Viele Leute haben diesen einen Film, den sie so sehr lieben, dass sie drei-, vier-, vielleicht sogar fünfmal dafür ins Kino laufen. Obwohl sich am Gezeigten gar nichts ändert. Doch wenn man die Story bereits kennt, konzentriert man sich halt auf die Effekte, die Musik, die Stimmung, die Kleinigkeiten. Und auch nach dem fünften Mal geht man mit einem Lächeln auf den Lippen aus dem Kinosaal. Auf der E3 2018 ist Cyberpunk 2077 für uns dieser Film.
Die Präsentation von Entwickler CD Projekt Red findet passenderweise in einem abgedunkelten Saal mit großer Leinwand statt. Es gibt zwar kein Popcorn, aber das hat uns nicht davon abgehalten, nach dem Ende der Vorstellung schnurgerade zurück in die Journalisten-Schlange zu staksen, um erneut zu sehen, wie Cyberpunk 2077 sich denn nun nach all den Jahren der Spekulation spielt.
Wir haben also reichlich Infos im Gepäck, fackeln nicht lange und erklären, was sich hinter dem großen neuen Projekt der Witcher-Macher verbirgt. Falls ihr den Verlauf der Demo im Detail nachlesen wollt, empfehlen wir außerdem unsere große Plus-Geschichte zu Cyberpunk 2077 - die ab Mittwoch um 15 Uhr auf GameStar.de zu finden ist.
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Cyberpunk 2077 - E3-Trailer zeigt die Dystopie von morgen
Nummer 1: Cyberpunk 2077 ist eher Deus Ex als GTA
Der Kontrast zwischen The Witcher 3 und Cyberpunk 2077 könnte kaum größer sein. Statt Fantasy gibt's düsteren Cyberpunk, statt ausgedehnter Panorama-Natur kämpft man sich durch einen Moloch aus Hochhäusern, verranzten Gassen, Märkten und Überführungen. Doch das nordkalifornische Night City ist genauso Open World wie Nilfgaard. Nur mit Plötze kommt man hier halt nicht weit.
Deshalb bietet Cyberpunk 2077 stattdessen Utensilien, die an GTA erinnern: Nämlich Fahrzeuge. Auf Wunsch brettert man mit seinem Flitzer gleichermaßen über Autobahnen und durch verwinkelte Downtown-Areale. Sechs große Bezirke wird die Spielwelt bieten, allesamt stickige Großstadt. In der Gameplay-Demo geraten wir sogar in Verfolgungsjagden und müssen aus dem Auto heraus ballern. Doch wirklich weit kommt man mit dem GTA-Vergleich nicht.
Denn das Herz des Spiels findet man in den hochdetaillierten Cyberpunk-Umgebungen, den begehbaren Läden, Appartement-Gebäuden, Schwarzmärkten und Großkonzern-Einrichtungen. Die Umgebung, in der wir uns in der Demo herumtreiben, erinnert frappierend an die Hub-Welten von Deus Ex, nur eben viel, viel, viel größer. Jeder Raum, den wir betreten, bietet unzählige Gegenstände, die man untersuchen kann.
Cyberpunk Report: Was fasziniert uns an der düsteren Zukunftsvision? (Plus-exklusiv)
An jeder Ecke der Demo findet man Einwohner, die Quests oder Gespräche anbieten. Wo GTA sich vor allem auf rasante Action an der frischen Luft konzentriert, drängt Cyberpunk 2077 immer wieder in Innenareale. Man kann sich die Spielwelt als gigantischen Deus-Ex-Hub vorstellen, der eben durch befahrbare Straßen zugänglich gemacht wird. Wie groß die Welt genau ist, wissen wir allerdings noch nicht.
Nummer 2: Ihr spielt in Ego-Perspektive
Hier wird es wahrscheinlich die größte Reibungsfläche mit der Community geben: Cyberpunk 2077 spielt komplett in Ego-Perspektive. Lediglich in Fahrzeugen lässt sich auf Wunsch in die Third-Person-Ansicht schalten, weil viele Leute beim Fahren mit der Cockpit-Kamera Probleme bekommen.
Die Entwickler wollen hiermit die Identifikation mit der Spielfigur erhöhen. Nachvollziehbar, schließlich setzen viele Rollenspiele wie Deus Ex, Kingdom Come: Deliverance, The Elder Scrolls und Fallout auf die Ego-Perspektive. Im Inventar und in manchen Zwischensequenzen bekommt man seine Hauptfigur aber trotzdem zu Gesicht.
Ein Wechsel der Kameraperspektive, wie wir es in der ersten Trailer-Analyse vermutet hatten, ist explizit nicht vorgesehen. Auch ein Deckungssystem wie in Deus Ex gibt nicht. Das heißt: Auch die Martial-Arts-Kämpfe und Attacken mit Schwertern und Messern laufen aus der Ego-Sicht ab.
Nummer 3: Es gibt eine detaillierte Character Customization
In Cyberpunk 2077 spielt man einen voll vertonten (und ins Deutsche übersetzten) Söldner oder eine Söldnerin namens V, 22 Jahre jung, der beziehungsweise die in Night City das eigene Glück sucht und dazu mit den Fraktionen der Stadt paktiert - oder gegen sie kämpft. Wie V aussieht, woher man stammt und was man kann, entscheidet indes ihr. Das Spiel bietet einen umfangreichen Editor, den wir bereits unter die Lupe nehmen konnten.
Wir wählen nicht nur Geschlecht und Aussehen, sondern auch den Vs Hintergrund: Wer war als Kind unser Vorbild, warum sind wir nach Night City gekommen. Auch die Startwerte müssen bestimmt werden - Attribute sind Stärke, Konstitution, Reflex, Tech, Intelligenz und Cool. Als zusätzlichen Wert erringt ihr in der Stadt übrigens sogenannte Street Credibility, die euer Ansehen widerspiegelt und damit neue Möglichkeiten in der Open World freischaltet.

Nummer 4: Cyberpunk 2077 ist ein RPG, auch wenn es nicht so aussieht
Es entstehen ja gerne Grundsatzdiskussionen, wie viel direkte Action ein Spiel haben darf, um noch als Rollenspiel durchgehen zu können. Zählt Elex noch dazu? Oder Deus Ex? Dieses Streitthema wird sich auch bei Cyberpunk 2077 fortsetzen, schließlich sieht das Ganze aus wie ein Ego-Shooter. Doch wer Fallout 4 noch als RPG durchgehen lässt, der kann auch hier beruhigt sein: Cyberpunk ist Rollenspiel durch und durch.
Die Charakterwerte und -erstellung haben wir ja bereits unter Punkt 3 erwähnt. Doch da reden wir nur vom Ausgangspunkt: Wie euer V sich in der Spielwelt verhält, entscheidet ihr. Wir können uns auf Hacking spezialisieren und zum Netrunner werden. Alternativ setzen wir auf Engineering-Fähigkeiten, schrauben Schaltkästen auseinander. V kann ein Ninja werden mit Wallrun-Fähigkeit, tödlichen Stealth-Takedowns und scharfen Nahkampfklingen. Natürlich kann man auch auf die laute Tour setzen und diverse Schießeisen den eigenen Wünschen anpassen. Mods sei Dank.
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