Das Problem China
Ein regelrechtes Hickhack um World of Warcraft gibt es in China. Dort startete das Online-Rollenspiel im Juni 2005, allerdings betrieben vom einheimischen Unternehmen The9. Denn Blizzard selbst darf als ausländische Firma keine eigenen Geschäfte im Reich der Mitte abschließen. Außerdem musste World of Warcraft an den dortigen Markt angepasst werden: Aus kulturellen Gründen tragen Untote eine Hauttextur, herumliegende Skelette wurden entfernt, das Addon Wrath of the Lich King ist nie erschienen.
Davon abgesehen klappte der Betrieb reibungslos – bis Blizzard im Juni 2009 den Vertrag mit The9 kündigte und den neuen Partner NetEase ins Boot holte. Das führte zum Rechtsstreit, bis Anfang August blieben die Server abgeschaltet. Inzwischen läuft World of Warcraft zwar wieder, dafür haben die chinesischen Behörden NetEase jüngst wegen »grober Gesetzesverstöße« die Lizenz verweigert.
Der Fortbestand des Online-Rollenspiels bleibt damit ungewiss. Dass Blizzard den zukunftsträchtigen chinesischen Markt aufgibt, scheint jedoch unwahrscheinlich. Schließlich spielen dort bereits jetzt sechs Millionen Menschen, wenn auch für deutlich niedrigere Gebühren als in Amerika und Europa.
Die Zukunft Azeroths
Der Fortbestand außerhalb Chinas dürfte World of Warcraft indes sicher sein, zumal bis dato kein anderes Online-Rollenspiel auch nur annährend die Beliebtheit des Spitzenreiters erreichte – obwohl dessen angestaubte Grafik längst keinen Orc mehr hinter dem Geschmolzenen Kern hervorlockt.
Diese Marktmacht hat auch Nachteile, Blizzards Online-Gigant scheint den PC-Spielemarkt zu erdrücken: Wer World of Warcraft hat, kauft nichts anderes mehr. Kaplan verteidigt sich: »Es gibt doch noch andere erfolgreiche PC-Spiele, zum Beispiel Die Sims oder Call of Duty. Auch wenn wir natürlich die Verkaufscharts dominieren.«
Letzteres dürfte auch noch eine Weile so bleiben. Bis 2011 Guild Wars 2 erscheint, steht World of Warcraft keine ernsthafte Konkurrenz ins Haus. Noch dazu entsteht derzeit ein Warcraft-Kinofilm, Blizzard arbeitet an der dritten Erweiterung Cataclysm, und weitere Ideen liegen schon in der Schublade. »Wir haben hier jede Menge kreative Leute, die sich immer neue Geschichten ausdenken«, frohlockt Kaplan. Er selbst hat an der World of Warcraft-Zukunft keinen Anteil mehr, sondern feilt an einem neuen, noch unangekündigten Online-Rollenspiel. Mal sehen, welche Durchschnittswertung dieses auf GameStar.de erreicht.
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