Red Dead Online wird Standalone: Gute Idee, schlechtes Timing

Meinung: Red Dead Online befreit sich von Red Dead Redemption 2, wird Standalone. Eigentlich keine schlechte Idee, aber ziemlich schlechtes Timing.

Am 1. Dezember 2020 erscheint die Standalone-Version von Red Dead Online zum Spottpreis. Wer kein Interesse an dem Singleplayer von Red Dead Redemption 2 hat, kann für nur fünf Euro in den Wild-West-Multiplayer reiten, ohne sich das Hauptspiel zulegen zu müssen.

An sich eine gute Idee, eine neue Spielerschaft für Red Dead Online zu gewinnen und in Zukunft stärker zwischen Einzel- und Mehrspielern zu unterscheiden. Allerdings kommt die zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt: Rockstar konkurriert nicht nur mit sich selbst, sondern schickt Red Dead Online zudem schwachbrüstig ausgestattet in den rauen Release-Winter - denn der Content-Anreiz lässt zu wünschen übrig.

Rockstar weiß das sicher auch. Wieso verkloppen sie gerade jetzt Red Dead Online quasi für lau? Und warum ist das Timing selbst vielleicht gar nicht mal das größte Problem?

Der Autor

Valentin Aschenbrenner hat bereits mehr Zeit in die Multiplayer-Modi von GTA 5 und Red Dead Redemption 2 investiert, als ihm eigentlich lieb ist. Wirklich los kommt er jedoch von beiden Spielen nicht. Müsste er sich zwischen GTA Online und Red Dead Online entscheiden, würde Letzteres jedoch zweifelsohne den Kürzeren ziehen. Müsste er sich wiederum zwischen dem Singleplayer von GTA 5 und Red Dead Redemption 2 entscheiden, würde die Antwort auf diese Frage ganz anders aussehen. Ihr merkt schon: Es ist kompliziert.

Wieso eine Standalone-Version für Red Dead Online?

Eine zweite Chance?

Red Dead Onlines Standalone-Version ist ein wichtiger Schritt: Rockstar will all die Spieler mit dem Lasso einfangen, die in den letzten Monaten weggelaufen sind - und zusätzlich neue anlocken.

Der Spielerschwund zieht sich bereits seit Monaten durch die Server. Mitspieler? Nicht selten Fehlanzeige. Ausschlaggebender Grund dafür ist der maue Content und/oder, dass viele Veteranen bereits alles aus Red Dead Online rausgeholt haben.

Gerade im direkten Vergleich zu GTA Online, das nach über sieben Jahren im Dezember 2020 »sein bisher größtes Update« spendiert bekommt, verblassen die neuen Inhalte für Red Dead Online: Während GTA Online ein riesiger, neuer Heist mit neuem Spielgebiet blüht, bekommen Red-Dead-Fans ein paar neue Missiönchen für bestehende Rollen: Beschäftigungstherapie - kaum mehr.

Das spiegelt sich natürlich auf lange Sicht in den Spielerzahlen wider, während auf Twitter, Reddit, YouTube und in den Foren die immergleiche Kritik ertönt: Gebt uns gefälligst echten neuen Content! Ob und wie sehr sich eine Investition in die Zukunft von Red Dead Online lohnt, dürfte Rockstar Games demnach mit dem Release einer Standalone-Variante überprüfen können.

Link zum Reddit-Inhalt

Meine gewagte These: Rockstar streckt hier die Fühler aus, ob sich das überhaupt noch lohnt. Red Dead befindet sich am Scheideweg - und ein potenzieller Ansturm auf die Standalone-Version könnte Anschlag für genau die Inhalte geben, die aktuell nicht angeboten werden. Oder eben den letzten Sargnagel in ein sinkendes MMO hämmern, falls die erhofften Massen ausbleiben.

Für eine Handvoll Euros

Einwandfrei und ohne Zweifel lässt sich das freilich nicht belegen. Genug Indizien liegen dafür jedoch auf der Straße: Ein gigantisches Open-World-MMO für nur fünf Euro?! Von Rockstar?!! Und selbst wenn das reduzierte Angebot dann ab dem 15. Februar 2021 nicht länger gilt, sind 20 Euro immer noch ein mehr als nur fairer Preis für einen Multiplayer-Titel dieser Größe und Qualität - trotz Content-Problemen.

Die Zukunft von Red Dead Online könnte sich also unmittelbar nach dem 1. Dezember 2020 entscheiden. Doch im Weihnachtsgeschäft 2020 kommt Rockstar nicht nur die Konkurrenz in die Quere - sondern der Entwickler sich selbst.

Red Dead Online als Standalone-Version für nur fünf Euro zu bekommen, ist definitiv eine Ansage. Aber müssen sich Spieler Sorgen machen? Red Dead Online als Standalone-Version für nur fünf Euro zu bekommen, ist definitiv eine Ansage. Aber müssen sich Spieler Sorgen machen?

Wieso der Zeitpunkt schlecht gewählt ist

Rockstar macht sich selbst Konkurrenz

Nur zwei Wochen nach dem Red-Dead-Launch bekommt GTA Online sein neuestes Update: Den Cayo-Perico-Heist. Denkbar schlechtes Timing, besteht doch eine relativ große Schnittmenge zwischen den beiden Spielergemeinden.

So müssen sich im Zweifel viele Fans beider Titel entscheiden: Spiele ich »das bisher größte Update« für GTA Online mit Solo-Heist und einer völlig neuen Map als Schauplatz? Oder wage ich mich in das altbekannte Red Dead Online, in dem aktuell hoffentlich etwas mehr Spieler als sonst unterwegs sind und ich ein paar neue Missionen für eine altbekannte Rolle bekomme, aber sonst keine echte Lösung für die seit Monaten bestehende Content-Flaute? Keine schwere Entscheidung, oder?

GTA Online: Der Cayo Perico-Heist und die neue Insel-Map im Trailer Video starten 0:24 GTA Online: Der Cayo Perico-Heist und die neue Insel-Map im Trailer

Red Dead Online muss sich im Release-Winter 2020 behaupten

Und dann steht ja noch die restliche Weihnachtskonkurrenz in den Startlöchern. Beispielsweise diese kleine, leicht zu übersehende Projekt von CD Projekt Red. Cyberpunk 2077 nennt sich das, falls ihr euch fragt. Ubisoft schickt gleich drei Open-World-Epen ins Rennen: Watch Dogs Legion, Assassin's Creed Valhalla, Immortals: Fenyx Rising.

Und dann wäre da ja noch der Konsolen-Launch: Playstation 5 und Xbox Series X mit Spielen wie das Demon's Souls Remake, Spider-Man: Miles Morales, Devil May Cry 5: Special Edition und, und, und...

Entsprechend tut sich Red Dead Online aktuell als Standalone-Version wirklich keinen Gefallen, haben viele Spieler doch auch abseits davon mehr als genug Neues (oder neu Aufgelegtes) zum Zocken zur Auswahl.

Vor dem bereits mehrmals verschobenen Release von Cyberpunk 2077 haben schon diverse Videospielentwickler gekuscht. Nicht jedoch Rockstar! Ganz im Gegenteil. Vor dem bereits mehrmals verschobenen Release von Cyberpunk 2077 haben schon diverse Videospielentwickler gekuscht. Nicht jedoch Rockstar! Ganz im Gegenteil.

Es fehlt der große Content-Anreiz

Den zweiten Grund für schlechtes Timing habe ich bereits erwähnt: Es fehlen (neue) Inhalte. Wer jetzt in Red Dead Online loslegt, hat zwar allemal etwas zu tun, allerdings fehlt der Standalone-Version das wichtige Zugpferd, warum man denn gerade jetzt zuschlagen muss - abseits vom Spottpreis, der ohnehin bis Februar 2021 gilt.

Klar, mit mittlerweile fünf verschiedenen Rollen, einer Hauptstory, diversen Nebenmissionen und dem klassischen Multiplayer-Geplänkel sind Neueinsteiger erstmal beschäftigt. Doch was ist mit den Veteranen und Rückkehrern?

Immerhin winkt auch am Horizont kein großes Content-Update für Red Dead Online, was auch für Neueinsteiger abschreckend wirken kann: Warum sollte ich mich in die Prärie wagen, wenn die bereits etablierte Community über Content-Mangel und fehlendes Endgame jammert. Zumindest neuer Inhalt in Form von Waffen, Pferden oder Ausrüstungsgegenstände wären angebracht, denn recht viel voller kann der Kleiderschrank kaum werden.

Rockstar Games hat einen Plan für die Zukunft von Red Dead Online. Es würde aber wohl kaum schaden, die Fans und Spieler ein kleines bisschen mehr in die Karten linsen zu lassen. Rockstar Games hat einen Plan für die Zukunft von Red Dead Online. Es würde aber wohl kaum schaden, die Fans und Spieler ein kleines bisschen mehr in die Karten linsen zu lassen.

Licht am Horizont für Singleplayer-Fans?

Unabhängig von dem schlechten Timing dürften für Singleplayer- wie Multiplayer-Fans die aktuellen Entwicklungen bei Rockstar Games noch ziemlich spannend werden. Immerhin steht demnächst nicht nur Red Dead Online auf eigenen Füßen, für 2021 ist ebenfalls eine Standalone-Variante für GTA Online geplant. Ob die Zukunft der beiden gleichermaßen rosig aussieht, ist jedoch alles andere als sicher.

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