Seite 2: Anno History Collection: Auch Legenden altern unterschiedlich

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Anno 1602 History Edition

Der tatterig-knuffige Opa

Im März 1998 schafft das winzige Team von Max Design ein riesiges Wunder: Wilfried Reiter, Ulli Koller sowie die Brüder Martin und Albert Lasser stellen ihr Anno 1602 fertig und erobern vom österreichischen Schladming aus weltweit die Herzen der Aufbauspieler. Denn die farbenfrohen Inselwelten mit ihren emsigen Bewohnern setzen dem bisherigen Platzhirschen Siedler 2 noch mal einen drauf.

Anno ist komplexer, größer und anspruchsvoller, und sein Spielprinzip-Grundstein bis heute unverändert: Insel suchen, Siedlung gründen, Bewohner beglücken, neue Bevölkerungsstufen und Gebäude freischalten, weitere Inseln besiedeln, expandieren und (ein bisschen) kämpfen.

Anno 1602 im Video-Rückblick - »Der GameStar-Chefredakteur glaubte nicht daran« Video starten PLUS 6:04 Anno 1602 im Video-Rückblick - »Der GameStar-Chefredakteur glaubte nicht daran«

In der History Edition von Anno 1602 könnt ihr neben den oben genannten Verbesserungen aller Neuauflagen jetzt die Maussteuerung auf die rechte Taste umstellen wie in aktuellen Spielen üblich - und endlich per Mausrad zoomen (1998 waren Mausräder noch neumodischer Schnickschnack und kaum verbreitet).

Allerdings sind uns die drei Zoomstufen zu wenig, denn in der 4K-Auflösung ist die Ansicht, die am nächsten am Geschehen ist, immer noch zu weit weg. Viele Spieler dürften daher gleich auf 2.560x1.440 runtergehen, die Auflösung fanden wir wesentlich angenehmer - dann passt auch das voll hochskalierte Interface gut.

Die Videoschnipsel, die bisher zum Beispiel bei einer Ressourcensichtung im Vollbild eingespielt wurden, sind jetzt in einer Minieinblendung in der rechten Bedienungsleiste zu sehen. Eine gute Entscheidung, denn die Filmchen waren und sind einfach furchtbar niedrig ausgelöst.

Anno 1602 lässt sich jetzt per Mausrad zoomen. Wir hätten uns allerdings mehr als die alten drei Zoomstufen gewünscht. Anno 1602 lässt sich jetzt per Mausrad zoomen. Wir hätten uns allerdings mehr als die alten drei Zoomstufen gewünscht.

Doch jenseits des unkaputtbaren Spielprinzips und der antiquierten, aber immer noch hübschen isometrischen Optik merkt man Anno 1602 auch in der History Edition den Zahn der Zeit an. Die Steuerung zum Beispiel ist nach heutigen Maßstäben echt umständlich. Wir können keine Wege automatisch um Gebäude herumbauen, sondern müssen die Strecken abschnittsweise legen, es gibt auch keine Vorschaufunktion - gebaut ist gebaut! Die Menüstruktur ist unübersichtlich, wir klicken deutlich häufiger als beim aktuellen, viel intuitiveren Anno 1800.

Insgesamt kommt weniger Feedback von unseren Bewohnern und Konkurrenten. Obwohl das dezent panische »Es mangelt an Alkohol!« natürlich legendär ist.

Fazit:

Bei aller Nostalgie - seine 22 Jahre merkt man Anno 1602 vor allem bei Steuerung, Feedback und dem starren Missionsdesign an. Hier wären auch mehr Zoomstufen nötig, denn die alte, aber liebevolle Grafik geht bei hohen Auflösungen leicht unter.

Einzelwertung: 70

Anno 1503 History Edition

Endlich Multiplayer! Und sonst so?

Wenn man Anno-Veteranen fragt, was ihnen beim Stichwort »1503?« spontan einfällt, kommt fast immer sofort »Multiplayer!«. Nicht, weil der Multiplayer von 1503 so toll war - sondern weil's ihn trotz vollmundiger Versprechen schlicht nicht gab. Denn zum Release 2002 erschien im Anno 1503-Menü nur ein verschämt ausgegrauter Multiplayer-Button.

Dann sollte der Mehrspielermodus mit dem Addon Schätze, Monster und Piraten nachgeliefert werden - doch stattdessen verschwand der Button klammheimlich. Anderthalb Jahre nach Release von Anno 1503 wurde der Modus auch offiziell eingestellt. Die Community hat's dann zwar mit inoffiziellen Patches und Mods noch hinbekommen, aber richtig stabil war er nie.

Anno 1503 im Video-Rückblick - »Der Multiplayer-Modus war ein Skandal« Video starten PLUS 4:44 Anno 1503 im Video-Rückblick - »Der Multiplayer-Modus war ein Skandal«

Die mit Abstand wichtigste Neuerung der 1503 History Edition ist also der offizielle Multiplayer-Part, der ebenfalls via Uplay läuft, inklusive magerer fünf Mehrspielerszenarios - das hätten wirklich mehr sein dürfen! Außerdem fehlt der alte Editor, und Ubisofts Begründung liest sich abenteuerlich: Der Original-Editor sei nur auf Deutsch vorhanden, und der Quellcode bereitet Probleme beim Lokalisieren.

Da die History Editions aber nur in einer internationalen Fassung veröffentlicht werden, hat Ubisoft den Editor ganz weggelassen. Danke, Globalisierung! Immerhin könnt ihr bereits erstellte Szenarien mit der History Edition spielen.

Außerdem hilft die praktische neue Multiplacement-Funktion, ganze Wohnhäuserblocks in einem Rutsch zu bauen, Heute spielt sich Anno 1503 vor allem knackig: Ihr bekommt kaum Warnungen, wenn etwas schiefläuft, selbst wenn euer Volk gerade massiv Hunger schiebt. Untertanen zahlen keine Steuern, sondern füllen eure Staatskasse durch Wareneinkäufe an spezialisierten Marktständen (etwa für Nahrung und Salz oder Tabak und Gewürze). Bei einem Lieferengpass landet ihr deshalb schneller in der Schuldenfalle, als Peter Zwegat sein Flipchart aufstellen kann!

Fazit:

Man merkt heute noch, dass Max Design vom Erfolg des ersten Anno völlig überrollt wurde. Anno 1503 ist trotz netter Ideen wie Klimazonen und Eingeborenenvölkern sehr unrund. Da helfen auch die technischen Polituren nicht weiter. Wer 1503 nicht unbedingt im Multiplayer spielen will, kann den Teil auslassen, und für Serieneinsteiger ist er arg unzugänglich.

Einzelwertung: 65

Anno 1701 History Edition

Ein Fall für Kampagnen-Liebhaber

Nach Anno 1503 wirft Max Design das Handtuch, und Anno 1701 erscheint 2006 unter den Fittichen von Related Designs, dem heutigen Ubisoft Mainz. Jetzt gibt's 3D-Grafik und viel mehr Untertanen-Feedback: Wenn wir unseren Herrscherjob gut machen, tanzt unser geliebtes Volk um unser gülden poliertes Denkmal herum, und wenn wir Mist bauen, schwenkt der undankbare Pöbel seine Protestschilder, während unser Denkmal sichtlich einknickt.

Anno 1701 im Video-Rückblick - »Da sieht man, wie gut ein Entwicklerwechsel tun kann« Video starten PLUS 6:14 Anno 1701 im Video-Rückblick - »Da sieht man, wie gut ein Entwicklerwechsel tun kann«

Erstmals tauchen statt namenloser Computervölker echte KI-Charaktere auf, darunter ein gewisser Hendrik Jorgensen, dessen Nachname Anno 1800-Spielern bekannt vorkommen dürfte. Die Konkurrenten bringen viel Atmosphäre und Dynamik ins Spiel, versorgen uns mit Quests, reagieren glaubwürdig auf unsere Aktionen, wenn wir ihnen etwa eine Insel wegschnappen oder mit Piraten handeln.

Der größte Vorteil der History Edition von Anno 1701 ist die Rückkehr des Multiplayers. Zwar gab's den auch schon im Originalspiel - aber weil er Gamespy-Middleware einsetzte, die mittlerweile längst nicht mehr verfügbar ist, konnte man 1701 in den letzten Jahren nicht mehr online spielen. Außerdem lässt sich die Ansicht auf mehrere Monitore ausweiten - allerdings etwas umständlich über die Grafikoption »größenveränderliches Fenster«.

Anno 1701 lässt sich in der History Edition ebenfalls wieder im Multiplayer spielen – das war seit der Einstellung der Gamespy-Middleware nicht mehr möglich. Anno 1701 lässt sich in der History Edition ebenfalls wieder im Multiplayer spielen – das war seit der Einstellung der Gamespy-Middleware nicht mehr möglich.

Heute spielt sich die Anno 1701 History Edition wie ein junger Bruder von Anno 1800. Viele Elemente sind schon dabei, etwa das Questsystem und das direktere Feedback. Zum Glück ist das Addon Der Fluch des Drachen dabei, das damals rund ein Jahr nach dem Hauptspiel die fehlende Kampagne nachlieferte.

Fazit:

Anno 1701 ist in der History Edition gut gealtert. Wenn ihr wie wir die 1800er Kampagne viel zu kurz und schwach fandet, werdet ihr beim 1701-Addon glücklich - denn seine Kampagne ist für viele Veteranen mit Abstand die beste!

Einzelwertung: 78

Anno 1404 History Edition

Immer noch genial

Anno 1404 war seit seinem Erscheinen 2009 der beliebteste Serienteil - bis Anno 1800 es vom Thron schubste, zumindest laut unserer Community-Umfrage. Im Anno-Ranking der GameStar-Redaktion steht es dagegen nach wie vor auf dem ersten Platz.

Anno 1404 im Video-Rückblick - »Eigentlich sollte Anno 1404 schon Anno 1800 werden« Video starten PLUS 6:09 Anno 1404 im Video-Rückblick - »Eigentlich sollte Anno 1404 schon Anno 1800 werden«

Weil das Originalspiel auch nach elf Jahren noch verdammt gut in Schuss ist, bringt die Anno 1404 History Edition die wenigsten signifikanten Neuerungen. Aber sie löst ein großes Problem: Das bisherige Anno 1404 stürzte im Endgame mit großen Bevölkerungszahlen häufig ab, weil die damals typische 32-Bit-Software nicht mehr als 4 GB Arbeitsspeicher adressieren kann - da nützt auch ein größerer Arbeitsspeicher nichts. Die History Edition nutzt hingegen ausschließlich 64 Bit, läuft dementsprechend aber auch nur auf Windows 7, 8.1 und 10 mit 64 Bit.

Anno 1404 spielt sich auch heute noch atemlos, ständig ist was umzubauen und für Auftraggeber zu erledigen. Die orientalischen Inseln mit ihrer permanenten Dürre müsst ihr anders bebauen als ein Abendland-Eiland, zum Beispiel mit gewaltigen Noria-Wasserädern und komplett unterschiedlichen Produktionsketten. Oh, haben wir die Monumentalbauten wie den Kaiserdom erwähnt?

Fazit:

Wenn ihr das originale Anno 1404 noch nicht habt oder es im Endgame laufend abschmiert, können wir euch die Anno 1404 History Edition uneingeschränkt empfehlen. Zusammen mit den Venedig-Addon kriegt ihr hier das beste Anno jenseits von 1800!

Einzelwertung: 86

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