Frostpunk im Test - Über Leben und Sterben in der Eiszeit

Die Macher von This War of Mine schaffen das Kunststück, ein emotionales Aufbauspiel abzuliefern, das keinen kalt lässt.

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Eine alternative Zeitlinie im späten 19. Jahrhundert: Nachdem die Menschheit von einer neuen Eiszeit an den Rand des Aussterbens gebracht wurde, sammeln sich die wenigen Überlebenden um einen riesigen, kohlebetriebenen Dampf-Generator. Als Anführer des verfrorenen Häufleins ist es unsere Aufgabe, die Existenz unserer Spezies bis zum fernen Frühling zu sichern - ein harter Job, der im wahrsten Sinne des Wortes eiskalte Entscheidungen verlangt.

Das Echtzeit-Aufbauspiel Frostpunk mischt Steampunk-Elemente mit knallhartem Survival. Doch anders als in DayZ, Rust oder The Forest geht es nicht um das Überleben eines Einzelnen, sondern um das einer ganzen Stadt. Und wenn eine ganze Gesellschaft gegen das Aussterben kämpft, fordert dieser Kampf eben Opfer. Ein einzelnes Menschenleben ist in Frostpunk nicht viel Wert, wenn dadurch die Menschheit insgesamt weiter besteht. Starker Tobak in einem starken Spiel.

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Der letzte Anführer

In diesem düsteren Szenario übernehmen wir also die Rolle des Anführers. Und im Verlauf des Spiels müssen wir dann auch - ganz 11-Bit-typisch - so manche unangenehme Entscheidung treffen (wer es nicht weiß: Die Entwickler haben vorher This War of Mine gemacht).

Doch zu Beginn kümmern wir uns erst mal ums blanke Überleben. Wir schicken unsere Arbeiter hinaus in die eisige Kälte, um Ressourcen zu sammeln. Kohle brauchen wir für den Generator, Holz für einfache Gebäude und Straßen. Später benötigt die Siedlung auch Stahl für fortgeschrittene Gebäude wie die Werkstatt.

This War of Mine war nur der Anfang - Warum ein polnisches Studio so deprimierende Spiele macht? - GameStar TV Video starten PLUS 16:48 This War of Mine war nur der Anfang - Warum ein polnisches Studio so deprimierende Spiele macht? - GameStar TV

Dort erforschen wir wichtige Technologien, die es uns ermöglichen, beispielsweise den Dampfgenerator zu verbessern. Das ist nämlich Voraussetzung, um höhere Temperaturen zu erreichen und so Häuser zu beheizen, die weiter von der Maschine entfernt stehen. Im Laufe des Spiels forschen wir uns durch einen Aufbauspiel-typischen Technologiebaum.

Wenn die Temperaturen auf minus 40 Grad Celsius sinken, hat unser Generator zumindest zu Beginn nicht genug Kraft, um alle Gebäude mollig warm zu halten. Dann haben wir die Option, auf Overdrive zu schalten. Aber Vorsicht! Übertreiben wir es, fliegt uns der ganze Apparat um die Ohren. Das wäre das Todesurteil für unsere Stadt. »Besser« also, wenn ein paar Menschen erfrieren, dafür aber die anderen weiterleben können.

Die Wärmeansicht zeigt genau, wie es um die Gemütlichkeit der einzelnen Gebäude bestellt ist. Wird es zu kalt, werden die Menschen krank und sterben sogar. Die Wärmeansicht zeigt genau, wie es um die Gemütlichkeit der einzelnen Gebäude bestellt ist. Wird es zu kalt, werden die Menschen krank und sterben sogar.

Eiskalter Balanceakt

Um die beiden Basiswerte Hoffnung und Unzufriedenheit möglichst hoch, respektive niedrig zu halten, erlassen wir Gesetze. Zum Beispiel entscheiden wir uns dafür, die Toten anständig zu begraben, anstatt sie einfach auf einen Haufen zu werfen.

Diese pietätvolle Behandlung der Verblichenen lässt die Hoffnung in der Bevölkerung steigen, fordert von uns aber auch den Bau eines Friedhofs. So bieten die politischen Entscheidungen den Zugang zu unterschiedlichen Gebäuden. Die Summe unserer Erlasse bestimmt, wie die Einwohner uns als Anführer wahrnehmen. Sinkt die Hoffnung zu tief oder steigt die Unzufriedenheit zu hoch, laufen wir Gefahr, als Oberhaupt abgewählt zu werden.

Mit entsprechenden Gesetzen können wir uns sogar zum Diktator der Eiszeit aufschwingen. Mit entsprechenden Gesetzen können wir uns sogar zum Diktator der Eiszeit aufschwingen.

Im Laufe des Spiels entscheiden wir uns im Gesetzbuch also für die politische Richtung, mit mal mehr und mal weniger tiefgreifenden Konsequenzen. Da wir unsere Entscheidungen im Nachhinein nicht rückgängig machen können, entsteht so ein hoher Wiederspielwert. Die mit 10 Stunden eher kurze Dauer eines Spieldurchlaufs wird so locker verdoppelt oder verdreifacht. Zudem bieten zwei weitere Szenarien nach Erreichen von Tag 20 eine kleine Abwechslung des bekannten Settings.

Frostpunk ist weit komplexer, als es im ersten Anspielen den Eindruck haben mag. Neben der allgemeinen Anzeige von Hoffnung und Unzufriedenheit wäre deshalb eine Übersicht aller Bürger hilfreich, an der man ihre Bedürfnisse ablesen könnte. Aber das stünde dem Credo entgegen, dass das Wohl der Gemeinschaft über den Interessen des Einzelnen steht.

This War of Mine - Macht einen Soldaten zum Pazifisten

Spielerisch funktioniert Frostpunk auf jeden Fall sehr gut, die Gameplay-Mechaniken greifen sauber ineinander. Die Lernkurve ist allerdings recht steil und bringt uns durch permanenten Mangel von Ressourcen und Arbeitskräften schon zu Beginn an unsere Grenzen. Und die Geschichte ist wie schon in This War of Mine alles andere als leicht zu verdauen.

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