CoD Vanguard findet zurück zu alter Multiplayer-Stärke, ohne Battlefield zu imitieren

CoD wie immer? Nicht ganz: Nach zwei Stunden mit der Beta von Vanguard ziehen wir ein erstes Fazit zum Multiplayer.

CoD Vanguard: 10 Minuten reines Gameplay aus dem Multiplayer Video starten 10:20 CoD Vanguard: 10 Minuten reines Gameplay aus dem Multiplayer

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Dass Call of Duty und Battlefield in den letzten Jahren immer stärker im Teich des jeweils anderen gefischt haben, ist kein Geheimnis. Modern Warfare inszenierte 2019 plötzlich große Schlachten mit Fahrzeugen und Hubschraubern. Battlefield lockte ganz gezielt Fans von chaotischen Infanterieschlachten ohne Verschnaufpause an, mit Modi wie Grind und Maps wie Metro.

Doch CoD Vanguard scheint den Kreislauf nun durchbrechen zu wollen. Wir haben den Multiplayer selbst ausgiebig testen können und merkten sofort: Die Entwickler setzen bewusst auf die alten Stärken der Serie, ohne den Fortschritt von Modern Warfare aus dem Fenster zu werfen, wie noch bei Black Ops Cold War. Aber geht diese Rechnung auch auf?

Was haben wir gespielt?
GameStar konnte im Rahmen eines Online-Presseevents die Beta-Version von Call of Duty Vanguard für rund zwei Stunden spielen. Die enthaltenen Maps waren Hotel Royal, Gavutu, Red Star und Eagle's Nest. Die Version wies einige Platzhalter-Sounds, Bugs und andere Probleme auf, die für dieses Entwicklungsstadium typisch sind, lief ansonsten aber sehr rund und flüssig auf einem Ryzen 5 3600 mit Geforce RTX 2070 Super und 32 GB RAM.

Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Mit den »alten Stärken« meinen wir selbstverständlich schnelle Arcade-Schießereien, in denen vor allem Reaktionsvermögen und ein flinker Abzugsfinger gefragt sind - auch Vanguard ändert die Formel von Call of Duty wenig überraschend nicht grundlegend.

Aber wo Modern Warfare und Cold War noch (mit eher dürftigem Erfolg) versuchten, Battlefield zu kopieren, setzt Vanguard eigene Akzente und inszeniert größere Massenschlachten auf eine sehr clevere und simple Art und Weise.

Keine Battlefield-Kopie mehr

Durch das sogenannte Combat Pacing können wir nämlich festlegen, wie viele Spieler an einem Match teilnehmen sollen. Egal welche Map und welcher Spielmodus, vom klassischen 6vs6 bis hin zu 48 Spielern ist fast alles möglich, unterwegs sind wir aber stets zu Fuß. Das ist eine klare Abkehr von den wackeligen Gehversuchen mit Ground War aus MW und Combined Arms aus Black Ops Cold War. Die waren mit ihrem oft chaotischen Matchverlauf und fragwürdiger Fahrzeugbalance ja nicht gerade besonders erfolgreich oder spaßig.

Viele Objekte auf den Maps gehen im Verlauf einer Runde spektakulär zu Bruch. Das sieht cool aus, wirkt sich aber nur minimal aufs Gameplay aus. Viele Objekte auf den Maps gehen im Verlauf einer Runde spektakulär zu Bruch. Das sieht cool aus, wirkt sich aber nur minimal aufs Gameplay aus.

Schon seit 2019 war deshalb klar: Um Battlefield erfolgreich das Wasser abzugraben bräuchte es weitaus mehr, als ein paar möglichst große und verwinkelte Maps, auf die man Fahrzeuge klatscht und dann erwartet, dass sich ein spannendes Match entwickelt. Vanguard versucht sich aber gar nicht erst an Battlefield anzubiedern, sondern vergrößert stattdessen lediglich den Maßstab der gewohnten Domination- oder Kill-Confirmed-Runden.

Und das klappte in unseren ersten Runden erstaunlich gut: Beim 20vs20 auf der Pazifikkarte Gavutu stellt sich überraschend schnell ein toller Flow ein, klare Frontlinien zeichnen sich ab und es beginnt ein spannendes Tauziehen um die Missionsziele. Eine große Gruppe unseres Teams stürmt zuerst den Strand, drängt den Feind zu einem rostigen Schiffswrack im Inneren der Insel zurück.

Unsere Gegner fallen zu einer Reihe Palmen zurück, die gute Deckung bieten und zerpflücken uns mit MG-Feuer. Daraufhin umlaufen einige unserer Teamkameraden die Feindlinie und greifen von hinten an. Dabei bietet die Map genug Laufwege, um Gegnern in die Flanke zu fallen oder Verteidigungspositionen um die eigenen Flaggen zu beziehen. Es entwickelt sich ein dynamisches Auf und Ab.

Abwechslung ja, Reform nein

Unterm Strich sorgt das für deutlich mehr Schlachtatmosphäre, aber vor allem für mehr Fairness als bei Ground War oder Combined Arms aus den Vorgängern. Wir müssen plötzlich nicht mehr fürchten, aus großer Distanz von Sniper-Nestern oder Panzern ausgeschaltet zu werden, denen wir rein gar nichts entgegenzusetzen haben! Stattdessen opfert Vanguard bewusst die für Battlefield so typischen Elemente wie Fahrzeuge oder riesige Maps zugunsten eines deutlich runderen Spielflusses - und das erfolgreich.

Das liegt zum Beispiel daran, dass diesmal nichts die Balance aus Waffen, Killstreaks und Gadgets ins Wanken bringt, die allesamt für den Infanteriekampf konzipiert sind. Natürlich sind die großen Vanguard-Varianten schon etwas hektischer als üblich. Dafür bleiben sie aber im wahrsten Sinne des Wortes bodenständig und bieten dennoch eine schöne Abwechslung zum Spielgefühl der althergebrachten 6vs6-Gefechte, ohne dass unterwegs die Identität von Call of Duty verloren geht.

Zugleich befriedigen sie auch das Grind-Bedürfnis von Shooter-Fans, wenn es einfach mal nur stupide Action sein darf. Es ist schließlich kein Geheimnis, dass sich Shipment aus Modern Warfare und Battlefield-Karten wie Metro oder Locker nach wie vor größter Beliebtheit erfreuen, um einfach nur puristisches Run&Gun zu erleben. GameStar-Redakteur Dimi ergründet in einem Artikel, wo der Reiz hinter Grind-Maps wie Shipment steckt:

Vanguard geht diesen Drang nach Shooter-Grind geschickt an: Durch das Combat Pacing kann ich auf Knopfdruck den Fleischwolf immer und überall erleben. Wer dagegen keine Lust auf Dauerfeuer ohne Unterbrechung hat, bleibt einfach bei der Standard-Einstellung mit dem etwas gemächlicheren Spieltempo und muss nicht beim Matchmaking auf Abbrechen klicken, wenn plötzlich die »falsche« Map in der Rotation auftaucht.

Und bevor jetzt jemand deswegen die Shooter-Revolution ausruft: Auch die Massenschlachten von Vanguard fühlen sich immer noch an wie CoD. Nur eben ein wenig intensiver. Im Umkehrschluss heißt das auch: Wer bisher allgemein nichts mit dem unkompliziertem Feierabend-Geballer der Serie anfangen konnte, wird auch 2021 ganz sicher nicht glücklich werden!

Die Modern-Warfare-Evolution

Glücklich werden aber definitiv alle, die schon mit Modern Warfare ihren Spaß hatten, denn Vanguard baut spielmechanisch konsequent auf dem Ableger von 2019 auf. Das Mounting, also das Aufstützen und Stabilisieren von Waffen an Hindernissen, ist in erweiterter Form zurück, sodass wir uns jetzt sogar an Oberflächen entlang bewegen oder blind aus der Deckung schießen können.

Der Waffenschmied bietet haufenweise Optionen und passend dazu detaillierte Statistiken für jeden einzelnen Aufsatz. Vorbildlich! Der Waffenschmied bietet haufenweise Optionen und passend dazu detaillierte Statistiken für jeden einzelnen Aufsatz. Vorbildlich!

Der taktische Doppelsprint, interaktive (und jetzt auch zerstörbare) Türen sowie ein gewaltiges Arsenal an Waffenaufsätzen sind ebenfalls wieder mit an Bord. Apropos Aufsätze: Der Gunsmith dürfte wieder zu einem wahren Paradies für Waffenbastler werden und bietet für manche Knarren bis zu 60 verschiedene Umbauoptionen, vom Zielvisier über Griffe bis hin zu ganzen Kaliber-Umbauten.

Diesmal müssen wir allerdings nicht mehr raten, wie sich ein Attachment wohl auswirkt, sondern können im Statistik-Menü bis ins letzte Detail nachvollziehen, wie sich Schaden, Rückstoß, Drall, Nachladegeschwindigkeit oder Zielgenauigkeit verändern. Eine sinnvolle Neuerung, mussten wir bei den Vorgängern doch im Zweifel auf die Messergebnisse von Youtubern vertrauen.

Call of Duty Vanguard - Screenshots ansehen

Wie fühlt sich das alles an?

Ein wichtiger Faktor für jeden Shooter ist das Waffen-Handling und hier steht CoD Vanguard dem großen Vorbild Modern Warfare fast in nichts nach: Das MG42 rattert ohrenbetäubend, Schrotflinten spucken Rauch und Funken und eine Salve aus der Mauser C96 reißt das Visier heftig nach oben. Treffer werden von schmatzenden Sounds begleitet und Explosionen oder großkalibrige Kugeln lassen auch Körperteile fliegen.

Feindkontakt im Sekundentakt: Auf Hotel Royale im Blitz-Modus mit vielen Spielern geht es ordentlich zur Sache! Feindkontakt im Sekundentakt: Auf Hotel Royale im Blitz-Modus mit vielen Spielern geht es ordentlich zur Sache!

Die Animationen sind mit Liebe zum Detail versehen, etwa wenn unsere Figur beim Nachladen des Kar98 die Finger auf den Verschluss hält, um keine frische Patrone beim Repetieren zu verschwenden. Vanguard bringt Call of Duty in Sachen Gunplay also endlich wieder zurück in die Oberliga. Und beim Laufen vermittelt uns die Spielfigur ein Gefühl von Gewicht und Momentum.

Etwas ernüchternd ist dagegen die von den Entwicklern groß angepriesene Zerstörung auf den Maps: Zwar gehen an bestimmten Stellen Holzzäune und Barrikaden kaputt, einen echten Unterschied machte das in den von uns gespielten Partien aber nur ganz selten. Das System wirkt sogar ein wenig künstlich, da ausschließlich bestimmte Holzkonstruktionen kaputt gehen können, während andere selbst Granatenbeschuss standhalten. So bleibt das Feature lediglich ein nettes Gimmick ohne echten Nutzen.

Übrigens: Falls ihr euch einfach selbst ein Bild machen wollt, könnt ihr die von uns gespielt Version auch selbst testen - wir haben dazu alle Infos zur Open Beta von Vanguard zusammengefasst!

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