Es war ein riesiger Entsorgungscontainer, des das Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden (AAW), eine Vereinigung betroffener Familien durch den Amoklauf in Winnenden im März 2009, am Samstag in der Stuttgarter Innenstadt aufgestellt hatte. Der Zweck der Aktion: Eine Art öffentlichen Abfalleimer für »Killerspiele« zu schaffen, in dem jedermann freiwillig seine Exemplare von Counterstrike, Battlefield & Co entsorgen kann. Und damit gleichzeitig aufmerksam zu machen auf die Gefahr, die nach Meinung des AAW von »Tötungssimulationen« ausgeht. In letzter Konsequenz ist eines der Ziele des Aktionsbündnisses, dass »Killerspiele« verboten werden, »die dazu dienen, Menschen zu ermorden.« In dem Abrisscontainer des AAW hätten viele zehntausend Spiele Platz gefunden. Am Ende waren es drei.
»Täter lernte durch Killerspiele«
Wenige Hundert Meter vom AAW-Stand entfernt hatte sich kurzfristig eine Abordnung des Verbands für Deutschlands Video- und Computerspieler (VDVC) eingefunden, um mit Mitgliedern der Piratenpartei eine Gegenaktion zu starten.
»Wir setzen uns gegen die Vernichtung von anerkanntem Kulturgut ein«, erklärte Patrik Schönfeldt, stellvertretender Vorsitzender des VDVC. »Es ist Schwachsinn, Actionspiele in Verbindung mit Amoktaten zu bringen. Darüber wollen wir Passanten aufklären«, ergänzte Piraten-Sprecher Konstantin Lübeck.
Hardy Schober, Gründer des Aktionsbündnisses, sieht das anders: »Killerspiele« seien ein »Kettenglied« für solche Taten. Schober verlor während des Amoklaufs, bei dem der 17-jährige Tim Kretschmer am 11. März in Winnenden und Wendlingen 15 Menschen und sich selbst tötete, seine Tochter. »Der Täter hat durch diese Spiele erlernt, professionell mit einer Waffe umzugehen.« Auf Nachfrage, ob er damit das Zielen meine, ließ er ein: »Nein, das kann man damit nicht lernen, da haben Sie Recht. Aber die Vorgehensweise.«
Nur drei Spiele entsorgt
Die Stuttgarter schienen hingegen nicht der Meinung zu sein, dass ein pauschales Verbot von Action-Spielen nötig ist.
Obwohl es ein handsigniertes Trikot der Fußballnationalelf zu gewinnen gab, zählten wir bis 16 Uhr drei Titel, die neben zwei undefinierbaren Pappschachteln im Container lagen: GTA: San Andreas (ab 16 Jahre), das Konsolen-Prügelspiel Def Jam: Fight for NY und OpenArena, den Klon eines indizierten Ego-Shooters der Firma id Software. Das Letztgenannte hatten ironischerweise die Piraten mitgebracht, wie uns Jungpolitiker Sebastian Staudenmaier sagte. »Zu Informationszwecken. Damit sich die AAW-Verantwortlichen mal ein Spiel für Erwachsene ansehen können.«
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