Wieso Total War: Warhammer 3 eine ziemlich smarte Fortsetzung ist

Meinung: Total War: Warhammer 3 hat die Chance, eines der größten Strategiespiele aller Zeiten zu werden. Und es markiert eine sehr spannende Trendwende.

Total War: Warhammer 3 bietet eine eigene Kampagne zu Release - und will eine Riesenkampagne mit Teil 1 und 2 nachreichen. Total War: Warhammer 3 bietet eine eigene Kampagne zu Release - und will eine Riesenkampagne mit Teil 1 und 2 nachreichen.

Total War: Warhammer ist mehr als nur ein Spiel. Also buchstäblich. Mittlerweile existieren nämlich zwei Teile und gefühlt 1.000 DLCs mit neuen Völkern, Fraktionen, Heldenfiguren, die sich allesamt verknüpfen lassen zu einer einzigen gigantischen Kampagne: Warhammer 1 und 2 verschmelzen zu den sogenannten »Mortal Empires«.

Für Warhammer-Fans ein absolutes Träumchen: eine einzige gigantische Kampagne, die die Alte und die Neue Welt umspannt. Lässt sich das noch toppen? Ja. Genau hier wirft nämlich das frisch angekündigte Total War: Warhammer 3 ein »Hold my beer« ein. Eine noch riesigere Total-War-Map soll es geben, eine große Vereinigung von Warhammer 1, 2 und 3. Mehr dazu in unserer großen Info-Übersicht zum Spiel:

Und darüber müssen wir reden. Denn dieses Verknüpfen von neuen mit alten Spielen ist eine Chance des digitalen Steam-Zeitalters, die allmählich mehr und mehr genutzt wird. Hitman 3 handhabt es ähnlich. Overwatch 2 auch. Path of Exile 2 ebenso.

Für Fans wirkt das wie der reine Win-Win-Deal, denn als Enthusiast besitze ich Total War: Warhammer 1 und 2 eh schon seit Jahren. Beide Teile waren in zig Steam Sales mit dicken Rabatten zu haben - in Warhammer 3 bekomme ich als Besitzer der Vorgänger also ohne zusätzliche Kosten ein gigantisches Paket. Doch hinter diesem vermeintlichen Geschenk steckt natürlich mehr als bloße Spendierlaune der Entwickler.

Solche modularen Fortsetzungen verändern, was wir von bestimmten Nachfolgern erwarten. Sie verändern, wie wir über Spieleserien nachdenken. Sie gewähren Entwicklern und Fans neue Chancen, bergen aber auch Risiken.

Was ist überhaupt eine gute Fortsetzung?

Heutzutage ist Fortsetzung nicht gleich Fortsetzung. Das digitale Steam-Zeitalter lässt mannigfaltige neue Wege zu, wie Entwickler ihre Franchises weiterführen können. Das klassische Prinzip »Zwei Jahre später gibt's einen neuen Teil für 60 Euro« existiert natürlich nach wie vor - aber führt oft genug zu Enttäuschungen. Denn wer eine waschechte Fortsetzung mit neuer Grafik, neuem Gameplay, neuer Kampagne, neuem Alles verspricht, muss die auch liefern. Und wenn ein Assassin's Creed: Revelations dann bloß Brotherhoods Gameplay mit Istanbul-Anstrich und Hakenklinge bietet, reagieren die Fans bockig.

Der Autor: Wo Skeptiker Service Games, DLC-Modelle und Free2Play-Ansätze verfluchen, ist Redakteur Dimi prinzipiell deutlich offener: Veränderung bietet immer Chancen für Verbesserung. Ohne Mut zu großen Neuerungen würden wir wahrscheinlich immer noch jeden Patch von Hand installieren. Mal abgesehen von den albernen Gore- und Preorder-DLCs hält er die Strategie von Total War für ziemlich spannend: kleinere Szenario-Spiele wie Troy, große kompatible Fortsetzungen, die sich miteinander verknüpfen lassen. Dem Strategiegenre wirft man ja gerne mal vor, dass es zu sehr in der Vergangenheit festhängt - aber Creative Assembly bemüht sich auf sehr innovative Weise, erfolgreich zu bleiben.

Im Zeitalter der Service Games kann das ganz anders aussehen. Manche Entwickler patchen ihr Spiel schlicht zur nächsten Vollversion hoch - beispielsweise der Train Simulator, die nachweislich teuerste Simulation überhaupt:

Die 5 teuersten PC-Simulationen - Diese Spiele machen arm Video starten 8:31 Die 5 teuersten PC-Simulationen - Diese Spiele machen arm

Ein eFootball PES 21 erscheint zum Budget-Preis als Standalone-Update für PES 20, statt sich als Vollpreis-Fortsetzung zu maskieren. Und ein Overwatch 2 will natürlich die Spielerschaft des ersten Teils nicht spalten oder abwerben, deshalb wird Overwatch 1 Teil seiner eigenen Fortsetzung. Wie gesagt: Fortsetzung ist nicht mehr gleich Fortsetzung.

Die Total-War-Serie hat nicht die Mittel, sich mit jedem neuen Teil in Gänze neu zu erfinden. Und irgendwo fehlt auch der Grund. Warhammer 1 und 2 sind auch Jahre später noch sehr gute Spiele. Creative Assembly macht hier aus der Not eine Tugend: Gerade weil Warhammer 3 technisch wahrscheinlich recht nah an den Vorgängern bleibt, ist eine Mortal-Empires-Kampagne überhaupt erst möglich. Und die (in der Regel ziemlich teuren) DLCs der letzten vier Jahre verlieren aus Kundensicht nicht ihren Wert. Da könnte sich FIFA mal eine Scheibe abschneiden.

Wer darüber meckern möchte, dass Warhammer 3 »nur« eine neue Karte - den östlichen Teil der Alten Welt - samt neuer Fraktionen anbietet, kann das natürlich tun (wobei ich erstmal abwarten würde, wie die Chaoswelten im Spiel integriert werden). Mehr dazu in Maurices Detail-Analyse:

Total War: Warhammer 3 begeistert Maurice schon mit dem ersten Trailer - Denn der verrät jede Menge! Video starten 25:49 Total War: Warhammer 3 begeistert Maurice schon mit dem ersten Trailer - Denn der verrät jede Menge!

Was wäre die Alternative dazu? Ein neues Warhammer 1, das dann wieder nur die »europäischen« Teile der Alten Welt enthält, aber dafür mit neuer Grafik? Da finde ich den Weg von Warhammer 3 deutlich besser.

Lernt von Hitman 3

Diese modularen Fortsetzung stellen Entwickler auf der anderen Seite auch vor neue Herausforderungen - vor allem technische. Eine Mortal-Empires-Kampagne aus allen drei Warhammer-Teilen müsste nicht nur in puncto Technik und Balance einwandfrei laufen, sondern auch im Hinblick auf die unterschiedlichen Launcher.

Hitman 3 hat hier trotz sehr guter Bewertungen noch immer zu kämpfen. Weil Teil drei exklusiv im Epic Store erscheint, muss seitens der Technik erst eine Brücke gebaut werden, damit Steam-Besitzer von Hitman 1 und 2 die alten Episoden auch in der Epic-Version von Hitman 3 spielen können. Im Fall von Warhammer 3 dürfte das Drama deutlich geringer ausfallen, weil das Spiel auch auf Steam angeboten wird beziehungsweise die älteren Total Wars bald im Epic Store landen. Doch auch Creative Assembly kündigt neue Möglichkeiten an, damit Epics Neukunden nicht alle Vorgänger und DLCs nochmal via Epic Store kaufen müssen, um alte Inhalte zu importieren.

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Creative Assemblys Zauberwort lautet »Total War Access« (ich weiß, eigentlich drei Worte). Das der Hitman-Entwickler »IOI Account«. Publisher und Entwickler bieten wieder häufiger eigene Account-Services an, um Spiele jenseits von Launchern wie Steam und Epic miteinander kompatibel zu machen. Das birgt natürlich die Gefahr, das wir in das dunkle Zeitalter der späten 2000er zurückfallen, wo man für jedes Spiel irgendeinen anderen Account und dann noch Games for Windows Live brauchte. Erinnert sich noch wer an die Bioware-Points? Gruselig.

Auch machen die Total-War-Devs aus der Not eine Tugend. Seit Jahren bauen sie die Total-War-Serie zu einer Art spielübergreifendem Service aus. Zum einen durch einen gemeinsamen Launcher, zum anderen durch minutiöse Pflege alter Spiele. Shogun 2: Fall of the Samurai wurde rückwirkend zu einem Saga-Titel wie Thrones of Britannia oder Troy umgemodelt, Rome 2 bekam bis 2018 neue Updates und so weiter.

Diese Strategie schlägt in die gleiche Kerbe wie die Mortal-Empiress-Superkampagne: Alte Total-War-Spiele werden viel, viel langsamer zu kaltem Kaffee als viele andere Spiele. Wo ein Call of Duty oder FIFA nach einem Jahr drastisch an Relevanz verliert, halten viele Fans Shogun 2 auch zehn Jahre nach Release die Treue. Und hier in der Redaktion gibt's genügend Leute, die bei Ankündigung von Warhammer 3 gesagt haben: »Jau, wenn Total War jetzt die gesamte Warhammer-Welt abdeckt, dann probier ich's auch mal aus.« Und genau das ist nur möglich, weil Total War: Warhammer 3 eine ziemlich smarte Fortsetzung ist. Aber falls ihr doch lieber Bock auf ein Medieval 3 hättet, schaut mal hier vorbei:

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