Bei aller Liebe zu Total War: Die DLC-Politik sorgt immer wieder für durchaus berechtigte Kritik. Sei es die Tatsache, dass es für keinen Warhammer-Teil bislang ein günstigeres Komplettpaket gibt, drei Euro für einen Blut-DLC verlangt werden oder komplette Fraktionen zum Release als Vorbesteller-Bonus auftreten.
Zumindest hat die Kritik daran bereits kleinere, positive Nebeneffekte bewirkt. Beispielsweise sind die Vorbestellerboni mittlerweile stets auch eine Woche nach dem Release noch kostenlos.
So auch die Ogerkönigreiche. Ein eigenständiges Volk, das in der Standardversion von Warhammer 3 nicht enthalten ist und inzwischen ist die Gratiszeit auch vorbei. Wer sich jetzt Warhammer 3 zulegt, muss die Oger einzeln dazukaufen - und zahlt dafür ganze 12 Euro. Damit sind die Oger der teuerste Vorbesteller-DLC, den es bei Total War: Warhammer je gab.
Das macht es umso interessanter, zu wissen, ob sich dieser Preis überhaupt lohnt. Hier gibt es die Antwort darauf. Und für die passende musikalische Untermalung empfehle ich das hier.
Was steckt in dem DLC genau drin?
Die Ogerkönigreiche sind das achte spielbare Volk für Warhammer. Heißt sie haben ihren eigenen Platz auf der Kampagnenkarte. Genauer gesagt sogar zwei unterschiedliche, denn im DLC enthalten sind zwei Legendäre Kommandanten.
- Speckus Goldzahn: Der Obertyrann zählt zu den fettesten, größten und fiesesten Ogern der ganzen Welt. Getrieben von unsagbarer Gier nach Fleisch und Gold führt Speckus Horden an Ogern in die Schlacht, um die Ländereien seiner Nachbarn zu plündern. Er ist aber tatsächlich auch ein überraschend geschickter Diplomat - zumindest im Gespräch mit anderen Ogern. Speckus startet in den Bergen südlich von Cathay und prügelt sich hier mit Cathayanern, Zwergen, Orks oder Tzeentch-Horden.
- Skrag der Schlächter: Skrag ist eine furchteinflößende Gestalt. Der riesiger Metzger hat einen Fleischerhaken sowie ein Beil anstelle von Händen und zieht einen riesigen Topf hinter sich her, in dem er Fleisch zu Ehren des Großen Schlundes opfert. Seine Armeen sind schnell unterwegs und er zahlt wenig Unterhalt für die sehr mächtigen Verschlinger. Skrag startet sehr weit im Südwesten der Karte. Damit legt er sich insbesondere mit dem Imperium an, aber auch Zwerge, Kisleviten oder Skaven landen in seinem Kochtopf.
Die beiden Kommandanten spielen sich leicht unterschiedlich, aber haben keine besonderen Siegbedingungen. Beide versuchen wie alle anderen durch die Portale zum Bärengott Ursun zu gelangen. Insgesamt haben die Oger aber natürlich ganz eigen Volksmechaniken, die sie von allen anderen Fraktionen abheben.
Außerdem verfügen die Oger noch über eine Riege an besonderen Einheiten. Die kennen Warhammer-Veteranen zum Teil allerdings schon aus den Vorgängern, wo beispielsweise Ogerbullen und Vielfraße als Söldner angeworben werden konnten. Die Oger verfügen auch nicht gerade über die abwechslungsreichste Auswahl an Einheiten, dafür sind darunter ein paar sehr eindrucksvolle Monster.
Oger auch ohne DLC
Um ganz sicher zu gehen, hier noch ein kurzes Wort der Warnung: Wenn ihr die Oger nicht spielen wollt, aber sie gerne im Spiel als Gegner habt, dann kauft euch den DLC nicht! Alle DLC-Völker sind in Total War immer automatisch im Spiel, aber eben nicht spielbar. Ihr könnt in Warhammer 3 sogar Einheiten der Oger rekrutieren, wenn ihr mit ihnen verbündet seid.
Machen die Menschenfresser Spaß?
Creative Assembly hat inzwischen den Dreh sehr gut raus, wenn es um das Entwerfen neuer Fraktionen geht. Selbst anfänglich eher lahme Fraktionen wie die Tiermenschen und Waldelfen sind nach umfangreichen Updates richtig prächtig. Die Oger bilden da keine Ausnahme. Das Volk hebt sich eindeutig vom Rest ab und setzt auf eine Vielzahl einzigartiger Mechaniken.
Auf der Kampagnenkarte:
Oger wären sicherlich ein guter Kandidat für eine weitere Hordenfraktion gewesen. Gut, dass man sich dagegen entschieden hat. Stattdessen sind die Oger eine vielschichtige Mischung, bei der es einiges zu beachten gilt. Denn Oger können zwar Städte besetzen und besiedeln, aber keine Ogerstadt wird jemals so groß und prachtvoll wie bei anderen Fraktionen.
Um die besten Gebäude bauen und stärksten Einheiten rekrutieren zu dürfen, gilt es, Ogerlager zu errichten. Das sind im Grunde Siedlerstädte, die wir überall hochziehen können. Ein Ogerlager in fremden Territorium plündert dieses sogar dauerhaft. Ogerlager können umfangreich aufgerüstet werden und zählen in Gefechten als Nebensiedlung, aber haben keine automatische Garnison.
Die Lager sind dabei ein spannendes strategisches Element. Denn der Einflusskreis bringt Boni für unsere Armee und wer den Unterhalt einer Armee mit teuren Einheiten senken will, kann diese komplett im Lager einquartieren. Dann müssen nur die Truppen raus, die zur Bewachung rekrutiert wurden.
Ogerlager generieren zudem Fleisch. Das brauchen Oger-Armeen neben dem normalen Unterhalt, um keine Verlust zu erleiden. Die Vielfraße fressen sich andernfalls gegenseitig. Das Managen der Fleischvorräte ist anfänglich recht spannend, wird im späteren Verlauf aber etwas unwichtiger, da immer genug vorhanden sein sollte.
Weniger cool als die Lager und das Fleisch sind die Söldnerverträge. Eine eigentlich interessante Idee, bei der Oger für andere Fraktionen als Söldner Aufgaben annehmen. Meistens geht es darum, eine Stadt zu erobern, auszurauben oder einen Charakter zu erschlagen. Klingt auf dem Pergament cool, hebt sich letztlich aber nicht sonderlich von normalen Questaufgaben ab und da es keinen Nachteil hat, die angenommenen Aufträge zu ignorieren, verkommen sie zur Randnotiz.
Auf dem Schlachtfeld:
Kommt es zur Schlacht, stechen die Oger wortwörtlich hervor. Die Armeen dieser fetten Klopse bestehen wenig überraschend hauptsächlich aus großen Einheiten. Mit Ausnahme der Gnoblar als Bauernopfer sind alle Einheiten monströs und so eine Armee zu befehligen, macht tatsächlich mächtig Laune.
Gerade im Kampf gegen kleinere Feinde kommen die Oger richtig zur Geltung. Mit schnellen Fußsoldaten, schwerer Kavallerie und ein paar riesigen Kreaturen ist es schon allein unterhaltsam, dem Gekloppe einfach eine Weile zuzusehen. Da fliegen Skaven und Menschen durch die Gegend, weil die Oger diese Hänflinge nach einem kurzen Sprint einfach lachend zur Seite treten. Der gewaltige Steinyak zählt sogar zu einer der am besten designten und animierten Einheiten im ganzen Spiel.
Wer jedoch auf gänzlich ausgefallene Strategien setzt, tut sich mit den Ogern keinen großen Gefallen. Zwar bieten die lange unsichtbaren Verschlinger ein paar coole Möglichkeiten, am vielversprechendsten ist es aber, die mickrigen Feinde so schnell wie möglich in den Nahkampf zu verwickeln und dann zuzusehen, wie die Oger sie zu Sülze zerquetschen.
Das wär noch unterhaltsamer, wenn sich die Oger nicht so oft verhaken würden. Aufgrund ihrer Größe kann es passieren, dass sich Einheiten teilweise gegenseitig blockieren. Auch Speckus auf seinem kleinen Karren scheint manchmal Opfer seiner eignen Hitbox zu sein. Das ist kein all zu großes Problem, aber doch etwas unschön.
Die Oger haben einen besonderen Platz
Doch egal, ob die Oger auf der Kampagnenkarte einen interessanten Spielstil pflegen oder in den Schlachten glänzen - diese Fraktion hat noch einen weiteren Vorteil. Sie ist nämlich ein dringend benötigtes Gegengewicht zu den Chaoshorden und sterblichen Völker des Hauptspiels.
Es gibt mit den Chaosgöttern auf der einen und Kislev oder Cathay auf der anderen Seite zwei sehr klare Fronten. Die Oger sind in diesem Gemisch der einzige neutrale Faktor. Sie können deshalb auch problemlos mit beiden Seiten verhandeln.
Das bietet eine erfrischend andere Perspektive. Die ist insbesondere dann von Nöten ist, wenn man sich an der repetitiven Kampagnen-Mechanik schon mehrmals abgearbeitet hat. Aber darüber habe ich mich bereits im Test genug aufgeregt.
Diese Ausgangslage macht es auf der einen Seite noch etwas ärgerlicher, dass die Oger nicht automatisch spielbar sind. Auf der anderen Seite erhöht das natürlich ihren tatsächlichen Wert. Ihr bekommt immerhin eine Fraktion, die das bisherige Spielerlebnis durchaus bereichert.
Dass die Oger mehr kosten als zuvor Norsca oder die Chaoskrieger, ist also nachvollziehbar. Sofern euch diese Praxis an sich nicht verärgert. Im Zweifel ist es immer ratsamer, auf einen der regelmäßigen Sales zu warten.
Fabiano Uslenghi
@StillAdrony
Eigentlich habe ich ursprünglich mal scherzhaft gesagt, dass ich mich auf die Ogerkönigreiche am meisten freue. Ich wollte damit nur Kollege Maurice ärgern. Aber inzwischen bin ich tatsächlich sehr begeistert von diesen tumben Fleischbergen. Meine liebste Fraktion in Warhammer 3 sind sie nicht, dafür spiele ich zu gern eher gute
Fraktionen. Aber ich habe trotzdem sehr viel Spaß mit Speckus, Skrag und ihren gefräßigen Gefolgsleuten.
Vor allem auf dem Schlachtfeld haben mich die Oger begeistert. Die Schauwerte sind hier nämlich ... naja: groß
. Bei kaum einem anderen Volk schau ich so viel zu. Das spricht nicht für ihr strategisches Geschick, aber doch für den Unterhaltungsfaktor. Gerade dem Steinyak könnte ich bei seiner Arbeit stundenlang zuschauen. Ich habe sogar bevorzugt Skaven den Krieg erklärt, weil diese Biester so zahlreich aber klein und fragil sind. Dann macht das Zerstampfen einfach am meisten Spaß.
Wäre dieser DLC etwas später gekommen, hätte ich gesagt, dass er die vollen zwölf Euro durchaus wert ist. Da er aber direkt zum Release erschien, hat das Ganze einen etwas unangenehmen Beigeschmack. Hier ist dann nur die Frage, ob ihr diese Praxis verurteilt. Rein inhaltlich kann man der Erweiterung nämlich kaum was vorwerfen.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.