Seite 5: Assassin's Creed Valhalla im Test: Eine großartige Open World - und viele Enttäuschungen

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Warum macht Ubisoft das?

Wieso Ubisoft das macht, liegt auf der Hand. Die Schatzsuche soll sich weniger nach Abklappern anfühlen und mehr nach The Legend of Zelda: Breath of the Wild. Idealerweise behaltet ihr euch einen Ort im Gedächtnis, weil ihr dort eben lange nach Lösungen gesucht hat. Aber anders als in Breath of the Wild verbergen sich Valhallas Schätze hinter keinen spannenden Rätseln, für die ihr kreative Werkzeuge braucht. Ihr sucht bloß Schlüssel und Schlösser.

Auch in den Story-Missionen hat Valhalla einen frustrierend zähen Rhythmus. Auf jede coole Action-Mission folgen endlose Spaziergänge mit Leuten, die euch irgendeinen Sermon predigen. In noch keinem Assassin's Creed haben wir so viel Zeit mit Gehen und Zuhören verbracht. Und das ausgerechnet in einem Wikinger-Spiel. Glaubt ihr nicht? Hier die gesamte Hauptquest der Großregion Gloucestershire, kompakt und spoilerfrei zusammengefasst:

Sprich mit Gunnar. Folge Tewdwr. Besiege drei Wildschweine. Folge Twdwr. Sammle Süßigkeiten an jeder Tür des Dorfes. Finde Gunnar. Poliere dem Betrunkenen die Fresse. Folge Tewdwr. Trinke mit Tewdwr. Sammle Hinweise. Besiege drei Wachen. Geh zu Modron. Finde das Haus des Druiden. Finde einen Weg, mit dem Druiden zu sprechen. Folge dem Druiden. Der Druide braucht Feuer. Löse das Rätsel des Druiden. Finde Modron. Folge Modron. Finde Gwilim. Infiltriere das Diebesnest. Bringe Tewdwr zu Modron. Stelle Cynon zur Rede. Sprich mit Brigit. Sprich mit den Veranstaltern des Festes über Cynon. Finde den Schlüssel zur Kirche. Trage eine Kiste zur Kirche. Finde Modron. Infiltriere den Dungeon und töte den Boss. Sprich mit Gunnar. Sprich mit Cynon. Zünde den Weidenmann an.

Statt zu Schleichen oder zu Kämpfen reden wir sehr oft mit Figuren oder eskortieren sie von A nach B. Statt zu Schleichen oder zu Kämpfen reden wir sehr oft mit Figuren oder eskortieren sie von A nach B.

In dieser knapp zweistündigen Story gibt es genau zwei Assassin's-Creed-Momente. Eivor infiltriert zwei Festungen, eine sogar mit fulminantem Bosskampf. In diesen Momenten ist Valhalla phänomenal. Besser als Odyssey. Aber davor und danach müsst ihr so viel nervtötend langweiligen Leerlauf ertragen. Serienfans erinnern sich vielleicht an die Schnellreise-Tunnel, die ihr in Assassin's Creed 3 mühsam im Schneckentempo ablatschen musstet. Dasselbe träge Gefühl verfolgt uns in Valhalla andauernd.

Was ist mit dem Endgame?

Assassin's Creed Valhalla hat einen riesigen Umfang. Neben der eigentlichen Kampagne findet ihr mehrere optionale Gebiete jenseits von England, die insgesamt mehrere Stunden an Content auf die Uhr packen. Außerdem wird ein finales englisches Gebiet freigeschaltet, sobald euch die gesamte Karte gehört. Und es gibt diverse geheime Schätze, Rüstungen und Waffen zu entdecken. Hier gibt's absolut nichts zu meckern.

Mutlose Wikinger

Belanglose Aktivitäten gibt es in fast allen Open-World-Spielen. Und in vergangenen Assassin's Creeds sowieso. Doch in Valhalla fehlt das Gegengewicht, die Balance. In Odyssey stecken viele Truhen in schwer bewachten Festungen, in Haifisch-Lagunen oder mitten in einem Wolfsrudel. Nach einer Quest müsst ihr auch mal sinnlos rumlaufen, doch dann ging's prompt mit einem Kampf weiter. Valhallas großes Problem sind nicht nur die Zutaten, sondern vor allem die Dosierung.

Ausgerechnet das Wikinger-Assassin's-Creed ist in großen Teilen der Welt frustrierend friedlich. Ihr sucht Schlüssel, Vasen, Truhen, Eingänge, tragt Apfelkisten, helft einer Frau beim Furzen - und preist Odin, wenn ihr dann endlich mal über ein Räuberlager stolpert, wo Eivor schleichen oder kämpfen kann. Wie beim Hinterland von Dragon Age: Inquisition macht das neue Assassin's Creed dann am meisten Spaß, wenn man die Open World ignoriert und sich auf die Hauptquest fixiert. Das frustriert besonders, weil die Spielwelt so wunderschön aussieht.

Die malerische Open World bringt uns oft zum Staunen, wird aber viel zu oft von absurden Design-Entscheidungen überschattet. Die malerische Open World bringt uns oft zum Staunen, wird aber viel zu oft von absurden Design-Entscheidungen überschattet.

Doch Valhalla fehlt nicht nur die Action, sondern auch der Mut. Der Mut, aus dem Wikinger-Szenario eine spannende Geschichte zu stricken, die auch mal thematisiert, dass wir hier zwischen sehr dubiosen Fronten kämpfen. Der Mut, den eigenen Stärken zu vertrauen und das eigene Schleich- und Kampf-Gameplay trotz der Kritik an Odyssey im Vordergrund zu lassen.

Wo ein The Witcher 3 sich voll und ganz auf seine fantastische Geschichte konzentriert, wo Watch Dogs Legion auf seine Hacking-Sandbox vertraut, wo Immortals: Fenyx Rising ein echter Breath-of-the-Wild-Erbe sein will - wo all diese Open-World-Spiele einen klaren Schwerpunkt setzen, wirft Valhalla seine Zutaten bloß irgendwie in den Topf. Um Spaß zu haben, müsst ihr die leckersten davon selbst herausfischen und euch von den anderen nicht stören lassen. Das ist gar nicht so leicht.

Damit euch der Einstieg leichter fällt, gibt euch Dimi zehn Tipps zum Einstieg in Assassin's Creed Valhalla:

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