BIU-Verbandschef im Interview - Hakenkreuz-Verbot in Spielen ein Verstoß gegen Grundrechte

Felix Falk, Chef des deutschen Spieleverbands BIU, kritisiert in einem Interview das Verbot von verfassungswidrigen Symbolen in Videospielen.

Felix Falk, Geschäftsführer des Spieleverbands BIU, kritisiert die unterschiedliche Behandlung von Spielen und Filmen. Felix Falk, Geschäftsführer des Spieleverbands BIU, kritisiert die unterschiedliche Behandlung von Spielen und Filmen.

Die Debatte um Symbolzensur und inhaltliche Anpassungen in Spielen, die den Zweiten Weltkrieg thematisieren, reißt nicht ab: In den vergangenen Wochen erschienen Call of Duty: WW2 und Wolfenstein 2: The New Colossus - beide mit speziell für Deutschland angepassten Spielversionen, um §86a StGB (Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen) zu entsprechen.

In Call of Duty hat Activision Hakenkreuze entfernt, in Wolfenstein ging Bethesda sogar noch weiter. Das ganze Spiel wurde bereits im ersten Teil in ein Paralleluniversum verfrachtet. Nazis, Juden und den Holocaust gibt es darin gar nicht. In vielen Berichten wird dieser Umstand kritisiert: Publikumsmedien wie der Bayerische Rundfunk oder Der Westen sind irritiert wegen der Anpassungen.

Nun meldet sich auch Felix Falk, Geschäftsführer des wichtigsten deutschen Lobbyverbands BIU (Bundesverband Interaktiver Unterhaltungs-Software), in einem Interview mit GamesWirtschaft zu Wort. Darin stellt er fest, dass Filme und Spiele - beide in Deutschland als Kulturgut anerkannt - rechtlich nicht gleichwertig behandelt werden:

"Nicht zuletzt mit Blick auf die Entwicklung von Computer- und Videospielen ist das grundsätzliche Verbot, verfassungsfeindliche Symbole zu verwenden, willkürlich und verstößt unter anderem gegen die Grundrechte der Kunst- und Meinungsfreiheit."

Petra Fröhlich, langjährige Chefredakteurin der PC Games, fragte auch nach, weshalb die USK Spielen mit Symbolen der NS-Zeit pauschal eine Jugendschutzauszeichnung verweigert. Falk, der vor seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des BIU für die USK tätig war, erklärt das mit einer Entscheidung der Behörden, die auf ein altes Urteil zurückzuführen ist:

"Die Entscheidung, bei Spielen, die verfassungsfeindliche Symbolik enthalten, keinen Verwaltungsakt zu erteilen, haben die Obersten Landesjugendbehörden getroffen, in deren alleiniger Zuständigkeit dies liegt. Solch ein Verwaltungsakt ist Voraussetzung für die Vergabe eines USK-Kennzeichens nach dem Jugendschutzgesetz. Aus diesem Grund haben wir als Verband und einer der Träger der USK, derzeit keine Möglichkeit, eine unmittelbare Änderung dieser Praxis im Verfahren der USK zu erreichen. Wir setzen gleichwohl weiter für eine Änderung ein."

Das Urteil des OLG Frankfurt wird mittlerweile von vielen Juristen und selbst der BPjM (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien) für veraltet, jedoch rechtskräftig angesehen.

Wenn ihr dem Link zum Original-Interview bei GamesWirtschaft folgt, findet ihr dort weitere Antworten Falks zu Fragen nach einem Musterprozess gegen das Verbot sowie Gründen, weshalb bislang noch kein Prozess geführt wurde.

GameStar ist schon oft der Frage nachgegangen, weshalb beispielsweise Inglourious Basterds in Deutschland problemlos erscheinen kann, Wolfenstein jedoch nur nach entsprechenden Anpassungen. Eine Sammlung dieser Artikel und Videos haben wir unter diesen Zeilen für euch zusammengefasst:

Hakenkreuze sind in Spielen tabu - Wann muss sich das ändern? - GameStar TV Video starten PLUS 24:13 Hakenkreuze sind in Spielen tabu - Wann muss sich das ändern? - GameStar TV

zu den Kommentaren (100)

Kommentare(86)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.