Marvel's Avengers: Warum die Gameplay-Beta die Community spaltet

Aktuell ist die PS4-Beta von Marvel's Avengers spielbar. Allerdings ist nicht jeder davon begeistert. Wir listen euch die wichtigsten Kritikpunkte an der Vorab-Version auf.

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Nicht jeder Spieler wird mit der Open Beta zu Marvel's Avengers warm. Nicht jeder Spieler wird mit der Open Beta zu Marvel's Avengers warm.

Bis zum Release von Marvel's Avengers dauert es gar nicht mehr so lange: Schon am 4. September 2020 retten wir als Iron Man, Hulk oder Thor die Welt. PS4-Vorbesteller können allerdings bereits jetzt die Beta ausgiebig testen.

Allerdings ist das aktuelle Feedback durchwachsen. Wir haben uns für euch durch Texte der Presse, Videos von Influencern und Foren-Beiträge der Spieler gewühlt, um die wichtigsten Kritikpunkte zu sammeln. Allerdings muss ebenso beleuchtet werden, was den Spielern der Avengers-Beta aktuell richtig gut gefällt.

Was sind unsere Quellen? Um eine aussagekräftige Sammlung positiver wie negativer Punkte zu sammeln, wühlen wir uns durch den Reddit-Thread zu Marvel's Avengers, Beta-Reviews auf YouTube sowie die Texte nationaler und internationaler Redaktionen. Und ja, natürlich haben wir auch selbst in die Beta reingespielt.

Was an der Avengers-Beta missfällt

Monotones Gekloppe, immergleiche Gegner

In Marvel's Avengers stellt die diabolische Organisation A.I.M. den Widersacher der Avengers dar. Und der scheint es nicht an Ressourcen zu mangeln- Iron Man, Thor und Co. müssen einen schier endlos wirkenden Schwall an Robotern und Soldaten bekämpfen.

So beschränken sich aktuell in der Beta zahlreiche Missionen darauf, sich von A nach B zu prügeln und mit der A.I.M.-Miliz den Boden aufzuwischen. Dabei bekommen wir es zwar durchaus mit verschiedenen Gegnertypen zu tun, viele Kritiker bemängeln jedoch deren Vielfalt.

Nach ein bis zwei Stunden wird also selbst das eigentlich recht gelungene Kampfsystem zu monoton, weswegen manch einer auf eine größere Gegnervielfalt im finalen Spiel hofft.

Armeen aus gesichtlosen Robotern gehören selten zu den spannendsten Widersachern eines Helden - egal, ob in Videospielen, Filmen, Serien oder Comics. Armeen aus gesichtlosen Robotern gehören selten zu den spannendsten Widersachern eines Helden - egal, ob in Videospielen, Filmen, Serien oder Comics.

Umgebungs-Copy/Paste

Nicht nur die mangelnde Gegnervielfalt ist dem ein oder anderen Spieler der Beta ein Dorn im Auge. Nicht zu wenige Missionen der Vorab-Version von Marvel's Avengers beschränkten sich auf den Überfall auf ein A.I.M.-Labors, wo irgendetwas in Gewahrsam gebracht oder zerstört werden muss.

Das größte Problem bei diesen Leveln: Man bricht gefühlt in das immer gleiche Labor ein - optische oder gar strukturelle Abwechslung suchen wir in den sterilen Umgebungen mit der Lupe.

Dabei bietet das Comic-Universum von Marvel so viele unterschiedliche Schauplätze - wie zum Beispiel den Dschungel von Wakanda, den Mond der Inhumans oder die Paralleldimensionen, in die Doctor Strange entführt. Und wenn es auch nur New York geht, welches von Superhelden-Medien zur Genüge besucht wird: Alles ist besser als die immer gleichen Laborkorridore.

San Francisco als Setting hat Schauwert - austauschbare Laborkorridore allerdings nicht. San Francisco als Setting hat Schauwert - austauschbare Laborkorridore allerdings nicht.

Durchwachsene Verbündeten-KI

In Marvel's The Avengers sind meistens vier Spieler auf einmal unterwegs. Die Betonung liegt auf meistens: So wird die Story ausschließlich über Einzelspieler-Missionen erzählt, durch die wir uns alleine oder gemeinsam mit einem KI-Gegner kämpfen. Doch selbst die auf vier Spieler ausgelegte Missionen können wir solo absolvieren, wofür uns KI-Kameraden an die Seite gestellt werden.

Deren Kompetenzen lassen laut einigen Beta-Kritiken aber zu wünschen übrig. Häufig wird angeprangert, dass die KI keine allzu große Hilfe darstellt. Im Kampf stecken sie mehr ein, als sie austeilen und manchmal ignorieren sie sogar Aktionen, die für den Levelfortschritt essentiell sind.

So können beispielsweise bestimmte Areale lediglich durch einen großen Brawler wie Hulk geöffnet werden, wenn man selbst einen Helden wie Black Widow spielt. Ignoriert die KI aber das Hindernis, haben wir ein Problem: Hier fehlt Marvel's Avengers aktuell noch eine Möglichkeit zum Erteilen eines Befehls, sollten wir ausschließlich mit der KI unterwegs sein.

So richtig allein sind wir in Marvel's Avengers eigentlich nie. Von der KI kann man sich aber gerne mal alleine gelassen fühlen. So richtig allein sind wir in Marvel's Avengers eigentlich nie. Von der KI kann man sich aber gerne mal alleine gelassen fühlen.

Reizloses Loot-Gegrinde

Loot wird in Marvel's Avengers zum Release eine wichtige Rolle einnehmen. Immerhin möchte uns Publisher Square über Monate hinweg an der Stange halten - unter anderem mit neuem Content wie Post-Launch-Helden mit eigenen Story-Missionen und natürlich der Jagd nach immer neuerem und immer besserem Loot.

Vielen Kritikern zufolge ist dies aber zumindest in der Beta noch nicht ganz gelungen: Spielentscheidende Ausrüstung machen keinen optischen Unterschied, werden direkt beiläufig aus jeder herumstehenden Kiste gekramt und sofern man sich in der Vorab-Version nicht die Zeit nimmt, sich einzulesen, ist der gerade eingesammelte Gegenstand schon wieder vergessen.

Crystal Dynamics scheint sogar aufgefallen zu sein, dass der Vergleich verschiedener Werte und Zahlen nicht gerade vor Spielspaß überschäumt: Per einfachem Knopfdruck lässt sich die aktuell bestmögliche Ausrüstung automatisch anlegen - was Spieler natürlich ebenso etwas stutzig macht: Wozu hat man die Gear dann überhaupt nötig?

Zahlen, unterschiedliche Werte und Bezeichnungen und noch mehr Zahlen: Allein von diesem Anblick bekommt der ein oder andere Spieler der Avengers-Beta leichte Kopfschmerzen. Zahlen, unterschiedliche Werte und Bezeichnungen und noch mehr Zahlen: Allein von diesem Anblick bekommt der ein oder andere Spieler der Avengers-Beta leichte Kopfschmerzen.

Totales Bildschirm-Chaos

Vier Helden während einer Koop-Mission und noch mehr Gegner, die es zu plätten gibt. Doch damit noch nicht genug: Lebensbalken, Missionsobjektive, die Gesundheit unserer Team-Mitglieder, Special-Moves und, und, und - auf dem Spielbildschirm von Marvel's Avengers passiert eine Menge.

Viele Spieler stören sich aktuell an dem überladenen Spektakel, das vom eigentlichen Gameplay ablenkt und mehr anstrengt, als dass es unterhält oder zumindest eine Übersicht bietet.

Gerade Spiele wie Red Dead Redemption 2 oder Horizon Zero Dawn haben bereits verstanden, dass weniger manchmal mehr ist und Spieler die eigentliche Spielwelt mehr interessiert, als blinkende Menüs und Anzeigen. Deswegen hoffen viele Kritiker der Beta: Marvel's Avengers muss sein HUD bis zum Release deutlich reduzieren.

Auf diesem (vom Entwickler geschönten) Screenshot passiert schon eine Menge. Und dabei ist noch nicht einmal das HUD aktiviert. Auf diesem (vom Entwickler geschönten) Screenshot passiert schon eine Menge. Und dabei ist noch nicht einmal das HUD aktiviert.

Was Spielern an der Avengers-Beta gefällt

Jeder Held spielt sich unterschiedlich

Zum Release bietet Marvel's Avengers sechs unterschiedliche Helden. In der Beta können wir bereits vier davon ausprobieren - wenn man das Tutorial beziehungsweise die Prolog-Mission ignoriert. Besonders cool: Jeder Held unterscheidet sich in seiner Spielweise merklich voneinander.

Hulk teilt (offensichtlich) den meisten Schaden aus, ist dafür aber verhältnismäßig langsam und behäbig. Kamala spielt sich wie eine erfrischend andere Version von Spider-Man (der nach Launch ausschließlich PS4-Spielern zur Verfügung steht). Iron Man wirkt könnte glatt als Javelin aus Biowares Anthem durchgehen - nur ohne lästigen Treibstoffverbrauch. Und Black Widow verlässt sich anstelle von Superkräften auf Nahkampfakrobatik und Schusswaffen.

Ob sich Thor und Captain America sowie die Post-Launch-Helden wie Hawkeye langfristig ebenso stark von den restlichen Avengers unterscheiden, zeigt sich erst zum finalen Release. Dass sich die aktuell spielbaren Charaktere schon jetzt so merklich voneinander unterscheiden, begeistert aber schon jetzt die Fans, die sich an der Beta probieren.

Manch einer hat Thors Spielweise in der Avengers-Beta mit Kratos aus God of War verglichen. Na, wenn das mal nicht ein Lob ist! Manch einer hat Thors Spielweise in der Avengers-Beta mit Kratos aus God of War verglichen. Na, wenn das mal nicht ein Lob ist!

Die Liebe zum Detail (und zur Vorlage)

Comic-Spiele genießen nicht immer den besten Ruf. Marvel's Avengers scheint aber schon in der Beta bei Comic-Lesern oder Enthusiasten des Marvel Cinematic Universe die richtigen Knöpfe zu drücken. So macht sich die Liebe der Entwickler zur Vorlage bei den Spielern schon jetzt positiv bemerkbar, was sich unter anderem in den zahlreichen Kostümen oder Anspielungen an Filme und Comics widerspiegelt.

Auch die Story geht - zumindest soweit es sich aktuell beurteilen lässt - sehr respektvoll mit etablierten Charakteren um, selbst wenn es »nur« die unbekannteren und weniger wichtigeren sind. Von Bösewicht George Tarleton a.k.a. M.O.D.O.K. oder der muslimischen Superheldin Kamala Khan gab es beispielsweise in Mainstream-Medien bis dato nicht allzu viel zu sehen. Deswegen ist es umso erfreulicher für Spieler, wenn ihre längst überfällige Darstellung gar noch gelingt.

Für dumme Sprüche im Eifer des Gefechts sind die Avengers eigentlich immer zu haben. Für dumme Sprüche im Eifer des Gefechts sind die Avengers eigentlich immer zu haben.

Kamala Khan als Newcomer

Die Story von Marvel's Avengers wird nicht nur, aber zu großen Teilen aus der Perspektive der Nachwuchs-Heldin Kamala Khan erzählt. Einen Vorgeschmack darauf bekommen wir im Zuge der Beta, indem wir die ersten Story-Missionen an der Seite von und als die zukünftige Ms. Marvel erleben.

Dabei loben zahlreiche Spieler der Beta die Darstellung des Charakters der muslimischen Heldin sowie die Performance ihrer Darstellerin Sandra Saad: Kamala ist jung und unerfahren, ein Fan der Avengers und möchte mit ihren unfreiwillig erhaltenen Superkräften die Welt zu einem besseren Ort machen. Ihr Idealismus, Humor und ihre offene Art und Weise, mit denen sie selbst eingestandene Superhelden wie Bruce Banner und Tony Stark irritiert, trifft schon jetzt den Nerv vieler Spieler.

Man könnte meinen, Kamala Khan trägt Marvel's Avengers für den ein oder anderen Fan auf ihrem Rücken. Man könnte meinen, Kamala Khan trägt Marvel's Avengers für den ein oder anderen Fan auf ihrem Rücken.

Die Avengers-Dynamik

Vor Joss Whedons The Avengers von 2012 hätten wahrscheinlich viele Comic-Fans daran gezweifelt, dass man so viele egozentrische und narzisstische Charaktere in einem Film unterbringt. Immerhin sollte jede Figur im Zweifel eine sinnvolle Entwicklung durchmachen und im Vergleich zu den anderen nicht zu blass bleiben. Videospiele profitieren von einem größeren Umfang und längeren Laufzeit, um sich Zeit für diese Charaktere zu nehmen.

Das bedeutet jedoch nicht, dass dies automatisch gelingt. Viele Spieler der Beta haben in Bezug auf Marvel's Avengers diesbezüglich aber allemal einen positiven Ersteindruck: Wenn sich Tony Stark und Steve Rogers einen gewitzten Schlagabtausch liefern, Thor und der Hulk ihre Muskeln miteinander vergleichen oder es zwischen Ms. Marvel und Bruce Banner zu einer peinlichen Unterhaltung kommt, lässt dass die Fans dem Release positiv entgegenblicken.

Ein bisschen wie im Kino

Ja, die Kämpfe von Marvel's Avengers können in der Beta gerne mal überladen und anstrengend werden - wie wir bereits oben bei den Kritikpunkten angemerkt haben. Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass alles an dem Gekloppe und Geballer schlecht ausfällt.

Ganz im Gegenteil: Viele Spieler heben positiv hervor, dass es bei den Gefechten gerne mal ein richtig »cineastisches« Gefühl aufkommt, wenn eben alles nach dem Schnürchen läuft. Dafür ist zweifelsohne ein wenig Übung und Know-How notwendig, doch wenn es genau richtig funktioniert, kommt wird gerne der Vergleich zum großen Kino und der Vergleich der Schlachten-Atmosphäre wie in The Avengers, Age of Ultron, Infinity War oder Endgame auf.

Potenzial zum Wachsen

Marvel's Avengers steht während beziehungsweise nach der Beta in der Kritik. Diese Kritik für euch aufzulisten macht immerhin den ganzen Sinn dieses Artikels aus. Doch genau dafür sind Betas vor dem finalen Release eines Spiels ja dar: Das verantwortliche Studio auf diese Missstände aufmerksam zu machen, damit dieses noch daran schrauben kann, gehört zu den wichtigsten Phasen eines Entwicklungsprozesses.

Crystal Dynamics wird keinesfalls jeden einzelnen der Kritikpunkte bis zum September vollständig aus der Welt räumen, aber zumindest könnten sich einige Baustellen reduzieren. Und dieser Gedanke stimmt auch viele Spieler der Beta positiv: Denn trotz der doch recht umfangreichen Kritik an Marvel's Avengers stecken im Kern viele gute Ideen und Ansätze, die mal mehr, mal weniger Feinschliff benötigen.

Und selbst wenn das Potenzial von Marvel's Avengers im kommenden Monat nicht vollständig ausgeschöpft werden kann, dann vielleicht in den Wochen nach Release.

Marvels Avengers wird Destiny mit Superhelden - Angespielt-Video Video starten 9:48 Marvel's Avengers wird Destiny mit Superhelden - Angespielt-Video

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