Spiele sorgen (zumindest bei mir) für große Gefühle: Da gibt es die Freude über gefundene Schätze und besiegte Bosse, die Trauer über das bestürzende Ende oder den Tod eines geliebten NPCs und vieles mehr. Allerdings spielen leider auch immer wieder Verzweiflung oder sogar Wut eine große Rolle, wenn mir nervige Bugs, zu schwere Gegner oder undurchdachte Features den Spielspaß verderben.
Um meinen Frust endlich mal loszuwerden, habe ich hier die sechs Spiele gesammelt, die mich aus Frust und Verzweiflung um Jahre altern ließen. Mein Kollege Sören hat mit seinen Fehlkäufen übrigens ähnliches durchgemacht:
1. Assassin's Creed Odyssey
Assassin's Creed gehört für mich zu den Spielereihen, bei denen ich eigentlich fast jedes Spiel ohne großes Nachdenken kaufe, wenn sich eine Gelegenheit bietet. Klar, manchmal ist Warten angebracht, damit ich einen verbuggten Release umgehe oder mein Spiel nicht noch einmal komplett neu installieren muss. Am Ende habe ich aber immer Spaß mit den Teilen der Reihe gehabt, die ich bisher gespielt habe.
Ab und zu gab es allerdings auch Momente, die mich laut Warum, Ubisoft?
riefen ließen. Und ich mag Odyssey wirklich gern, aber es hat mir mit Abstand die meisten dieser Momente beschert. Am schlimmsten sind für mich die Soldatenlager:
Dort verstecken sich jede Menge Schätze und Ressourcen, die mehr als willkommen sind, um die übermäßig teuren Schiffs- und Waffenverbesserungen zu finanzieren. Allerdings gibt mir das Spiel auch Ziele vor, die ich dort abschließen kann, wie etwa die Ermordung der Anführer. Ein Teil von mir möchte diese Ziele zwar abschließen, der Vollständigkeit halber. Es fühlt sich aber für mich einfach vollkommen falsch und widersinnig an, jedes Lager komplett leer zu räumen und die Soldaten zu töten.
Ich verstehe ja, dass Kassandra Söldnerin ist und sich von unterschiedlichen Seiten anwerben lässt. Aber auch sie pflegt Beziehungen und würde sich nicht komplett rücksichtslos durch die Welt morden. Am absurdesten wird das etwa, wenn wir eine von uns sehr geliebte Person auf ihrer eigenen Insel besuchen. Auch hier setzt mir das Spiel Soldatenlager vor die Füße und will mich dazu verführen, die Soldaten auszurauben und umzubringen, obwohl ich im nächsten Moment an ihrer Seite kämpfen soll.
Vielleicht mache ich mir zu viele Gedanken über moralische Fragen, aber ich wiederhole mich: Warum, Ubisoft? Assassin's Creed Odyssey sorgt übrigens nicht nur bei mir für gemischte Gefühle. Dimi und Micha diskutieren im Podcast, was das Spiel für sie ausmacht:
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2. Cities: Skylines
Ach, ich liebe einfach Städtebauer: Entspanntes und friedliches Gameplay, gepaart mit logistischen Herausforderungen und einer anspruchsvollen Wirtschaftssimulation. Daher befindet sich auch Cities: Skylines in meiner Spielebibliothek, das aber schon seit langer Zeit unangetastet, und dafür gibt es einen ganz einfachen Grund.
Denn - das wurde mir nach einem schmerzhaften Prozess irgendwann bewusst - Cities: Skylines ist gar nicht nur eine Städtebausimulation, sondern vor allem eine furchtbar realistische Verkehrssimulation! Und von Verkehr habe ich als Bewohner einer Großstadt bereits mehr als genug, vielen Dank. Aber kaum habe ich im Spiel eine schnuckelige Kleinstadt errichtet, stauen sich die Fahrzeuge bereits an allen Ecken und Enden.
Ich sehe mich dazu gezwungen, immer mehr und breitere Straßen anzulegen, Kreisverkehre und komplizierte Kreuzungen zu bauen und so verzweifelt und wenig erfolgreich am Verkehrsfluss zu schrauben. Aber dabei möchte ich doch eigentlich Städte bauen und keine Straßen! Stattdessen opfere ich einen großen Teil meines Baugebiets der unendlichen Blechlawine.
Dann spiele ich doch lieber Anno und lasse meine Waren auf Feldwegen von Karren hin und her schieben. Cities: Skylines ist mir einfach eine Spur zu realistisch, und ich habe einfach kein Geschick beim Straßenbau.
3. DayZ
Laut meines Steam-Profils habe ich ungefähr 300 Stunden DayZ gespielt, angefühlt hat es sich aber nach mehr. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, wie viele Nerven mich das Spiel gekostet hat. Zum Glück hatte ich wenigstens den Vorteil, mich meist mit einem Freund zusammenschließen zu können. So waren die Gefahren der Zombieapokalypse meist einfacher zu bestreiten.
Trotzdem bin ich in DayZ - was ja normal ist - sehr oft gestorben und habe dank Permadeath alles verloren: Meine gesammelten Essensvorräte, die nützliche Wasserflasche, den seltenen Militärrucksack und das Sturmgewehr samt vollem Magazin, Zielfernrohr und Entfernungsmesser, das ich nach stundenlangem Suchen endlich beisammen hatte. Alles weg!
Und es gibt so unglaublich viele Möglichkeiten in DayZ zu sterben, auf unglückliche, tragische oder ganz einfach sehr dumme Weise. Ich bin verhungert, verdurstet oder einer Krankheit erlegen. Ich bin nach einem Zombieangriff verblutet und wurde von einer Lebensmittelvergiftung dahingerafft, weil ich einen vergammelten Apfel gegessen habe. Einmal hat mir mein Freund mit einer Schrotflinte in den Kopf geschossen, weil er nicht dachte, dass sie eine so große Reichweite hat.
Das alles gehört zu DayZ natürlich irgendwie dazu, aber es war immer besonders schmerzhaft, wenn ich die sorgfältig zusammengesuchte Ausrüstung nicht wirklich verwenden konnte, weil mich der Sensenmann schon davor erwischt hat. Wie gut das Spiel heute ist, erfahrt ihr übrigens in unserem Nachtest aus dem letzten Jahr:
4. Medieval 2: Total War
Medieval 2 gehört bis heute zu einem meiner liebsten Total-War-Spiele. Leider besitze ich das Spiel nicht auf Steam und weiß deshalb nicht, wie viel Zeit ich in das großartige Strategiespiel gesteckt habe. Es müssen aber einige Stunden gewesen sein. Die großartigen Echtzeitschlachten litten allerdings auch unter einer unangenehmen Schwäche, dich mich manchmal die Haare raufen ließ.
Wer selbst ein Veteran der mittelalterlichen Ritterschlachten ist oder das obige Video angesehen hat, weiß wahrscheinlich schon, wovon ich spreche: Es ist die manchmal wirklich furchtbare, befehlsverweigernde KI, die mir so einige Flüche entfahren ließ. Mit Abstand am schlimmsten war es, die Kavallerie zu befehligen.
Die berittenen Truppen waren eigentlich super wichtig für mich, konnte ich dank ihnen doch wirkungsvolle Flankenangriffe ausführen, flüchtenden Gegnern nachjagen und Fernkämpfer schnell eliminieren. Aber ab und zu verließ sie offenbar der Kampfesmut oder schlicht die Lust und sie senkten mitten im heroischen Ansturm ihre Lanzen, bremsten ihre Pferde abrupt ab und ritten im gemütlichen Schritt auf die Gegner zu. Schon war mein genialer Schlachtplan dahin!
Schlimm auch, dass dadurch noch ein anderes Spiel von der lustlosen Kavallerie betroffen ist, nämlich die großartige Medieval-2-Total-Conversion The Third Age, die das mittelalterliche Europa in Mittelerde aus Der Herr der Ringe verwandelt. Übrigens ein guter Tipp für alle Fans von Tolkiens Sagenwelt!
5. The Talos Principle
Seit ich Portal gespielt habe, hat die Welt der Rätsel- und Puzzlespiele für mich ihr Pforten geöffnet. Irgendwann stieß ich dann auch auf The Talos Principle, das anspruchsvolle Rätsel, hübsche Welten und philosophischen Tiefgang bieten soll. Das klang für mich großartig und das war es dann auch, mit einer großen Ausnahme.
Während mich die Rätsel zwar ordentlich forderten, aber eigentlich nie frustrierten, waren es die Unterhaltungen mit einer empfindungsfähigen KI, die alles von mir abverlangten. Nach dem Scannen aller verfügbaren Archive und Daten über die Menschheit kam die künstliche Intelligenz mit dem Namen Milton zu dem Ergebnis, dass alles, was man zu wissen glaubt, falsch sei, es nichts von Wert gäbe und die Welt keinen Zweck habe. Sein knappes Fazit: Hoffnung habe laut ihm keinen Platz in der Realität.
In unseren Gesprächen versucht Milton, mich von seiner pessimistisch-nihilistischen Perspektive zu überzeugen, stellt meinen Intellekt auf unangenehme Weise in Frage und versucht, seine Position mithilfe von Paradoxien und fiktiven Beispielen zu beweisen. Eine gute Antwort auf seine Fragen zu wählen ist oft wirklich schwierig und führt bei den vorgegebenen Möglichkeiten meist dazu, dass er vermeintlich im Recht bleibt.
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Sehr oft habe ich mir in diesen Gesprächen gewünscht, statt der vom Spiel vorgegebenen Antworten meine eigenen geben zu können. Kurz bevor mich Milton endgültig zur Weißglut brachte, gab mir das Spiel dann aber doch noch die Gelegenheit, ihm und der mir zutiefst widerstrebenden Weltanschauung ordentlich Kontra zu geben.
6. The Witcher 2: Assassins of Kings
Witcher 2 hat mir gezeigt, dass ich von Dark Souls besser die Finger lassen sollte. Eigentlich war ich zu Anfang guter Dinge, denn die Kämpfe waren zwar herausfordernd, aber für mich absolut machbar. Wie naiv ich war, musste ich dann in einem der ersten Bosskämpfe herausfinden. Denn dort musste ich gegen den Hexer Letho antreten, eine Naturgewalt, gegen die Geralt geradezu schmächtig wirkt.
Wieder und wieder wurde ich von Letho verprügelt, bis ich schließlich zu meiner Schande zum äußersten Mittel griff: Ich stellte den Schwierigkeitsgrad herunter und konnte so meinen Hexerkollegen endlich besiegen. Aber das war noch nicht das Ende.
Auch andere Bossgegner in Witcher 2 brachten mich an den Rand der Verzweiflung. Natürlich hatte ich wieder zum nächsthöheren Schwierigkeitsgrad gewechselt, als ich mich dem Dämon des Krieges, dem Draug stellen musste. Mit Salven von Feuerpfeilen und Katapult-Beschuss zwang auch dieser mich einige Male in die Knie. Den beeindruckenden Kampf seht ihr hier im Video:
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Trotz dieser eher unguten Erfahrungen wollte ich aber alles im Spiel erleben und traf so auch auf den sogenannten Wächter, einen Zauberer, der mir in einem kleinen Raum mit wenig Ausweichmöglichkeiten die Hölle heiß machte. Ich weiß nicht mehr, wie ich es angestellt habe, aber am Ende konnte ich ihn besiegen. Aber seit Witcher 2 weiß ich, dass ich mir niemals ein Souls-Spiel antun werde.
Soweit zu meinem Leidensbericht. Seid ihr auch schon an Spielen verzweifelt? Schreibt uns eure Erlebnisse gerne in den Kommentaren!
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