Wolcen im Test: So viel Potenzial, so eine Enttäuschung

Wolcen: Lords of Mayhem bietet alle Zutaten, um sich im Action-Rollenspiel-Olymp zu behaupten. Doch im Test zeigt sich, dass der Schuss (noch) gehörig daneben geht.

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Achtung!

Mittlerweile gibt es einen Nachtest zu Wolcen, der nach zwei Jahren eine aktualisierte Wertung vergibt und die Patches seit Release mit einbezieht.

Als der Chef mir befiehlt, Wolcen: Lords of Mayhem zu testen, bin ich erst mal völlig platt, dass es wirklich einen Erscheinungstermin hat. Tatsächlich habe ich das Spiel vor Jahren im Early Access unterstützt.

Ich erinnere mich an eine große, offene Spielwelt, an flatternde Capes und an eine um 360 Grad drehbare Kamera. Davon steckt im fertigen Spiel nichts mehr. Dafür gibt's eine lineare Story in drei Akten, eine großzügige Portion Endgame und richtig schicke Grafik.

Disclaimer zum Test: Unmittelbar nach dem Fall des Testembargos für Wolcen kontaktierte uns die zuständige PR-Agentur und deklarierte den Review-Build im Nachhinein zur Preview-Version. Die ganze Geschichte und unseren Umgang damit findet ihr in unserem Statement der Chefredaktion. Außerdem gibt's bei GameStar Plus einen Blick hinter die Kulissen: Warum Spieletests wie bei Wolcen so schwierig geworden sind.

Auf Wunsch einfacher

Zu Spielbeginn darf ich Geschlecht, Behaarung, Haut-, Haar- und Augenfarbe meines Charakters auswählen und festlegen, ob ich als Nah- bzw. Fernkämpfer oder doch lieber als Zauberer anfangen will. Letzteres legt nur meine Ausrüstung zum Spielstart fest, denn Charakterklassen gibt's in Wolcen keine.

Außerdem darf ich einen Story-Modus aktivieren, der das Spiel leichter macht. Davon lasse ich für den Test allerdings die Finger, ich soll ja die Balance überprüfen. Trotzdem immer schön, wenn durch solche Optionen auch Gelegenheitsspieler auf ihre Kosten kommen. Auch toll: Auf Wunsch kann ich einen Charakter im Offlinemodus erstellen und dann ganz für mich allein und ohne Onlinezwang spielen. Mache ich nicht, weil ich auf Koop-Gameplay stehe, aber auch diese Option nehme ich dankend zur Kenntnis.

Die Zwischensequenzen in Wolcen machen einiges her. Was die Präsentation der Story angeht, liegt das Spiel um Längen vor dem Konkurrenten Path of Exile. Die Zwischensequenzen in Wolcen machen einiges her. Was die Präsentation der Story angeht, liegt das Spiel um Längen vor dem Konkurrenten Path of Exile.

Wolcen sieht vom ersten Moment an verdammt gut aus, besser als die Konkurrenz. Eine In-Engine-Zwischensequenz zeigt ein Heer von Soldaten in einem stürmischen Gewitter. Es regnet, blitzt und donnert. Die englische Sprachausgabe ist hervorragend! Ich freue mich, Steven Hartley (The Witcher 3, Hellblade: Senua's Sacrifice) zu hören. Wer kein Englisch versteht, hat theoretisch auch die Option auf deutsche Bildschirmtexte - die sind zumindest in der von mir getesteten Version aber nicht mal annähernd fertiggestellt.

Nur halb übersetzt

Nach dem ersten von insgesamt drei Story-Kapiteln gibt's praktisch keine übersetzten Dialogfenster mehr, zudem fehlen Gegenstandsbeschreibungen und einiges mehr. Kann natürlich sein, dass das zum Release oder kurz darauf noch nachgereicht wird, bis dahin möchte ich in dieser Hinsicht aber wenigstens vorwarnen.

Das ist hiermit erledigt und ich genieße den sagenhaft inszenierten Spielstart. Ein Orden schwer gepanzerter schwarzer Ritter marschiert auf, deren Typberater mehr als nur ein wenig auf Warhammer steht. An deren Seite kämpfe ich eine Weile, bin einer von ihnen, als ich mich durch das Tutorial arbeite.

Mit Akt 1 der Story endete in unserer Testversion auch die deutsche Übersetzung. Hoffentlich ist das ab Release nicht mehr so. Mit Akt 1 der Story endete in unserer Testversion auch die deutsche Übersetzung. Hoffentlich ist das ab Release nicht mehr so.

Dort nimmt mich gegen Ende ein Dämon auf die Hörner. Kurz bevor er mich endgültig erledigt, verwandle ich mich in eine Art Racheengel, der mit Kriegshammer und Schild auf den Erzfiesling einprügelt, bis mich dieser meiner Kräfte beraubt und von der nächstbesten Klippe ins Meer schleudert.

Mach doch was du willst

Mein Charakter rettet sich seiner Ausrüstung entledigt aus dem Wasser und ist jetzt erst mal so verwirrt wie ich selbst. Wo kommen die Dämonen her, was hat es mit meiner überraschenden Verwandlung auf sich, und wo beschaffe ich neue Waffen und Rüstungsteile? Die letzte Frage beantwortet das Spiel in Form einiger Echsenmonster, die in tonnenweise Items zerplatzen, als ich sie fachgerecht zerlege.

Ein Bogen, Pistolen, ein Zauberstab, diverse ein- und zweihändige Waffen - ich entscheide mich für zwei einhändige Äxte, die ich fortan im Nahkampf schwinge, einfach weil es Spaß macht und cool aussieht. Außerdem gibt es Rüstungsteile, die in Varianten mit unterschiedlichen Resistenzen, Lebenspunkten und Schutzschilden aus den erschlagenen Monstern purzeln. Als axtschwingender Haudrauf lege ich erstmal die schwere Rüstung mit den Widerständen oder einer Mischung aus Resistenz und Leben an.

Wir durchbohren Feinde mit schnellen Dolchstößen, während unser schweres Geschütz weitere Feinde über den Haufen ballert. Groovy! Wir durchbohren Feinde mit schnellen Dolchstößen, während unser schweres Geschütz weitere Feinde über den Haufen ballert. Groovy!

Nahkampf macht Laune. Klicke ich einen Feind an, der sich außer Reichweite befindet, stürmt ihn der Charakter auf Wunsch automatisch per Auto-Dash-Funktion an. Eine Ausweichrolle per Leertaste gibt's obendrauf. Gamepad-Steuerung war in der Testversion nicht verfügbar, ist für die Zukunft aber zumindest angedacht.

Abwertung für Abstürze

Bei aller Begeisterung für Wolcen sorgte das Spiel im Test auch für viel Frust, allem voran durch regelmäßige Abstürze. Einer davon wurde durch den Zauber Parasite ausgelöst. Mit unserer Beschwörer-Skillung verwendeten wir Parasite zusammen mit Livor Mortis, Hunting Swarm und Feeding Swarm. Wann immer wir in dieser Kombination mehr als nur einen Gegner mit Parasite kontrollierten, stürzte wenige Augenblicke später das Spiel ab. Als im Koop-Multiplayer zwei von uns gleichzeitig Parasite verwendeten, kam es auf beiden Systemen nach wenigen Augenblicken zum Absturz. Ohne Parasite war das Absturz-Problem plötzlich behoben. Darauf muss man aber erst mal kommen!

Im späteren Spielverlauf haben wir über das System für die optische Charakteranpassung den Skin eines einzigartigen Dolchs verändert. Das hat das Spiel nicht gemocht und hat den veränderten Skin mit jedem Neustart wieder zurückgesetzt. Auch das führte nach wenigen Spielminuten reproduzierbar zum Absturz, bis wir den Waffenskin manuell auf seine ursprüngliche Form zurückgesetzt haben.

Klingt alles halb so wild, doch bis wir genau diese Absturzursachen entdeckt hatten, war vernünftiges Spielen praktisch unmöglich. Und einen bestimmten Zauber einfach gar nicht verwenden oder von bestimmten Skin-Änderungen, einem der Haupt-Features des Spiels, vollständig die Finger lassen, um überhaupt spielen zu können? Dafür werten wir ab.

Hinzu kommen weniger gravierende Bugs wie Audio-Aussetzer, Gegner mit kaputter KI, verschwindende Bosse, nicht ladende Umgebungen und andere Probleme, die für sich genommen kein Weltuntergang, in ihrer Summe aber ebenfalls extrem störend sind. Das Spiel wirkt nach dem ersten Kapitel einfach noch sehr unfertig, wir werten entsprechend ab.

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