Big Navi gegen RTX 3070 & Co: Warum AMD es richtig schwer haben wird

Kann AMD in Form von Radeon RX Big Navi den Nvidia Geforce RTX 3000 Ampere etwas entgegenstellen? Unser Grafikkarten-Experte Alexander Köpf wagt eine Prognose.

Ein echter Konkurrent für Nvidia im High-End-Segment wäre wünschenswert, wirkt für unseren Autor Alexander Köpf aber gerade eher unwahrscheinlich (Bildquelle Blitzelement: Milania.de) Ein echter Konkurrent für Nvidia im High-End-Segment wäre wünschenswert, wirkt für unseren Autor Alexander Köpf aber gerade eher unwahrscheinlich (Bildquelle Blitzelement: Milania.de)

AMD bietet im eigenen Fanstore in den USA nun Fahrräder an - ein sportliches Mountainbike und einen gemächlichen Cruiser. Doch was hat das zu bedeuten? Ist das etwa AMDs Versuch nach der von vielen gefeierten Vorstellung von Nvidias Geforce RTX 3000 Ampere zu retten, was noch zu retten ist?

Das wahrscheinlich nicht, dennoch dürfte es AMD in diesem Jahr und in den nächsten Jahren richtig schwer haben, an Nvidia heranzureichen, zumindest aus meiner Sicht. Was ich vom Reveal der Geforce GTX 3000 Ampere halte, lest ihr im Plus-Essay:


Der Autor
Alexander Köpf ist seit Mai 2019 freier Autor im Hardware-Bereich der GameStar mit einem Schwerpunkt auf News und Grafikkarten. Den Live-Stream zu der Vorstellung von Nvidias Geforce-RTX-3000-Generation hat er als Experte für uns begleitet. In seinem heimischen PC steckt derzeit eine Geforce RTX 2080 Ti, weil sie die aktuell schnellste Grafikkarte für Spieler ist. Sollte AMD mit Big Navi den Leistungsthron erobern können, hätte er aber überhaupt kein Problem damit, zu wechseln. Am Ende zählen schließlich Leistung und Preis und keine Namen.

Performance von RTX 3000 und Big Navi

Nvidia

RTX 3080: Nach allem, was wir bislang von Nvidias RTX 3080 und Co. wissen, gibt es einen gewaltigen Leistungssprung im Vergleich zu den Vorgänger-Modellen der RTX-2000-Reihe.

Aktuellen Benchmarks zufolge übertrifft die RTX 3080 die RTX 2080 Ti um rund 40 Prozent. Ein Vergleichsvideo des neuen und des ehemaligen Flaggschiffs im Horror-Shooter Doom Eternal verdeutlicht das:

RTX 3070: Die RTX 3070 soll ebenfalls etwas schneller sein als die RTX 2080 Ti. Hier fehlen zwar objektive Vergleiche, mit Blick auf die wenigen konkreten Performance-Angaben seitens Nvidia könnte sich das jedoch durchaus als wahr herausstellen.

RTX 3090: Nicht zu vergessen den 24-GBte-Videospeicher-Leviathan RTX 3090, der die RTX 3080 und die RTX 3070 sowieso noch mal ein ganzes Stück übertreffen wird.

AMD

Schneller als RTX 2080 Ti? Von AMDs neuen Grafikkarten alias dem High-End-Modell Big Navi wissen wir bislang sehr wenig.

Angebliche Benchmarks stammen von Anfang des Jahres und verheißen rund 20 bis 30 Prozent mehr Performance, gemessen an dem, was die RTX 2080 Ti zu bieten hat. Allerdings wurden diese in einem VR-Tool erstellt und gelten alles andere als bestätigt.

Die Zahl der Rechenkerne soll sich im Vergleich zu einer RX 5700 XT von 2.560 auf 5.120 verdoppeln, gleichzeitig werde auch die Performance-pro-Watt-Ausbeute signifikant erhöht, heißt es.

Auf dem Niveau einer RTX 3070? Im Moment deutet allerdings vieles darauf hin, dass sich Big Navi eher auf dem Niveau einer RTX 2080 Ti respektive einer RTX 3070 bewegen dürfte.

Eine Verdoppelung der theoretischen Rechenleistung in Form von »Kernzahl * Takt * Operationen pro Takt« bedeutet nicht eine Verdoppelung der tatsächlichen Performance, wie ein aktueller Benchmark zu Nvidias RTX 3080 verdeutlicht:

Überraschungen unwahrscheinlich: Dass AMD mit einer ähnlich großen Überraschung aufwartet wie Nvidia mit der Verdoppelung der FP32-Recheneinheiten gegenüber den Leaks im Vorfeld, halte ich zudem beinahe für ausgeschlossen. Denn viele der Spezifikationen der RDNA2-Architektur sind bereits durch die Next-Gen-Konsolen Xbox Series X und PlayStation 5 bekannt und es deutet nichts darauf hin, dass AMD es Nvidia hier gleichtut.

Darum wird es schwer für AMD

Doch selbst wenn AMD es schaffen sollte, sich mit Blick auf die Performance irgendwie vor der RTX 3070 und hinter der RTX 3080 zu platzieren, dürfte es richtig schwer werden.

Nvidia ist gut positioniert: Das liegt daran, dass sich Nvidia mit den bisher drei vorgestellten RTX 3000-Modellen meiner Meinung nach sehr geschickt am Markt positioniert hat. In der Klasse bis 500 Euro steht die RTX 3070 mit acht GByte Videospeicher, in der Klasse bis 700 Euro die RTX 3080 mit zehn GByte.

Dazwischen wird sich ziemlich sicher noch eine 16-GByte-Variante in Form der RTX 3070 Ti ansiedeln, die bereits geleakt wurde. Und auch eine RTX 3080 Ti steht noch im Raum, die dann möglicherweise 20 GByte Videospeicher bieten wird und vermutlich das Segment bis 1.000 Euro bedient.

Kaum Angriffsmöglichkeiten für AMD: AMD kann also im Ernstfall kaum über Leistung oder Speichermenge angreifen, zumal es auch noch die RTX 2080 Ti mit 11 GByte gibt.

Für Big Navi werden bislang 12- und 16-GByte-Modelle angenommen. Diese sollen jedoch mit normalen GDDR6-Modulen bestückt sein und nicht mit schnellerem GDDR6X-Videospeicher.

Der steht offenbar nur Nvidias High-End-Modellen zur Verfügung, da er in einer Kooperation des Grafikkarten-Designers mit Speicherhersteller Micron entstanden ist.

Raytracing und KI-Upscaler entscheidend

Raytracing im Fokus: Abseits der Steigerung der Shading-Performance und Speichermenge steht auch für AMD Raytracing im Fokus. Zwar ist die Echtzeit-Strahlenberechnung nach wie vor nur wenig weit verbreitet in Spielen, mit den Next-Gen-Konsolen und deren Raytracing-Support dürfte sich das jedoch langsam, aber sicher ändern.

Wie sich AMD in puncto Raytracing schlägt, ist allerdings noch nicht bekannt. Nvidia hat hier aber zumindest ein paar Jahre Entwicklungsvorsprung.

Vielleicht noch wichtiger als Raytracing könnte ein KI-Upscaler sein. Hier schickt Nvidia aktuell DLSS 2.1 ins Rennen. Und schon Version 2.0 konnte uns im Test überzeugen:

Ob AMD neben FideltyFX einen ähnlichen KI-gestützten Upscaler einführt, ist ebenfalls noch unbekannt. Es gibt darauf allerdings Hinweise durch eine AMD-Technologie, die »Machine Learning Acceleration« genannt wird und bei RDNA2 zum Einsatz kommt.

Aber auch hier gilt: Nvidia hat einige Jahre Vorsprung und vor allem praktische Erfahrung sammeln können, die AMD im Zweifel fehlt. Gerade mit Blick auf Raytracing oder generell hohen Auflösungen kommt DLSS oder ähnlichen Technologien aber eine immer größere Bedeutung zu.

Kampf über den Preis

Was AMD am Ende bleibt, ist wohl nur der Kampf über den Preis. Denn so sehr ich mir es auch wünsche, kann ich mir gerade mit Blick auf das, was wir zuletzt von Nvidia gesehen haben, nicht vorstellen, dass AMD das kontern kann - zumindest nicht über die Performance.

AMDs Chancen liegen meiner Meinung nach im unteren bis gehobenen mittleren Preissegment. Dazu muss es aber gelingen, Grafikkarten mit Raytracing und KI-Upscaler auf die Straße zu bringen, die Nvidias RTX 2000 hinter sich lassen. Gleichzeitig darf auch der Abstand zu den RTX 3000 nicht allzu groß ausfallen.

Alle Infos, Leaks und Gerüchte zu AMDs Radeon RX Big Navi könnt ihr im folgenden Artikel nachlesen:

Ich lasse mich aber sehr gerne eines Besseren belehren und fände nichts schöner, als mit meiner Einschätzung völlig daneben zu liegen.

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