Als der Enthüllungstrailer von Call of Duty: Infinite Warfare im Mai 2016 erscheint, sind sich die meisten Fans der Shooter-Reihe einig. Noch ein Call of Duty mit futuristischen Laserwaffen und Raumschiffen wollen wir nicht. Trotz einem rockigen Cover von David Bowies »Space Oddity« und gewohnter Expertise am Schnittpult löst der Trailer keine Vorfreude aus. Fast 4 Millionen Dislikes machen den Trailer zu einem der meistgehassten Videos auf Youtube überhaupt.
Ein Jahr nach der Veröffentlichung muss Activisions CEO Eric Hirshberg seinen Investoren erklären, warum die Verkaufszahlen von Infinite Warfare die Erwartungen des Publishers nicht erfüllt hätten. Es lässt sich nur erahnen, inwieweit der Trailer in diesem Fall die Weiche für einen Misserfolg gestellt hat. Dass Trailer für Spielestudios enorm wichtig sind und einen Anteil am finanziellen Endergebnis haben können, steht aber außer Frage.
Branchenexperten schätzen, dass der weltweite Werbemarkt für Videospiele aktuell mehr als vier Milliarden Dollar wert ist. Große Publisher geben für aufwendige Trailer oft große Summen aus. Ubisoft ließ für einen zweiminütigen Live-Action-Trailer zu Assassin's Creed 4: Black Flag ein komplettes spanisches Kanonenboot nachbauen, befüllte einen Tank mit 3.000 Kubikmeter Wasser und engagierte etwa 100 Stuntleute. Square Enix bezahlte laut dem Markforschungsunternehmen iSpot.tv für Marvel's Avengers knapp neun Millionen US-Dollar, um einen einzelnen Werbespot im US-amerikanischen Fernsehen 913-Mal zu wiederholen.
Die über fünf Millionen verkauften Exemplare von Dead Island sind mit großer Sicherheit auch auf den viralen Render-Trailer zurückzuführen, obwohl der bedrückende Kurzfilm kaum etwas mit dem rabiaten Actionspiel am Ende zu tun hatte. Die Aktion war so erfolgreich, dass Publisher Deep Silver für den Nachfolger Dead Island: Riptide wieder zu einem emotionalen CGI-Trailer griff. Dass die Masche funktioniert, hat System.
Zwar will kein Entwickler lügen, die Art und Weise wie Trailer entstehen und welche unterschiedlichen Funktionen sie erfüllen, machen es mit der exakten Wahrheit allerdings oft sehr schwer.
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Der Autor
Martin Dietrich schreibt schon seit Jahren tiefgehende Reportagen und Hintergrundberichte für GameStar Plus. Für diesen Artikel hat er Spiele-Trailer genauer unter die Lupe genommen und Creative Directors, Game Designer und einen »digitalen Stuntman« befragt: Warum lügen Trailer - und warum dürfen sie das?
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»Manchmal musst du ein bisschen schummeln«
Wie beim Film gibt es Fachspezialisten, die sich um die Konzeption und Erstellung von Werbevideos kümmern. Derek Lieu ist seit vielen Jahren freischaffender Trailer-Editor und hat bereits Blockbuster wie Half-Life: Alyx, Mortal Kombat X und Mittelerde: Mordors Schatten in Videoform verewigt. Sein Hauptaugenmerk gilt aber Indie-Spielen wie Spelunky 2 oder Subnautica.
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