsanimationen sind rudimentär und erfüllen ihren Zweck, während die Spielwelt selbst einen soliden und unaufgeregten Eindruck macht. 

Allerdings enttäuscht die Weitsicht, denn bei weiter entfernten Objekten kam es in meiner Preview-Version zu unschönem Kantenflimmern, was Volition bis zum Release hoffentlich noch in den Griff bekommt. Wer großen Wert auf Grafik legt, ist bei Saints Row an der falschen Adresse. Das ist nicht unbedingt etwas Neues, war die Reihe optisch noch nie ein Knaller, ein wenig mehr hätte ich von einem 2022 erscheinenden GTA-Konkurrenten aber dann doch erwartet.

Saints Row ansehen

Nach dem ersten Anspielen von Saints Row kann ich also Entwarnung geben: Der Reboot wird nicht die Katastrophe, die der ein oder andere Fan - so auch ich selbst - möglicherweise befürchtet hat. Stattdessen kommt hier ein charmant geschriebenes Open World-Abenteuer auf uns zu, welches viele Stärken birgt, aber auch nicht ohne Schwächen auskommt. Wie viel Saints Row letztendlich zu bieten hat, zeigt sich letztendlich zum Release am 23. August 2022.

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