Warcraft 3: Reforged im Test-Update - Trotz Aufwertung immer noch ein Armutszeugnis

Ein Jahr nach Release statten wir Warcraft 3: Reforged einen Kontrollbesuch ab. Die gute Nachricht: Es ist besser als vorher. Die schlechte Nachricht: Es ist immer noch nicht gut genug.

Was haben wir schon für Comeback-Geschichten erlebt. Spiele, die zum Release den heftigsten Shitstorms ausgesetzt waren. Spiele, denen man ein frühes und schmerzvolles Ende vorausgesagt hat. Man denke an No Man's Sky, das sich wie der Rocky Balboa der Videospiel-Geschichte wieder nach ganz oben gekämpft hat.

Oder Star Wars: Battlefront 2, das eigentlich wie Anakin Skywalker arm- und beinlos seinem Tod überlassen wurde, sich dann doch wieder erheben konnte und letztlich sogar auf die helle Seite der Macht zurückfand.

Und dann haben wir Warcraft 3: Reforged. Das Remaster, zu einem der besten Echtzeit-Strategiespiele aller Zeiten. In das die Fans so große Hoffnungen gesteckt haben. Das diese Hoffnungen aber bitterbös enttäuschte. Das auf Metacritic so dermaßen abgestraft wurde, dass es laut Spielerwertungen einige Zeit lang das schlechteste Spiel der Welt war. Inzwischen liegt es nur noch auf dem drittletzten Platz, knapp vor Borderlands 3: Designer's Cut und Madden NFL 21.

Jetzt sind zwölf Monate vergangen. Ein Jahr hatte Blizzard also Zeit, sich ein Beispiel an No Man's Sky oder Battlefront 2 zu nehmen. Wurde diese Zeit genutzt? Ja, irgendwie. Aber gleichzeitig auch nicht. Denn in unserem Nachtest müssen wir Reforged zwar aufwerten, im selben Atemzug wollen wir aber mit Nachdruck betonen: Dieses Remaster ist auch nach zwölf Monaten noch eine Frechheit.

Warum Reforged eine Aufwertung bekommt

Für unseren Nachtest haben wir uns wieder in die Welt von Warcraft begeben und sowohl den Singleplayer mit seiner weiterhin grandiosen Kampagne und den früher mal recht beliebten Multiplayer ausprobiert. Dabei fassten wir als erstes ins Auge, ob unsere ursprüngliche Abwertung noch Bestand hat.

Warcraft 3: Reforged - Test-Video: Das hätte nie so erscheinen dürfen, Blizzard! Video starten 12:34 Warcraft 3: Reforged - Test-Video: Das hätte nie so erscheinen dürfen, Blizzard!

So war es zum Release

In unserem Test zu Warcraft 3: Reforged gab es eine Abwertung von ganzen 10 Punkten. Diese Abwertung nahmen wir aufgrund technischer Probleme vor. Beispielsweise war es zum Release keine Seltenheit, dass sich Kampagnenmissionen nicht starten ließen. Es gab regelmäßige Soundbugs. Der Klassik-Modus machte Probleme und Online hatten viele Spieler mit heftigen Lags zu kämpfen.

All diese Probleme flossen in unsere Abwertung rein. Das Spiel an sich wurde unabhängig von seinen Bugs mit einer 76 versehen. Letztlich kamen wir dadurch auf eine Wertung von 66. Sicherlich nicht so katastrophal, wie es viele erboste Fans gern darstellen. Aber als Wertung für eines der besten Strategiespiele aller Zeiten trotzdem ein Armutszeugnis.

So ist es jetzt

Ein Jahr nach Release hat Warcraft 3: Reforged durchaus einige Patches verabreicht bekommen. Insgesamt gab es nach dem Launch neun größere Updates. Mit diesen Patches wurden grobe Bugs angegangen, die Optik ein wenig überarbeitet und es gab Balance-Änderungen. Insbesondere das Bugfixing hat Früchte getragen.

Anders als noch zum Release hatten wir in der Singleplayer-Kampagne keinerlei Probleme. Weder wurden Soundfiles fehlerhaft oder gar nicht abgespielt, noch waren Missionen unspielbar. Jede Mission ließ sich einwandfrei starten, durchspielen und beenden. Das gilt auch für den Klassikmodus.

Egal ob im Hauptspiel oder wie hier in Frozen Throne: Die Singleplayer-Kampagnen von Reforged sind mittlerweile nahezu bugfrei. Egal ob im Hauptspiel oder wie hier in Frozen Throne: Die Singleplayer-Kampagnen von Reforged sind mittlerweile nahezu bugfrei.

Online gab es ebenfalls weniger Probleme. In unseren Partien (1v1, 4v4 und FFA) hatten wir keine Verbindungsabbrüche oder störende Lags. Allerdings berichten viele Spieler davon, dass es noch immer nicht komplett rund läuft. Je nach Tag und Standort des Gegners soll es weiterhin zu Verzögerungen kommen.

Unsere neue Wertung für Warcraft 3: Reforged

Mit all diesen spürbaren Verbesserungen, haben wir keine andere Wahl als Warcraft 3: Reforged aufzuwerten. Oder besser gesagt, wir reduzieren unsere damaligen Abwertung. Die -10 Punkt wegen technischer Fehler bilden zum aktuellen Zeitpunkt nicht mehr den Stand des Spiels wieder. Stattdessen reduzieren wir die Abwertung um 7 Punkte. Wir behalten weitere -3 Punkte bei, da der Multiplayer noch immer nicht vollkommen rund läuft.

Die neue Wertung: 76 (-3) also 73 Punkte

Warum Reforged noch immer eine Frechheit ist

Jetzt kommen wir jedoch zu dem wohl größten Aber in der Aufwertungs-Geschichte. Denn es ist schlichtweg eine Farce, dass wir zwölf Monate nach dem Release lediglich sieben Punkte der ursprünglichen Abwertung streichen. Eine 73 für ein Remaster von Warcraft 3 - das ist immer noch eine Katastrophe.

Das Problem wird sogar noch ein wenig verschärft. Denn schuld daran, dass Reforged trotz ansehnlicher Optik und einem bis heute großartigen Gameplay-Gerüst nur auf eine niedrige 70 kommt, sind eben die gestrichenen Inhalte - die nach wie vor fehlen!

Der Knopf für Clans bleibt in Reforged ausgegraut. Im Menü steht immer noch, dass die Funktion in einem zukünftigen Patch wiederkommen soll. Der Knopf für Clans bleibt in Reforged ausgegraut. Im Menü steht immer noch, dass die Funktion in einem zukünftigen Patch wiederkommen soll.

Reforged wurde von seinen Fans aus vielen Gründen zerrissen. Etwa, weil dieses Remaster bis auf bessere Grafik so gut wie nichts verändert hat. Dabei wurden uns mal ganz andere Dinge versprochen. Filmreife Zwischensequenzen, die von den neuen Charaktermodelle profitieren. Story-Ergänzungen, um Charaktere wie Jaina oder Sylvanas mehr Tiefe zu verleihen. Solche gebrochene Versprechen sind richtig schlimm. Aber sie spielen bei unserer Wertungsfindung eine untergeordnete Rolle, weil selbst ein kaum erweitertes Warcraft 3 nach wie vor ein hervorragendes Strategiespiel wäre.

Aber Reforged ist eben nicht nur ein kaum erweitertes Remaster, es liefert sogar weniger als das 20 Jahre alte Original. Keine Profile, keine Clans, keine automatischen Turniere und vor allem keine Rangliste. Durch das de facto erzwungene Upgrade via Battle.net nahm Blizzard seinen Kunden zudem die Möglichkeit, einfach beim Original zu bleiben. Und so hätte Reforged fast einer lebendigen Multiplayer-Szene das Licht ausgeblasen, wenn sich die Fans nicht einfach selbst eine Ladder gebaut hätten.

Es ist unerklärlich, warum Blizzard solche eigentlich simplen Features in zwölf Monaten der Fanproteste nicht nachliefern konnte. Es sei denn, Blizzard hat Reforged einfach endgültig aufgegeben oder arbeitet an einem wirklich, wirklich großen Paket. Das letzte Update bekam das Remaster übrigens im Oktober 2020.

Mal sehen, was uns auf der Blizzconline erwartet. Reforged einfach totschweigen? Möglich, aber nicht gerade zuträglich für Blizzards ohnehin schon stark angekratztes Image. Auf ein Comeback wie bei No Mans Sky oder Battlefront solltet ihr aber besser nicht hoffen.

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