Diablo 2: Resurrected ein Monat später - Wütende Fans, ächzende Server

Über ein Monat ist vergangen, seit dem Diablo 2: Resurrected ein Portal auf unsere Festplatten öffnete. Doch nach anfänglichem Jubel ist die Stimmung nun getrübt.

Selbst die Herrscher der Hölle können ab und zu ein Facelifting gebrauchen. So auch der Herr des Schreckens. Selbst die Herrscher der Hölle können ab und zu ein Facelifting gebrauchen. So auch der Herr des Schreckens.

Momentan fühlt sich jeder Release des einstmals bei seinen Fans so geschätzten Entwicklerstudios Blizzard wie eine Simpsons-Folge an. Jeder wartet im Grund nur darauf zu sehen, aus welchem Grund auch diesmal wieder alles ziemlich schief geht. Denn mittlerweile hat das Studio nach zahlreichen Fehltritten sowohl bei der Qualität ihrer Spiele als auch aufgrund des Verhaltens der Entwickler hinter den Kulissen sehr viel guten Willen eingebüßt.

Nachdem 2020 der Release von Warcraft 3: Reforged einem Armutszeugnis glich, sollte das Remaster eines weiteren Klassikers im Jahr 2021 alles besser machen. Diablo 2: Resurrected sollte zeigen, dass man nach wie vor auf die Fans hört und vor allem geliebte Spiele aus der eigenen Vergangenheit mit dem nötigen Respekt behandelt.

Hat das geklappt? Ja! Irgendwie schon. Diablo 2: Resurrected war sicherlich nicht das beste Remaster aller Zeiten. Aber im Grunde wurde hier eine sehr solide Neuauflage abgeliefert, die sich vor allem optisch sehen lassen kann. Es hakt zwar an echten Komfortverbesserungen, für den typischen Diablo-Sog braucht es die jedoch nicht zwangsweise. Das lest ihr am besten alles in unserem Test nach:

Doch wenn man so tief in der Tinte steckt wie Blizzard, dann ist es nach einem erfolgreichen Release noch nicht getan. Denn komplett reibungslos lief schon im September nicht alles und es gab Inhalte, auf die Fans vorerst verzichten mussten. Immerhin wurde aber wenigstens das Original nicht vom Remaster ausradiert, wie es bei Reforged der Fall war.

Wir haben deshalb jetzt - über einen Monat später - einen Blick auf die Stimmung in der Community geworfen und fassen zusammen, was sich in den letzten Wochen ereignet hat.

Diablo 2: Resurrected - Das ist zu altmodisch, sagt Maurice. Quatsch, sagt Heiko! Video starten 19:00 Diablo 2: Resurrected - Das ist zu altmodisch, sagt Maurice. Quatsch, sagt Heiko!

Die große Server-Kontroverse

Direkt zum Release von Diablo 2: Resurrected passierte, was im Grunde ständig bei populären PC-Spielen mit einer Online-Funktion passiert: absolutes Log-In-Chaos. Direkt am Launch-Tag gingen die Server unter dem Spieleransturm in die Knie.

Besonders schlimm waren die Spielerinnen und Spieler betroffen, deren Charaktere nach einigen Server-Neustarts massig Fortschritt verloren. So konnte es passieren, dass direkt mehrere Stunden Spielfortschritt gefressen wurde. Folglich jagte an diesem Tag ein Twitter-Update der Entwickler das nächste. Man war mit Notlösungen beschäftigt.

Eine nervige Situation, in der aber viele Multiplayer-Spiele (wie auch New World) zum Release stecken. Eine Situation, bei der man schließlich hofft, dass sie sich auf Dauer einrenkt.

Neben Verbindungsproblemen ärgern sich viele auch über die Lobby- und Chat-Struktur von Diablo 2: Resurrected. Neben Verbindungsproblemen ärgern sich viele auch über die Lobby- und Chat-Struktur von Diablo 2: Resurrected.

Moderner Spieler trifft archaischen Code

Diese Hoffnung schrumpfte jedoch nach und nach. Denn zum jetzigen Zeitpunkt ploppen nach wie vor regelmäßig Beschwerden über die Serverstruktur von Diablo 2: Resurrected auf. Die Tage, Wochen nach Release haben gezeigt, dass es sich bei den Log-In-Schwierigkeiten nicht um ein vorübergehendes Ärgernis handelt. Es schien sogar, als würden die regelmäßigen Abstürze im Online-Modus immer häufiger auftreten.

Selbstverständlich ging das an den Entwicklern bei Blizzard, oder besser gesagt dem dazugehören Studio Vicarious Visions, nicht ungehört vorüber. Lösungen sollten gefunden werden, nur gestaltet sich das bei Diablo 2: Resurrected offenbar komplizierter als gedacht. Am 15. Oktober, nach wochenlangen Beschwerden, wandte man sich offiziell an die Community und gab Erklärungen für die aktuelle Lage ab.

Demnach hat der stete Kampf gegen Serverausfälle wenig überraschend damit zu tun, dass man für das Remaster größtenteils auf den Code des ursprünglichen Action-Rollenspiels aus dem Jahr 2001 zurückgegriffen hat. Was spielerisch zwar Sinn ergibt und einer der Gründe ist, wieso sich das Remaster sofort wieder anfühlt, wie es Veteranen von früher kennen. Allerdings soll laut Entwicklerstudio ein Aspekt dieses Codes nicht mit modernen Spielweisen kompatibel sein. Genauer heißt es:

Um dem Original treu zu bleiben, haben wir einen Teil des ursprünglichen Codes behalten. Allerdings hat ein Service dieses Codes im speziellen Probleme damit, bei modernem Spielverhalten mitzuhalten. [...] Im Jahr 2001 gab es im Internet nicht ansatzweise so viele Inhalte darüber, wie man Diablo 2 "richtig" spielt (Baal runs für XP, Pindleskin/Ancient Sewers/ect. für magische Funde und so weiter). Heute kann jeder neue Spieler aber eine große Anzahl an Content Erstellern finden, die ihm verschiedene Dinge beibringen. Viele davon belasten die Datenbanken, da es darum geht, neue Spiele zu erstellen und schnell wieder zu zerstören. Das haben wir zwar vorhergesehen, aber die Ausmaße unterschätzt, die wir von der Beta abgeleitet haben.

Das Spielerverhalten soll aber nur einer von vielen Gründen dafür sein, wieso Diablo 2: Resurrected mit einem stabilen Online-Service zu ringen hat. Und vor allem so lange. Um dem Problem Herr zu werden, setzte das Team neue Maßnahmen um: Limitierte Datenraten und Warteschlangen.

Diablo 2: Resurrected - Das Remaster im Grafikvergleich ansehen

Drei Wochen in der Warteschlange

Solltet ihr in den letzten Wochen zu Stoßzeiten ein Online-Spiel in Diablo 2: Resurrected wagen, könnt ihr anders als noch zum Release in einer guten, alten Warteschlange landen. Damit verhindert Blizzard, dass die Server in die Knie gehen, während ihr gerade Blutrabe, Duriel oder gar Diablo selbst den Hintern versohlt. Sprich, das Problem mit dem verlorenen Spielfortschritt wird ausgehebelt. Zusätzlich wurde ein System integriert, das den Verlust von Spielzeit auf nicht mehr als ein paar Minuten reduziert.

Es geht vorwärts, nur hat das seinen Preis, weil eine Warteschlange bereits auf dem Papier nach wenig Spaß klingt. Natürlich ganz abhängig davon, wie lange man warten muss. Bei Diablo 2: Resurrected scheint es aber so, dass mehre Stunden Wartezeit durchaus vorkommen können. In der Regel müsst ihr zwar weniger als dreißig Minuten warten, trotzdem reichen die Wartezeiten aus, um vielen Teilen der Community den Tag zu verhageln. Zumal immer wieder Berichte von Leuten zu hören sind, bei denen das Spiel während der Wartezeit abstürzt und sie danach von vorne loslegen müssen.

Die Warteschlangen in Diablo 2: Resurrected sind nicht nur anstrengend, sondern geben wenig Aufschluss darüber, wie gut man vorankommt. (Screenshot von 4Fansites) Die Warteschlangen in Diablo 2: Resurrected sind nicht nur anstrengend, sondern geben wenig Aufschluss darüber, wie gut man vorankommt. (Screenshot von 4Fansites)

Die Fans sind wütend: Irgendwann türmten sich in den Foren erneut Vorwürfe gegen Blizzard. Rufe nach Erstattungen wurden laut, manch einer drohte sogar mit einer Klage. Erinnerungen an den vermurksten Release von Warcraft 3: Reforge geistern einem durch den Kopf. Solche Extremfälle sind im Falle von Diablo 2 jedoch eine krasse Ausnahme.

Mittlerweile kündigte das Entwicklerstudio an, dass es bereits weiterführende Pläne gibt, um die Datenbanken zu entlasten. Allerdings werden diese Änderungen zuerst auf einem Testserver laufen. Warteschlangen bleiben vorerst erhalten, ein Patch soll jedoch eine Anzeige für die geschätzte Wartezeit einführen.

Was ist der aktuelle Stand und wo bleibt die Ladder?

Bei all der Kritik an der Wartezeit müssen wir betonen, dass Warteschlangen in Diablo 2: Resurrected nicht immer garantiert sind. Es gibt natürlich Stoßzeiten, gerade am Wochenende und spät am Tag, grundsätzlich ist es aber trotzdem möglich, Resurrected ganz ohne Warteschlangen zu spielen (mit einem Offline-Charakter sowieso). Eventuell auch, da die Spielerlast etwas abgenommen hat.

Eine Nebenwirkung der gefährdeten Serverstruktur scheint aber das verlängerte Warten auf die erste Ranked-Season zu sein. Eine Ladder gibt es in Diablo 2: Resurrected nach wie vor nicht, dabei versprach das Studio, diese kurz nach Release nachzureichen. Der Grund dafür war aber laut Community-Manager die Server zu schonen. Und genau hier knarzt das Gebälk eben selbst jetzt noch. Wann es soweit ist und welche exklusiven Leiterinhalte nun geplant sind, bleibt weiterhin unklar. Was eine Ladder eigentlich ist, das erfahrt ihr im Guide:

Diablo 2: Resurrected bleibt also zumindest im Multiplayer eine Baustelle. Und zwar eine, die Blizzard sehr ernst nehmen sollten. Denn selbst mit den Problemen bleibt Resurrected im Grunde ein kleiner Zwischenerfolg für das geplagte Studio. Wenn sie diese Sieg bewahren wollen, dann darf es nicht im Nachklapp scheitern.

zu den Kommentaren (219)

Kommentare(186)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.