Ich liebe The Boys, aber nach Staffel 4 bin ich heilfroh, dass die Serie bald endet

Staffel 5 wird die letzte für The Boys. Und wenn ihr Vali fragt, ist das die genau richtige Entscheidung für die brutale Anti-Superhelden-Serie.

TV-Serien wie Breaking Bad oder Bojack Horseman wussten, wann sie enden mussten. Hoffentlich gelingt The Boys ein ähnlich befriedigendes Finale. Bildquelle: Amazon Studios TV-Serien wie Breaking Bad oder Bojack Horseman wussten, wann sie enden mussten. Hoffentlich gelingt The Boys ein ähnlich befriedigendes Finale. Bildquelle: Amazon Studios

Alles Gute hat ein Ende - so auch The Boys. So findet mit Staffel 5 eine meiner absoluten Lieblings-Serie offiziell ihren Abschluss. Und das löst gemischte Gefühle bei mir aus: Denn natürlich würde ich gerne weiterhin Butcher, Hughie, MM, Kimiko und Frenchie dabei begleiten, wie sie ungezogenen Superhelden auf die Finger klopfen.

Doch wenn mir Staffel 4 etwas bewiesen hat, dann vor allem eins: Mit The Boys kann es nicht ewig weitergehen. Und bevor sich die wirklich ausgezeichnete Serie in Bedeutungslosigkeit verliert, sollte sie unbedingt lieber ein anständiges Ende spendiert bekommen. Das hat sich The Boys definitiv verdient.

Vali Aschenbrenner
Vali Aschenbrenner

Über den Autor: Ob Preacher, Punisher oder The Boys - Valis Comicregal ist mit Geschichten von Autor Garth Ennis prall gefüllt. Für seine erwachsenen, bitterbösen und teilweise urkomischen Geschichten hat Vali definitiv eine große Schwäche. Auch, wenn dessen Comics freilich nicht perfekt sind und teilweise durch eine Serien-Adaption signifikant verbessert werden könne. Das Paradebeispiel hierfür ist in Valis Augen nun mal The Boys.

Fünf Staffeln The Boys - oder doch lieber 15?

Eigentlich stand schon vor Jahren fest, dass nach fünf Staffeln The Boys Schluss sein soll. Das stellte Showrunner Eric Kripke zumindest noch 2020 (via X, ehemals Twitter) in Aussicht, bevor er kurze Zeit später plötzlich zurückruderte.

Über Kripkes Hin und Her lässt sich nur spekulieren. Ich habe meine eigene Theorie: Weil sich The Boys in kürzester Zeit zu einer der erfolgreichsten und beliebtesten Amazon-Serien überhaupt mauserte, dürfte der Konzern Druck gemacht haben. Warum die hauseigene Gelddruckmaschine abschalten, wenn sich noch viel mehr rausholen lässt?

Allerdings sorgte Kripkes Rückzug, was die finale Season-Anzahl angeht, unter Fans für Argwohn und Skepsis (zum Beispiel hier bei Reddit): Würde uns damit ein weiteres Supernatural drohen? Die Serie sollte ursprünglich ebenfalls nur fünf Staffeln umfassen, kam aber letztendlich auf stolze 15!

Mittlerweile laufen bereits drei verschiedene Serien zu The Boys bei Prime Video - und weitere werden noch folgen. Diabolical und Gen V kommen bei Kritikern sowie Fans ebenfalls gut an und es wirkt so, als konnte Eric Kripke basierend darauf seinen Willen bei Amazon durchsetzen.

Jetzt steht offiziell fest, dass Staffel 5 von The Boys die letzte wird und dafür weitere neue Spin-offs und Folgeserien folgen dürften. Das kommt nicht nur bei Fans gut an, sondern zum Beispiel auch beim Homelander-Darsteller Antony Starr persönlich. Er ist der Meinung, dass sich der Cast und die Crew ein richtiges Ende verdient haben.

The Boys und Gen V zeigen im offiziellen Video, wie sich die beiden Amazon-Serien überschneiden Video starten 1:58 The Boys und Gen V zeigen im offiziellen Video, wie sich die beiden Amazon-Serien überschneiden

Warum The Boys mit fünf Staffeln enden muss

Schon vor Staffel 4 stand für mich fest: The Boys läuft Gefahr, sich im Kreis zu drehen. Denn in meinen Augen stellt die Serie zwar eine signifikante Verbesserung gegenüber den Comics dar, doch für eine längere Laufzeit hätte sie einen bestimmten Kniff der Vorlage übernehmen müssen.

In den Comics sind die Seven die absoluten Endgegner für die Boys, die man sich für den Schluss aufhebt. Butcher und Co. legen sich zu jeder Story-Arc mit kleineren Supe-Fischen an und arbeiten sich so die Nahrungskette nach oben. 

Natürlich kommen sich beide Fraktionen immer wieder mal in die Quere, aber an eine direkte Konfrontation traut sich niemand heran. Denn damit würde die Welt in Flammen aufgehen. So entsteht das Gefühl, die Boys würden sich langsam, aber sicher ihrem Ziel nähern und sich so für den letzten großen Kampf in Stellung bringen.

Die direkte Comicvorlage zu The Boys hat freilich ihre Schwächen. Doch ich vermisse an der Serie vor allem eins: Dass Butcher, Hughie und Co. gelegentlich Supes in den Boden stampfen dürfen - und das nicht nur die Ausnahme bleibt. Bildquelle: Amazon Studios. Die direkte Comicvorlage zu The Boys hat freilich ihre Schwächen. Doch ich vermisse an der Serie vor allem eins: Dass Butcher, Hughie und Co. gelegentlich Supes in den Boden stampfen dürfen - und das nicht nur die Ausnahme bleibt. Bildquelle: Amazon Studios.

Die Serie beschränkt sich aber fast ausschließlich auf einen Grabenkampf mit den Seven. Damit wird die Geschichte sehr formelhaft: Die Boys kommen ihrem Ziel, Homelander und Co. auszuschalten, in greifbare Nähe, scheitern aber wieder und wieder in letzter Sekunde, womit die Handlung auf ihren Status Quo zurückfällt.

Das war besonders in Staffel 3 auf schmerzhafte Art und Weise erkennbar. Die eigentlich grandiose Season wird von einem recht enttäuschenden Finale ausgebremst, um sämtliche Spielfiguren für die kommenden Folgen zurück auf ihre Ausgangsposition zu setzen.

Viel Charakter, wenig Story

Dieses Problem von The Boys lässt sich in Staffel 4 nicht mehr ignorieren. Trotz meiner anfänglichen Begeisterung für die neueste Season musste ich feststellen, dass über acht Folgen hinweg der Plot eigentlich nur im Schneckentempo vorankommt. 

Stattdessen konzentrieren sich die neuen Folgen vor allem auf die Entwicklung einzelner Charaktere. Das ist grundsätzlich super, letztendlich fühlt sich Staffel 4 damit aber nur wie der Prolog für das große Finale an. Dabei sollte sich The Boys nicht zwischen der Haupthandlung und der Entwicklung seiner Figuren entscheiden müssen.

So entsteht der Eindruck, The Boys wurde schon kurz vor der Zielgeraden die Puste ausgehen. Damit hätte die Ankündigung des Serien-Endes wahrscheinlich zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können.

The Boys - offizieller Trailer zu Staffel 4 Video starten 2:36 The Boys - offizieller Trailer zu Staffel 4

The Boys darf nicht zu einer Parodie von sich selbst werden 

Gleichzeitig strauchelt The Boys mittlerweile mit seinen brutalen und/oder exzessiven Szenen, für die die Serie längst berühmt-berüchtigt ist. Denn eine Handvoll davon kommt in Staffel 4 ohne erzählerischen Mehrwert daher und scheint sich komplett so auf Schockfaktor zu reduzieren.

Das traurige Paradebeispiel: Der zweifache(!) sexuelle Missbrauch einer männlichen Hauptfigur, bei dem sich Staffel 4 weder die Zeit noch den Raum nimmt, um sich damit kritisch auseinanderzusetzen. Stattdessen bekleckert sich Showrunner Eric Kripke nicht gerade mit Ruhm, in dem er besagte Szenen gegenüber Variety als urkomisch bezeichnet.

Ein Jammer, haben die Serienverantwortlichen eigentlich zuvor oft genug bewiesen, wie vergleichbare Themen im Kontext von The Boys fast schon beispielhaft aufgearbeitet werden können. 

Habe ich The Boys damit bereits abgeschrieben? Mitnichten. Trotz ihrer unweigerlichen Probleme und Schwächen hat mich die vierte Season nach wie vor hervorragend unterhalten.

Ich bin wahnsinnig gespannt darauf, wie die Serie zu ihrem Ende findet und blicke mit einem lachenden und einem weinenden Auge dem großen Finale 2026 entgegen.

Die besten Geschichten wissen, wann sie zu einem Ende kommen müssen. Und ich bin heilfroh, dass The Boys das ebenfalls weiß.

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