Wie gut ist die Story?
Die Geschichte von Black Ops: Cold War ist spannend erzählt sowie auf einer kinoreifen Ebene in Szene gesetzt und stellt eine angenehme Abwechslung zu den altbekannten Kriegsszenarien der CoD-Reihe dar. Klar, im Endeffekt muss noch immer die Welt gerettet werden. Actionreiche Feuergefechte kommen in Cold War alles andere als zu kurz, allerdings beschränkt es sich auf eine Handvoll Schauplätze.
Dabei bleibt es gewohnt abwechslungsreich: Im Verlauf der etwa fünfstündigen Story verschlägt es uns in den Dschungel von Vietnam, an die Mauer von Berlin, das russische Jamantau-Gebirge oder sogar das sowjetische Hauptquartier des KGBs.
Statt globaler Konflikte führen wir an der Seite von Adler, Mason und Co. dieses Mal jedoch viel eher einen Krieg im Schatten. Cold War schafft es, eine Menge aus dem spannenden Setting herauszuholen: In seinen besten Momenten fühlt sich Cold War gar nicht wie ein klassisches Call of Duty, sondern viel eher wie ein Agenten-Thriller in bester Goldeneye- oder sogar No One Lives Forever-Manier an.
Zwar kämpfen wir teilweise ganz klassisch gegen böse Sowjets oder Vietcong - zugegeben nicht die innovativsten Gegnerfraktionen für ein neues Call of Duty - abgesehen davon bekommen wir es aber an der Berliner Mauer auch mit der Stasi zu tun oder infiltrieren das Büro des russischen Geheimdienst. Das sind nicht unbedingt Szenen, die man in jedem modernen Action-Shooter zu Gesicht bekommt.
Dass wir zwischen den Einsätzen immer wieder unser eigenes Geheimversteck aufsuchen, Beweise sichten und Schlussfolgerungen ziehen, kommt dem Spionage-Vibe des Spiels nur zugute. Ein bisschen Wolfenstein 2-Vibe wird dabei ebenfalls spürbar, wenn wir in den gelegentlichen Verschnaufpausen mit unseren Kameraden plaudern und sie besser kennenlernen. Und das solltet ihr auf keinen Fall links liegen lassen, sonst verpasst ihr einen der spannendsten Aspekte von Black Ops: Cold War.
Wirklich dreidimensionaler oder komplexer werden unsere Waffenbrüder und -schwestern durch die optionalen Dialoge zwar nicht, aber wir bekommen zumindest den Eindruck, dass mehr hinter ihnen steckt. Denn trotz der Oberflächlichkeit erschaffen diese Kaffeekränzchen zumindest die Illusion, dass wir beispielsweise zur »befreundeten« MI6-Agentin Helen Park eine bessere Beziehung aufbauen.
Was der Cold War-Story nicht gelingt
Team America
Die Story von Cold War kommt uns jedoch nicht ohne Kritik davon: Teilweise wirkt die Handlung aller Innovation zum Trotz ein wenig antiquiert, wenn CoD-typisch wieder eine eindimensionale Schwarz-Weiß-Malerei betrieben wird. Die USA sind die gute Weltpolizei, Russen fungieren als Schurken, während der historische Ronald Reagan allerlei Kriegsverbrechen absegnet. Gerade angesichts des ambivalenten Spionage-Szenarios eine verpasste Chance.
Im Anbetracht der echten Geschichte und der Tatsache, dass sich Cold War bierernst nimmt, wäre hier ein plausibler Realitätsbezug mehr wert gewesen. Ein Bruch mit diesen längst überholten Klischees oder einfach nur ein schelmisches Augenzwinkern hätte Cold War allemal gut getan. Wer darüber schon in Modern Warfare mit den Augen gerollt hat, der reibt sich auch in Cold War die Schläfen.
Bimmel, die Glocke
Cold War schadet sich auch mit seiner Hauptfigur. Bell bleibt eine leere Schablone - eben wie aus dem Editor, aus dem er/sie letztlich stammt. Ja, in nicht zu wenigen Dialogen entscheiden wir uns, mit welchen Taten oder Worten Bell auf bestimmte Situationen reagiert.
Und das hat auch direkte Auswirkungen auf die Geschichte, wenn auch nur minimal. Allerdings bleiben die wenigen Antwortmöglichkeiten oft so trivial und austauschbar, dass man Bell genauso gut hätte stumm lassen können (was er oder sie im Endeffekt auch ist: Dialoge sind nicht vertont, unsere KI-Kameraden können aber offensichtlich Untertitel lesen).
Vor allem in der Handvoll Missionen, in der wir in die Rolle von Mason schlüpfen, wird diese verpasste Chance noch deutlicher spürbar: Immerhin verfügt der frühere Blops-Protagonist über eine Stimme und einen Charakter und seine ständigen Kabbeleien und Sticheleien mit Woods zählen zu den kleinen Highlights des Spiels.
Dass Bell im Endeffekt gar nichts zu sagen hat, obwohl wir in Gesprächen die eigenen Antwortmöglichkeiten wählen, wirkt damit alles andere als zeitgemäß und steht im direkten Kontrast mit Masons Geprächsfreudigkeit.
Gut aussehen, noch besser klingen
Was Call of Duty seit jeher kaum Probleme bereitet, sind Grafik und Sound. Allgemein hört sich Cold War fantastisch an: satte Waffen-Sounds, ein äußerst atmosphärischer Soundtrack (mitsamt rockiger Musikstücke der 80er) - hier passt wirklich alles.
Zu »Spirit in the Sky« einen Einsatz zu starten, mit »Magic Carpet Ride« aus dem Lautsprecher dröhnend im Helikopter über einen Dschungel zu fliegen oder in einer Bar zu »Hit me with your best shot« eine Zielperson zu bespitzeln, kommt der 60er- bis 80er-Atmosphäre allemal zugute.
Eigentlich bedient Cold War damit fast ein Klischee, aber hey, immerhin ist es nicht »Fortunate Son«. Diesen Song von Creedence Clearwater Revival haben sämtliche Medien, die sich mit diesem dunklen Kapitel der Weltgeschichte befassen, längst tot geritten (unabhängig davon, was für ein fantastisches Stück es ist).
Call of Duty Black Ops: Cold War - Screenshots aus der Kampagne ansehen
Und auch grafisch gibt es wenig zu meckern: Vor allem nachts sieht Cold War dazu noch atemberaubend gut aus, was vor allem den grandiosen Licht- und Schatteneffekten zu verdanken ist. Die Charaktermodelle profitieren außerdem von den recht lebensechten Gesichtsanimationen und der gelungenen Synchronisation - im Englischen wie im Deutschen.
Bei den überschaubaren Szenen am Tageslicht sollte man jedoch nicht zu genau hinsehen: Gelegentlich wird es selbst bei starker Hardware und hohen Einstellungen recht verwaschen.
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