Es dauerte 20 Stunden, bis wir unser erstes interessantes Item in Anthem fanden: ein Gewehr, das mit jedem Treffer unseren Elementarschaden hochschraubte. Genau das richtige für unseren Feuerball-Storm! Im Endgame von Anthem tun sich also tatsächlich mal Builds auf, wir können unseren Javelin über die Items gezielt spezialisieren. Der Ranger darf mit dem richtigen Gegenstand sogar Heiler spielen und seine Verbündeten mit Kombos aufpäppeln - klasse!
Umso bizarrer, dass Anthem uns das für den Großteil seiner Release-Inhalte vorenthält. Die ganze Kampagne über stolpern wir über kein einziges dieser Items, weil sie erst kurz vor Maximalstufe überhaupt zu droppen beginnen. Nun speist jedes Spiel dieser Art sein Endgame aus der Jagd nach besseren Items - aber ein Destiny 2 oder Diablo 3 geben uns trotzdem schon während der Story ein paar ausgefallenere Spielzeuge in die Hand, um uns heiß auf mehr zu machen.
Bis wir bei Anthem mal die coolsten Items sehen, haben wir fast alle Inhalte schon hinter uns - und das eigentliche Endgame ist noch viel zu mager, um uns darin mit unseren neuen Waffen nach Herzenslust auszutoben.
Test mit Wertung - Warum Anthem noch nicht funktioniert
Was machen wir im Endgame von Anthem?
Anthems Endgame dreht sich im Herzen um eine klassische Lootspirale. Wir jagen stärkere Items, um höhere Schwierigkeitsgrade zu schaffen und dafür wiederum noch stärkere Items zu bekommen. Die drei Großmeister-Schwierigkeitsgrade schrauben aber nur recht stumpf den Schaden und die Lebenspunkte unserer Feinde hoch, anspruchsvollere Spielmechaniken kommen keine dazu. Andere Spiele machen das besser: Die Nightfall-Strikes von Destiny oder die Endgame-Maps eines Path of Exile bringen mit Modifikatoren deutlich mehr Würze rein.
Anthem bietet im Grunde drei Endgame-Aktivitäten. Wir können im freien Spiel die Open World erkunden, Events erledigen und nach Beutetruhen suchen. Wir können legendäre Aufträge abschließen, die immer aus drei zufälligen Missionsbausteinen zusammengebastelt sind. Oder wir stürzen uns in die Festungen, die schwersten Einsätze des Spiels. Im Lauf der Engame-Aktivitäten arbeiten wir zudem auf tägliche, wöchentliche und monatliche Prüfungen hin. Zum Beispiel 500 Feinde jeder Fraktion in einer Woche zu erledigen.
Events und Aufträge gehen selten über "flieh dahin und holze alles nieder" hinaus. Weil zudem Anthems Missionen und Gegnertypen größtenteils einfallslos und eintönig daherkommen, stellt sich trotz zufälliger Mischung der Quest-Komponenten nie ein Gefühl von Abwechslung ein.
Die Festungen sind eigentlich deutlich spannender, zumal sie als einzige mit einzigartigen Bossen aufwarten. Das macht sie (wenn sie nicht gerade unter Bugs leiden) zu den unterhaltsamsten Einsätzen von Anthem - aber gerade davon bietet das Spiel dann nur magere drei! Und zwei davon kennen wir auch noch bereits aus der Kampagne. Inhaltlich tut sich uns im Endgame also genau eine wirklich neue Mission auf, nicht mehr und nicht mehr weniger. Und eben die neuen Items.
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