Seite 5: Die 150 besten Rollenspiele aller Zeiten für PC und Konsolen: Unsere neue Nummer 1 steht fest

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Inhaltsverzeichnis

70. Dark Souls 2

Entwickler: FromSoftware
Publisher: Bandai Namco
Erschienen: April 2014

Michael Herold: Was ist besser als das erste Dark Souls? Zweimal das erste Dark Souls. Späßle, Dark Souls 2 natürlich. Es macht fast alles ein wenig besser als der Vorgänger, liefert aber die gleiche tödliche Herausforderung und ließ mich wieder einmal am Laufenden Band sterben.

Normalerweise sollte man sich nicht darüber freuen, in einem Spiel immer wieder das Game Over zu erreichen, aber so läuft es in der Souls-Reihe nun mal. Und bei allen Göttern von Drangleic, habe ich den freundlichen Bildschirmtext »Ihr seid gestorben« in diesem Spiel vielleicht häufig gesehen.

Das war besonders bitter, wenn ich von einem einfachen untoten Soldaten erwischt wurde, hat mich aber nur immer weiter motiviert, wenn ich gegen einen der Bosse ins Gras gebissen habe. Den Endgegnern wollte ich es diesmal richtig zeigen, denn im Vergleich zum ersten Dark Souls waren die Bossgegner von Teil 2 nochmal ekelerregender und hässlicher (und das meine ich nicht negativ, sondern als Lob für die hervorragenden Charakterdesigner).

Dark Souls 2 - Test-Video zur PC-Version Video starten 8:51 Dark Souls 2 - Test-Video zur PC-Version

Erinnert ihr euch an den Verkommenen (auf Englisch The Rotten)? Das war ein Fleischklops, der aus jeder Menge zusammengeklebter Körper, Arme Beine und wehklagenden Köpfen bestand. Bei meiner ersten Begegnung mit dem Verkommenen hätte ich auch einfach den Controller kurz weglegen und mich erbrechen können, ich hätte ihm wahrscheinlich auch nicht weniger Schaden zugefügt als bei meinem ersten Kampfversuch gegen ihn.

Die riesige Spinne Freja oder der Demon of Song waren auch nicht hübscher (googelt die beiden mal, dann seht ihr, was ich meine), doch umso befriedigender fühlten sich wieder einmal die Momente an, wenn ich diese Biester endlich besiegt hatte.

Allerdings, einen einzigen Boss aus Dark Souls 2 habe ich bis heute nicht geschafft: den Uralten Drachen (Ancient Dragon) auf seiner riesigen Plattform am Ende des Drachenschreins. Ich habe es wirklich oft versucht und auch mit allen möglichen Taktiken, mit feuerfester Panzerung, nackt und immer flink ausweichend, nur mit Schlägen auf den Schwanz, nur mit Schlägen auf die Hinterbeine, ich habe alles ausprobiert.

Letzten Endes musste ich mich seinem feurigen Atem aber immer geschlagen geben. Allein auf diese Weise wird mir Dark Souls 2 wahrscheinlich auf ewig im Gedächtnis bleiben: Als einziges Souls-Spiel, in dem ich bislang nicht alle Bosse geschafft habe.

Trivia:

  • Der sanftmütige Pate (ein NPC im Wald der gefallenen Riesen) wird im englischen von der Peter Serafinowicz gesprochen, besser bekannt als die Synchronstimme von Darth Maul aus »Star Wars: Episode 1«.
  • Normalerweise legt man im Charaktereditor zu Beginn des Spiels sein Geschlecht fest. In Dark Souls 2 findet sich im »Dazwischen« allerdings ein Steinsarg. Wenn man sich da reinlegt, verwandelt man sich als Frau in einen Mann und umgekehrt.


69. Wasteland

Entwickler: Interplay Productions
Publisher: Electronic Arts
Erschienen: Mai 1988

Valentin Aschenbrenner: Wasteland ist alt. Sehr, sehr alt. So alt, dass die Grafik des Videospiels heute bei bestem Willen nicht mehr als charmige Retro-Optik durchgehen würde. Trotzdem sollten vor allem Endzeit-Fans, die auf Fallout stehen, den Einfluss des ersten Wasteland auf das komplette Genre postapokalyptische Rollenspiele nicht unterschätzen. Immerhin entstand Fallout erst, als sich Brian Fargo mit Rechteinhaber EA zerstritt und deswegen bis 2014 warten musste, um endlich Wasteland 2 zu produzieren.

Wem also das erste Fallout nicht oldschool-ig genug ist, der ist bei Wasteland bestens bedient: Das Ödland des Rollenspiels ist gnadenlos und wird schrittweise in einer Top-Down-Perspektive erkundet. Dabei spielt man zu Beginn vier Personen, kann aber im Verlauf des Spiels bis zu drei weitere Charaktere rekrutieren. Die werden allerdings vom Computer gesteuert und verfügen tatsächlich über so etwas wie eine eigene Persönlichkeit: Haben sie keinen Bock auf eure Befehle, pfeifen sie einfach drauf.

Und gerade hier kommt der größte Reiz von Wasteland ins … Videospiel: Für die damaligen Verhältnisse verfügte der an Dungeons & Dragons angelehnte Titel über eine beeindruckende Entscheidungsfreiheit. Für so gut wie jedes Problem im Spiel gab es mehrere Lösungswege, was damals das komplette Rollenspiel-Genre prägte. Man kann guten Gewissens behaupten, dass dank Wasteland Videospielentwickler erst anfingen, das Konzept von Pen-&-Paper-Vorlagen für ihre eigenen Projekte zu erkennen.

Wer sich tatsächlich nochmal in die nukleare Wüstenlandschaft von Wasteland schmeißen möchte, sei jedoch gewarnt. Und damit meine ich nicht mal die Masochisten, die Souls-Likes zum Frühstück verspeisen: Im ersten Wasteland wird eine Menge gelesen. Nicht nur im Spiel selbst, wo fast alles über Texte und Textbausteinen gehandhabt wird, tatsächlich benötigt man zum Durchspielen ein beiliegendes Buch, indem essenzielle Teile der Geschichte stecken.

Trivia:

  • Aufgrund von Ingame-Beschreibungen wie »Der Hase wurde zu einer dünnen, roten Paste reduziert« und »Der Schläger explodiert wie eine Blutwurst« kam Wasteland mit einem inoffiziellen PG-13-Aufkleber in den amerikanischen Handel. Damit wurden jugendliche Videospieler vor den expliziten Inhalten des Titels gewarnt.
  • Das bereits beschriebene Buch, das Wasteland beim Verkauf beilag, war ebenfalls als rudimentärer Kopierschutz zu verstehen. Wer nicht im Besitz dieser Notizen war, verpasste Hinweise, die essenziell für das erfolgreiche Verfolgen der Handlung war.


68. Neverwinter Nights 2

Entwickler: Obsidian Entertainment
Publisher: Atari
Erschienen: November 2006

Peter Bathge: Viele Rollenspiele geben mir einen Ort, den ich Heimat nennen darf. Wo ich überzählige Ausrüstungsgegenstände verstaue oder Werkstätten errichte, um meine Crafting-Skills zu verfeinern. Aber kein Spiel auf dieser Liste macht das so gut und konsequent wie Neverwinter Nights 2; gegen die Kreuzwegfeste stinkt die Pillars-of-Eternity-Burg genauso ab wie jede noch so luxuriös eingerichtete Skyrim-Hütte.

Hier investiere ich meine aus Goblininnereien geborgenen Goldstücke in Erweiterungen wie Bücherei, Kirche oder Schmiede. Oft gibt's dabei mehrere Wahlmöglichkeiten. Auch muss ich an den Ausbau der Verteidigungsanlagen sowie des Straßennetzwerks rund um die Feste denken, denn nur so zieht meine Burg mehr Anwohner an, wodurch ich gleichzeitig meine militärische Stärke aufbaue.

Das wird später wichtig, wenn die von mir in vielen Stunden gehegte und gepflegte Festung zum Schauplatz einer spektakulären Belagerungsschlacht wird. Daneben bietet die Kreuzwegfeste auch noch zahlreiche NPCs und Quests, von denen viele rein optional sind und aufploppen, wann immer meine (Miss-)Wirtschaft einen neuen Meilenstein erreicht hat. Klasse!

Neverwinter Nights 2 steckt voll solcher feinen Ideen, dazu gibt's interessante Charaktere, lustige Dialoge und vielfältige Lösungswege für Nebenquests. Ganze drei Addons erschienen im Nachgang für die zu Beginn noch reichlich fehlerbehaftete Kampagne: Die erste Erweiterung Mask of the Betrayer gilt bis heute als Geheimtipp für Story-Fans, erzählt sie doch eine bemerkenswerte Geschichte.

Trivia:

  • Im Gegensatz zum missglückten Gefährtensystem aus Teil 1 (der Spieler steuerte immer nur seine Hauptfigur und durfte maximal einen NPC im Schlepptau haben) kehrte NWN2 zur klassischen Helden-Party zurück, bis zu drei Recken begleiteten den selbst erstellten Helden.


67. Might and Magic 3: Isles of Terra

Entwickler: New World Computing
Publisher: New World Computing
Erschienen: Dezember 1991

Heiko Klinge: Might and Magic 3 habe ich als damaliger Amiga-Besitzer zunächst nur als Let's Play erlebt, vorgespielt vom Nachbarsjungen am Rechner seines Vaters. Und was ich sah, ließ meine Kinnlade in Richtung Arbeitszimmer-Fußboden klappen.

Ja, es gab schon vorher in 3D erlebbare Rollenspielwelten, aber zumindest für mich noch nie in dieser Glaubwürdigkeit und grafischen Qualität. Anders als Dungeon Master oder Eye of the Beholder gab es nicht nur ein Labyrinth zu erforschen, sondern gleich ganze 70 davon. Das alles verknüpft durch eine ebenfalls frei begehbare Oberwelt, einschließlich fünf großer Städte.

Besonders bemerkenswert fand ich an Might and Magic 3 das Gefühl von Fortschritt. Eine Automap protokollierte all meine Entdeckungen, Anfang der 90er noch alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Und, der absolute Hammer: Einmal besiegte Feinde blieben in Dungeons tatsächlich besiegt, auf der Oberwelt musste ich allerdings noch das jeweilige Lager zerstören, um ein Nachspawnen zu verhindern.

Aber was für ein cooles Gefühl das war, mit stolzgeschwellter Heldenbrust gefahrlos durch ein frisch befriedetes Gebiet zu spazieren. Wobei Might and Magic 3 wie viele Rollenspiele der 90er alles andere als ein Spaziergang war.

In den Rundenkämpfen galt es sechs Helden, bis zu zwei Söldner und locker 100 Zaubersprüche zu beherrschen. Und das gegen Monster, die gefühlt immer mehrere Level über der eigenen Party lagen. Der Frust hielt sich damals allerdings in Grenzen, weil man anders als in den Vorgängern jederzeit speichern durfte. Auch deshalb ist Might and Magic 3 für mich persönlich das erste 3D-Rollenspiel, dass ich wirklich als modern empfunden habe.

Trivia:

  • In Might and Magic 3 alterten Charaktere im Laufe der Zeit, was sich in schlechter werdenden Charakterwerten äußerte.
  • Nicht gerade sportlich: Die Entwickler benannten einen besonders hässlichen Bösewicht nach einem Spieletester, der den Vorgänger schlecht bewertet hatte.


NEU

66. The Legend of Heroes: Trails to Azure

Entwickler: Nihon Falcom
Publisher: NIS America
Erschienen: März 2023

Dimitry Halley: Die Aufgabe war unmöglich. Ich wollte unbedingt eines der Trails-Spiele in dieser Liste hier haben, weil Kollege Jonas und ich seit Jahren in Podcasts und Artikeln davon schwärmen, was für eine fantastische Rollenspielgeschichte die Leute hier geboten bekommen - nur ist es schlicht unmöglich, sich auf einen einzigen Teil festzulegen. 

Link zum Podcast-Inhalt

Also lasst euch von meiner notgedrungenen Wahl von Trails to Azure nicht auf die falsche Fährte führen: Wenn ihr Trails genießen wollt - und ihr wollt Trails genießen, glaubt mir -, dann fangt ganz am Anfang mit Trails in the Sky an und arbeitet euch Spiel für Spiel durch alle … ähm zehn bisher im Westen veröffentlichten Teile.

Denn auch wenn einige Spiele vermeintlich unabhängige Geschichten erzählen: In der Welt der Trails-Spiele hängt seit Jahren alles miteinander zusammen. Und mit jedem Spiel entdeckt ihr mehr von einer der raffiniertesten Rollenspielgeschichten mit einer der komplexesten Welten, die ich je in einem Spiel erlebt habe. Je weniger ihr im Vorfeld darüber wisst, desto besser.

Trivia:

  • Die Trails-Spiele erscheinen in der Regel mit jahrelangem Verzug im Westen. Trails to Azure kam in Japan zum Beispiel schon 2011 raus.


65. Everquest

Entwickler: Verant / 989
Publisher: Sony / Ubi
Erschienen: März 1999

Petra Schmitz: Everquest ist eines dieser Spiele, die ich im Text zu Dark Age of Camelot (Platz 78) andeute. Ich habe es angefasst, aber gewinnen konnte es mich nicht, auch wenn Online-Rollenspiele für mich per se erstmal spannend waren damals.

Doch Verants Version einer Online-Welt erschien mir immer zu … hm, wie soll ich es ausdrücken? Beliebig? Ohne Identität? Irgendwie so. Das dürften zig tausend andere Menschen ziemlich sicher ganz schön anders sehen als ich, aber wie sagt man im Rheinland so schön? Jeder Jeck ist anders.

Nichtsdestotrotz gehört das Spiel selbstredend in dieses Ranking. Einfach, weil Everquest immens wichtig war für die Zukunft der MMORPGs, machte es doch signifikante Dinge anders als der damals stärkste Konkurrent Ultima Online. Statt in ständiger Furcht vor irgendwelchen Typen zu leben, die ihren größten Spaß im Killen und Looten anderer Spieler fanden, konnte man sich in Everquest ganz bequem auf das PvE konzentrieren.

Und bequem musste man es sich auch oft vor dem Monitor machen. Auf einen bestimmten Gegner zu warten, das hatte zuweilen was von einem Samstag vor Weihnachten an der Supermarktkasse. Wohl dem, der mit Kumpels wartete, idealerweise mit den richtigen Kumpels, mit denen man die heilige Dreifaltigkeit bildete: Tank, Heiler, Damage Dealer. Diese an sich simple MMO-Regel haben wir nämlich Everquest zu verdanken.

Im Vergleich zu heutigen Kloppereien in MMOs waren die in Everquest allerdings ziemlich statisch. Aber sie hatten es dennoch in sich, nicht zuletzt, weil die Strafen beim Ableben echt übel ausfielen. Stichwort Erfahrungspunkteverlust, eventuell sogar die Einbuße eines Levels. Und hey, damals war so ein Level echt noch Arbeit. Moment: ARBEIT! Oh Gott, all die Lebenszeit!

Everquest war sperrig, anstrengend, nicht sonderlich hübsch und es gab so Katzenviecher als Rassen (die Vah Shir), die mag ich schon in The Elder Scrolls nicht (Jehova, Jehova!). Aber Everquest war im direkten Vergleich zu Ultima Online fast schon lächerlich komfortabel und entspannend - und hat damit einen Trend losgetreten. Die meisten Online-Rollenspiele funktionieren im Kern heute noch so wie Everquest von 1999. Und allein deswegen muss das Ding hier in unsere Liste. Trotz Katzenmenschen.

Inzwischen wird Everquest von Daybreak Games betrieben, es ist in der Gruindversion ein - Trommelwirbel - Free2Play-Spiel. Den Nachfolger kann man auch noch spielen:

Trivia:

  • Everquest bringt es inzwischen auf 29 Addons, das letzte heißt Night of Shadows.


64. Titan Quest

Entwickler: Iron Lore
Publisher: THQ
Erschienen: Juni 2006

Philipp Elsner: Es gibt wahrscheinlich kein anderes Spiel, das in mir so sehr das Interesse an der griechischen Mythologie geweckt hat wie Titan Quest. Auf zahllose Nächte im Koop, in denen wir gemeinsam Zentauren, Gorgonen, Zyklopen und andere Monster kurz und klein kloppten, folgten viele Stunden mit den einschlägigen Werken von Homer & Co. Ja, wegen Titan Quest las ich überhaupt erst die Argonautensage, die Ilias oder Sieben gegen Theben! Da soll noch einer sagen, durch Spiele bliebe die Bildung auf der Strecke.

Aber abgesehen von dem faszinierenden und damals in der Videospiele-Landschaft fast völlig neuen Griechenland-Szenario, war Titan Quest auch einfach ein fantastisches Action-RPG und so viel mehr als nur ein »Diablo mit Mythologie«.

Statt sich einfach für eine vorgefertigte Klasse zu entscheiden, wählte man aus verschiedenen Meisterschaften, die dann in Kombination eine Klasse ergaben. Mixte man zum Beispiel die Erde- und Natur-Meisterschaft, wurde man zum Beschwörer. Diese immense Vielfalt an Entwicklungsmöglichkeiten (zusammen mit der irren Menge an Items und Waffen), sorgte für schier endlosen Wiederspielwert.

Und dann war da ja noch der eingangs erwähnte Koop! Wie lange haben wir uns, angetrieben von unmenschlichen Mengen Koffein, zu sechst durch Dungeons gemetzelt, immer auf der Suche nach noch mächtigerem Loot! Ja, die Suchtspirale hatte Titan Quest fast genauso gut drauf, wie sein großer gehörnter Bruder von Blizzard.

Das Timing stimmte ebenfalls: Diablo 2 war schon sechs Jahre draußen und bis Diablo 3 sollte es noch einmal genauso lange dauern. Und in dieser goldenen Mitte konnte Titan Quest perfekt den Hack-&-Slash-Durst der Spieler stillen.

2008 ging Entwickler Iron Lore Pleite, nachdem die Finanzierung des nächsten Projekts gescheitert war. Ein paar Titan-Quest-Entwickler organisierten sich jedoch neu und entwickelten Grim Dawn auf Basis der Titan-Quest-Engine. Und jetzt ist für 2024 doch noch ein richtiges Titan Quest 2 in Entwicklung, wenn auch von einem anderen Team.

Trivia:

  • Im Dezember 2021, also über 15 Jahre nach Release von Titan Quest, erschien das Addon Eternal Embers.
  • Feinde in Titan Quest lassen nur Items fallen, die die Gegner-Modelle auch sichtbar bei sich am Körper tragen.


63. Undertale

Entwickler: Toby Fox
Publisher: Toby Fox
Erschienen: September 2015

Robin Rüther: Was ich an Undertale liebe? Die bessere Frage sollte lauten: Was liebe ich nicht an Undertale? Selten sticht ein Spiel so aus dem Einheitsbrei hervor wie Toby Fox' unkonventionelles Rollenspiel. Die schrulligen Figuren, das kreative Kampfsystem, die albernen Witze, die aber immer genug Raum für eine herzerweichende Geschichte lassen - das alles habe ich ins Herz geschlossen.

Undertale ist so erfolgreich, weil es eben nicht denselben Weg wie alle anderen Spiele geht. Es traut sich, anders zu sein und hat mich und Tausende andere damit überzeugt. Kleines Beispiel: Kämpfe gewinnt ihr nicht nur, in dem ihr alle Gegner besiegt. Ihr könnt auch mit den Monstern reden, sie mit Komplimenten eindecken und Konflikte auf diese Weise friedlich lösen.

Okay, ich verstehe euch. Ihr sitzt jetzt vor dem Bildschirm und denkt: »Dieses Indie-Ding, das so aussieht, als hätte es jemand zwischen Tür und Angel zusammen gekritzelt?« Ja, genau das! Das Blöde: Ich kann euch nicht sagen, was Undertale so einzigartig macht, ohne dem Spiel seinen Charme zu nehmen. Das müsst ihr schon selbst herausfinden. Je weniger ihr über Undertale vorm Spielen wisst, desto besser.

Beeindruckend: Toby Fox hat das Spiel in großen Teilen allein entwickelt. Story, Soundtrack, Design und Programmierung stammen von ihm, einzig beim Grafikdesign hatte er Hilfe. Die große Inspiration für Undertale stammt aus Earthbound, das es jetzt ebenfalls in unsere Rollenspiel-Liste geschafft hat. Noch vor Undertale entwickelte Fox in der Highschool verschiedene Mods für das JRPG. Und ganz nebenbei entstand dabei auch noch einer seiner bekanntesten Songs, den ihr jetzt in Undertale finden könnt.

Was ist...Undertale? - Dieses Spiel hat einen Wertungsschnitt von 94 Prozent Video starten 16:45 Was ist...Undertale? - Dieses Spiel hat einen Wertungsschnitt von 94 Prozent

Trivia:

  • Auf Steam hat Toby Fox nur die schlechten Kritiken zu Undertale zusammengefasst.


NEU

62. Wasteland 3

Entwickler: Inxile Entertainment
Publisher: Inxile Entertainment
Erschienen: August 2019

Peter Bathge: Annähernd perfekte Spiele erscheinen nur höchst selten, schon gar nicht im Rollenspiel-Genre. Bei komplexen RPGs mit zig Entscheidungen, Kampfsituationen und Charakterwerten kann immer mal was schiefgehen. Bestes Beispiel: Baldur’s Gate 3, das bei all seiner Genialität eben auch nicht fehlerfrei ist und nach Release weiter fleißig gepatcht werden musste.

Auch Wasteland 3 hat irgendwo zweifellos noch kleine Problemchen und Wehwehchen. Aber für mich war es zum Zeitpunkt seines Erscheinens dennoch sehr nahe dran an der sagenumwobenen Perfektion.

Denn Wasteland 3 zeigt, wie gut klassische CRPG-Tugenden auch 25 Jahre nach der Hochzeit des Genres noch funktionieren, wenn man sie nur modern verpackt. Dank der dicken Brieftasche von Publisher Microsoft konnte Entwickler Inxile Entertainment die Ambitionen aus Teil 2 diesmal viel besser umsetzen, das Ergebnis fühlt sich um Welten geschmeidiger an. 

Ich jedenfalls habe liebend gerne ein weiteres Mal diese abgedrehte Postapokalypse bereist, mich mit meiner Gruppe aus Rangern durchgedrehten Robotern und noch verrückteren Clown-Gangs gestellt und über kniffligen Quest-Entscheidungen gebrütet. Das ist vielleicht nicht perfekt - aber welches Rollenspiel ist das schon?

Wasteland 3 im Test - So viel Rollenspiel, fast geschenkt Video starten 10:47 Wasteland 3 im Test - So viel Rollenspiel, fast geschenkt

Trivia:

  • Die bunten Wandmalereien im Denver Airport sind inspiriert von dem realen Flughafen, der zu seiner Eröffnung 1995 mit vier davon protzen konnte. Die Bilder des Künstlers Leo Tanguma zeigen - wie passend - teils apokalyptische Szenen.
  • Im Spielverlauf könnt ihr eine künstliche Intelligenz für euren fahrbaren Untersatz freischalten. Die KI namens Morningstar wurde für Präsident Ronald Reagan entwickelt (der ehemalige US-Präsident wird im Spiel als Gottheit verehrt).


61. Stardew Valley

Entwickler: ConcernedApe
Publisher: Chucklefish
Erschienen: Februar 2016

Marylin Marx: Stardew Valley ist wohl das meistgespielte Spiel auf meinem Steam-Account und ich gehe jedem meiner Freunde damit auf die Nerven, dass sie dem niedlichen Farming-RPG eine Chance geben sollten. Der Indie-Hit ist alles, was ich mir von Spielen wie Harvest Moon immer gewünscht habe. Bis zum heutigen Tag arbeitet der Entwickler Eric »ConcernedApe« Barone an Updates und Verbesserungen.

Genau wie in anderen Farmsimulationen beginne ich meine Reise auf einem verwahrlosten Bauernhof, den ich innerhalb der nächsten (spielerischen wie auch realen) Jahre aufbauen muss. Dabei ist es egal, ob ich Pflanzen anbaue, Viehzucht betreibe, Angeln gehe, Monster erschlage oder alles gleichzeitig mache. Stardew Valley lässt mir eine Menge Freiheiten, stellt mich auf der anderen Seite aber auch vor harte Entscheidungen.

Kurz nach Beginn des Spiels muss ich mich entscheiden, ob ich den guten Farmgeistern helfe und das Dorfzentrum wieder aufbaue, oder mein Geld lieber einem Supermarkt-Konzern gebe, welcher das Dorfzentrum abreißt. Beide Optionen schalten mittels einiger Aufgaben wiederum neue Bereiche in der Spielwelt frei.

Eine Entscheidung treffe ich auch bei der Wahl meines Partners. Insgesamt kann ich mich - unabhängig meines Geschlechts - zwischen zwölf Dorfbewohnern entscheiden und ihnen durch Geschenke und tägliche Plaudereien schöne Augen machen. Doch auch abseits von romantischen Gefühlen erfahre ich durch das Anfreunden mit Nachbarn und Einwohnern eine Menge über deren Leben und Beziehungen.

Stardew Valley ist der Mix aus Farming-Simulation und RPG, den ich mir schon sehr lange gewünscht habe. Der Einsatz von Rollenspiel-Mechaniken wie ein Skill- und Questsystem bereichert das Farming-Simulations-Gerüst, sodass nie Langeweile aufkommt. Mittlerweile gibt es sogar einen Multiplayer, in dem ihr mit bis zu drei Freunden eine gemeinsame Farm aufbauen könnt. Ich empfehle jedem Rollenspiel-Freund dieser Indie-Perle einen Blick zu widmen.

Trivia:

  • Yasuhiro Wada, der Harvest-Moon-Schöpfer, ist begeistert von Stardew Valley und glaubt, dass das Indie-Spiel den Geist der ersten Harvest-Moon-Spiele wunderbar einfängt.
  • Die beiden Kinder Vincent und Jas sind die letzten beiden Charaktere, die ins Spiel implementiert wurden, da Entwickler Eric Barone das Gefühl hatte, die Welt wirkte ohne kleine Kinder leblos. Dieser Änderung machte Bewohnerin Penny erst zur Lehrerin. Vorher war sie als einsame Stubenhockerin konzipiert worden.


60. Dark Souls 3

Entwickler: From Software
Publisher: Bandai Namco
Erschienen: April 2016

Michael Herold: Aller guten Dinge sind drei und so endet auch die Dark-Souls-Trilogie mit einem guten Ding. Der dritte Serienableger reiht sich qualitativ in der Mitte zwischen dem etwas schwächeren (aber dennoch fantastischen und auf dem sehr ordentlichen 60. Platz dieser Rangliste zu findenden) Teil zwei und dem immer noch ungeschlagenen Teil eins ein.

Genau wie seine beiden Vorgänger sorgte Dark Souls 3 aber vor allem für eines: Haufenweise Bildschirmtode. Selbstverständlich, anders kenne ich die Spiele von From Software nicht. Nach einem kurzen Ausflug auf die Konsole mit dem PlayStation-4-exklusiven Bloodborne (2015 erschienen) musste ich für DS3 seinerzeit wieder extrem umdenken.

Denn während ich in Bloodborne nur ausweichen konnte und deswegen gezwungenermaßen einen flinken Recken in den Kampf schicken musste, setzte ich in meiner Rückkehr ins Souls-Gebiet wieder voll auf meinen Strength-Build. Aber auch ohne schnelle Ausweichrollen (die sahen mit meinem vollbepackten Ritter in dicker Rüstung einfach nur lächerlich aus) bekamen die Bosse wieder gnadenlos aufs Fressbrett, und ich denke noch heute gerne an sie zurück.

Ich erinnere mich unter anderem noch an die Wächter des Abgrunds, diese verrückten Schweinehunde: Es gab drei von ihnen und sobald der dritte in die Kampfarena betrat, schlug er wie ein Wahnsinniger nicht nur auf mich, sondern auch auf seine beiden Freunde ein.

Dann musste ich mich mit dem Hohepriester Sulyvahn anlegen, der mit seinem Feuer- und Magie-Schwertern aussah, als würde er ein rotes und ein blaues Lichtschwert aus Star Wars schwingen. Der Namenlose König, der Hochfürst Wolnir, das waren würdevolle Gegner, denen ich voller Respekt gegenüber getreten bin.

Während Teil 2 mich mit seinen hässlichen Bossen noch anekelte, kämpfte ich ich in Teil 3 gegen ehrenwerte Ritter. Und dank ihnen konnte die Dark-Souls-Reihe für mich mit schönen Höhepunkten enden.

Trivia:

  • Der aktuelle Speed-Run-Weltrekord für Dark Souls 3 liegt bei 28 Minuten und 58 Sekunden, so lange brauchen manche Spieler für einzelne Bosse.


59. Guild Wars

Entwickler: Arenanet
Publisher: NCsoft
Erschienen: April 2005

Petra Schmitz: Ich will jetzt nicht schon wieder die Geschichte erzählen, wie damals alle um mich rum wegen World of Warcraft austickten, ich das nicht nachvollziehen konnte und mich stattdessen Guild Wars zuwandte. Weil sich das was traute - im Gegensatz zu … ok, ich höre schon auf. Also eine andere Geschichte.

Guild Wars hat mir ein paar wirklich bemerkenswerte Momente beschert. Etwa den, als ich nach einer Präsentation von Factions (2006) zusammen mit dem damaligen Arenanet-Boss und ein paar anderen Journalisten in der lächerlich riesigen Suite des damals relativ neuen Sofitel am Münchner Hauptbahnhof unter einem gigantischen Foto eines röhrenden Hirschs saß und »Serenity« auf dem nicht minder großen Fernseher schaute. Zimmer war für die Präsentation des Spiels gebucht. Und wenn man schon mal in netter Runde zusammen ist und einen guten Film im Gepäck hat - warum nicht?

Oder den, als ich abermals Factions in meinem Hotelzimmer in Los Angeles nicht mehr spielen konnte, weil zahllose NCsoft-Mitarbeiter zur E3 eingecheckt hatten und fürderhin das Hotel-Internet unter sich aufteilten. Meine Assassinin bewegte sich danach nur noch in Ruckelbewegungen. Dabei musste ich das Ding testen!

Na ja, Guild Wars hat mir unterm Strich allerdings vor allem so viele bemerkenswerte Momente beschert, weil es eben so anders ist als die anderen MMOs, die ich bis dahin gespielt hatte. Die cleveren Mixklassen mit ihrem schier endlosen Experimentierpotenzial, die Beschränkung auf lediglich ein paar Skills aus einem riesigen Pool, die Wechselwirkungen, die instanzierten Gebiete und natürlich die Gildenkloppereien und der anschließende Jubel nach einem gewonnenen Match.

Guild Wars mit seinen drei Hauptteilen und dem Addon wird auf ewig in der Top 10 meiner Lieblingsspiele bleiben. Und jetzt sehne ich mich mit Inbrunst nach meinem Shutdown-Ranger. Hach!

Trivia:

  • Die Guild-Wars-Hauptspiele (Prophecies, Factions und Nightfall) funktionieren unabhängig voneinander, lediglich Eye of the North ist ein klassisches Addon, für das man einen der drei Teile benötigt. Eye of the North ist eine Art Brücke zu Guild Wars 2 (Platz 83).


58. Neverwinter Nights

Entwickler: Bioware
Publisher: Atari
Erschienen: Juni 2002

Peter Bathge: Kollege Maurice hat meinen vollsten Respekt für seine Arbeit als Modder. Ich könnte das nicht. Aber vor langer Zeit, ich war noch in der Schule, da habe ich auch mal an eigenen Inhalten für ein Spiel gearbeitet. Die nannte man bei Neverwinter Nights aber nicht Mods, sondern Module und sie waren vergleichsweise einfach herzustellen.

Im Editor konnte ich kinderleicht Städte, Wälder und Dungeons aufmalen. Ich platzierte Untote und Schatztruhen, arrangierte dank Skript-Editor sogar Quests mit mehreren Lösungswegen sowie Multiple-Choice-Dialoge mit computergesteuerten Figuren.

Ein paar Wochen habe ich hart an meinem Modul gearbeitet, es erzählte eine Verschwörungsgeschichte über missverstandene Banditen und zwielichtige Priester. Irgendwo habe ich sogar ein Zitat aus »Star Trek: Der erste Kontakt« untergebracht - was man als Teenager eben für große Kunst hält. Eines Tages verlor ich die Lust an meinem Modul - aber die Möglichkeiten des NWN-Editors blieben mir nachhaltig in Erinnerung.

Noch Jahre nach Release spielten Fans auf Multiplayer-Servern in persistenten Welten wie in einem MMO - ganz ohne Monatsgebühren. Neverwinter Nights entfaltete seine ganze Stärke eben erst in den Händen der Spieler - die mitgelieferte Kampagne gehört dagegen zu Biowares schwächsten Arbeiten, besonders im Bereich der Story.

Spätere Addons entschädigten teilweise dafür, Hordes of the Underdark etwa war dann wieder richtig klasse. Fun Fact: Dessen Levels wurden wie die des Hauptspiels auch von den Bioware-Mitarbeitern komplett im mitgelieferten Modul-Editor entworfen.

Trivia:

  • Es gab schon mal ein Spiel mit dem Titel Neverwinter Nights. Ab 1991 stand dieses frühe MMO exklusiv beim einstigen Internet-Giganten AOL zur Verfügung.


57. Diablo 3

Entwickler: Blizzard Entertainment
Publisher: Blizzard Entertainment
Erschienen: Mai 2012

Robin Rüther: Irgendwann habe ich mich gefragt, ob das Set überhaupt existiert. Sucher des Lichts, ein Set für meinen Kreuzritter, das seinen gesegneten Hämmern ordentlich Wumms verleihen würde. Doch Sucher des Lichts tauchte am Tag des Updates nicht auf. Auch nicht am zweiten. Oder dritten.

Egal, wie viele Portale ich mit meinen Freunden durchschritt, wie viele Bosse ich zerlegte, der grüne Stern auf der Karte endete stets mit einer Enttäuschung. Und trotzdem spielte ich immer weiter. Das zeichnet für mich Diablo 3 aus: diese unerklärliche Sogwirkung, dieses »Nur noch einen Dungeon«-Gefühl, die Hoffnung, mit dem nächsten Gegner endlich das Item zu bekommen, das man sich wünscht.

Eine Zeit lang wurde Diablo 3 für mich zur Abendroutine: Musik an, rein in Skype und zusammen mit ein paar Freunden looten, looten und noch mehr looten. Aus den schier unmöglichen Qual-Stufen wurden schnell friedliche Spaziergänge, aus den anfangs viel zu starken Bossen laufende Schatztruhen. Und am Ende war es gar nicht mehr so wichtig, ob ich mein Set bekommen würde oder nicht. Denn auf meiner Reise durch die Dungeons habe ich etwas viel Besseres gefunden: Freundschaft.

Kleiner Spaß, es ging natürlich nur um die Sets. Nach ein paar Wochen hatte ich endlich alle Teile beisammen und wurde zum mächtigsten Kreuzritter, den die Welt je gesehen hat. Freundschaft, ha!

Trivia:

  • Blizzard musste sich viel Kritik von Fans anhören, dass Diablo 3 viel bunter und cartooniger sei als seine Vorgänger. Als Antwort bauten die Entwickler einen seltenen Regenbogen-Wunderland-Level ein, in dem ihr rosa Teddybären, Blumen und Einhörner tötet.


NEU

56. Hogwarts Legacy

Entwickler: Avalanche Software
Publisher: Warner Bros. Interactive
Erschienen: Februar 2023

Natalie Schermann: Ich muss zugeben, es macht mich ein bisschen stolz, Hogwarts Legacy so weit oben auf unserer Top 150-Liste der besten Rollenspiele zu sehen. Fast so, als würde ich mein eigenes Kind auf die Schule der Hexerei und Zauberei schicken. 

Denn bis zur letzten Sekunde gehörte ich zu den wohl größten Skeptikern: Schafft Entwickler Avalanche Software, ihr erstes richtig großes Projekt umzusetzen? Kann eine Open World rund um Hogwarts funktionieren? Kommt das Rollenspiel auch ohne das Goldene Trio aus? 

Als riesigen Potter-Fan macht mich Hogwarts Legacy sehr glücklich - und das ist alles, was ich mir von diesem Rollenspiel gewünscht habe. Die Entwickler haben genau verstanden, worauf es ankommt. 

Podcast

Hogwarts Legacy vs. Forspoken: Magie pur trifft faulen Zauber

Hogwarts Legacy ist kein rundum gelungenes Spiel, doch selbst Potter-Verächter Micha kann seine Stärken anerkennen. Erst recht im Vergleich mit Forspoken.

Von der ersten Sekunde an reißt mich die Magie des Spiels mit, an jeder Ecke verstecken sich große und kleine Details, die die Welt der Hexen und Zauberer noch mehr zum Leben erwecken. Ich lerne Zauber, die ich nicht nur für das Lösen von Rätseln brauche, sondern auch, um meine Gegner schneller in die Luft zu jagen, als sie »Quidditch« sagen können. Die Kämpfe fühlen sich zudem nicht nur angenehm taktisch an, sondern bieten mir auch viel Raum für Experimente mit unterschiedlichen Zauber-Kombos. 

Im späteren Spielverlauf schwächelt Hogwarts Legacy an repetitiven Open-World-Beschäftigungen und einer belanglosen Handlung. Die zauberhafte Atmosphäre, die wunderschöne Umsetzung der Schule und ihrer Umgebung, der magische Soundtrack und der tolle Spielfluss machen das Rollenspiel aber zum perfekten Harry-Potter-Spiel - und mir den Mund wässrig auf eine Fortsetzung, die auf diesen Stärken aufbauen kann. 

Hogwarts Legacy 2: Neue Inhalte, gestrichene Features + andere Wünsche Video starten 14:22 Hogwarts Legacy 2: Neue Inhalte, gestrichene Features & andere Wünsche

Trivia:

  • Der Reveal-Trailer von Hogwarts Legacy wurde im englischen Original von Jim Dale gesprochen, der auch die US-Version der Hörbücher vertont hat.
  • Hinter der Hütte des Hüters der Ländereien können Spieler einen Grabstein besuchen. Das ist ein Tribut an den verstorbenen Hagrid-Darsteller Robbie Coltrane.


NEU

55. Diablo 4

Entwickler: Blizzard Entertainment
Publisher: Activision Blizzard
Erschienen: Juni 2023

Fabiano Uslenghi: Wo fange ich am besten an, ohne dass augenblicklich zahlreiche erboste Diablo-Fans nach ihren Wurfmessern greifen? Natürlich ist uns allen bewusst, dass Diablo 4 häufig mächtig kritisiert wird und auch wir haben Blizzard neuestes Action-Rollenspiel im Nachhinein abgewertet

Vor allem, da in der Release-Fassung und auch nach mehreren Patches das Endgame einfach nicht den Ansprüchen genügen konnte, die viele Diablo-Fans zurecht an das Action-Rollenspiel stellen. Gleichzeitig wäre es unfair nicht hervorzuheben, was Diablo 4 trotz allem zu einem grandiosen Hack & Slay macht. 

Denn bei all der Kritik an Blizzard, die mittlerweile eher für Skandale und konsumentenfeindliche Verhöckermethoden stehen als für garantiert geniale Spiele, muss man dem Studio bei Diablo 4 trotzdem auf die Schulter klopfen - zum ersten Mal seit langer Zeit. 

Obwohl nicht alles rund läuft und viele Fans sich nach einem Offline-Modus gesehnt hätten, hat Blizzard in vielen Bereichen doch merklich die Lauscher aufgesperrt und gerade im Vergleich zu Diablo 3 einiges deutlich besser gemacht. 

Diablo 4 - Nachtest mit Season 2 Video starten 14:19 Diablo 4 - Nachtest mit Season 2

Allein die Atmosphäre und die blutige, düstere Welt ist ihnen so gut gelungen wie noch nie. Im Vergleich zu den Vorgängern legt Diablo 4 in Sachen Gruselatmosphäre nochmal eine gehörige Totengräberschippe drauf und übertrifft damit stellenweise sogar Diablo 2. 

Gleichzeitig spielt sich dieses Action-Rollenspiel keinen Deut weniger brachial als der direkte Vorgänger. Hier treffen also endlich wieder Action-Kämpfe der Extraklasse auf eine famose Optik in einer wundervoll grausigen Welt. Genau so wollten die Fans ihr Diablo doch haben! 

Diablo 4 bietet damit eine der besten Story-Erfahrungen, die es in einem Action-RPG jemals gab - dass sich nicht jeder damit zufrieden gibt, liegt in der Natur des Genres, wo für viele erst nach dem Abspann das eigentliche Spiel beginnt. 

Trivia:

  • Diablo 4 ist der erste Ableger der Reihe, in dem Geschichtenonkel Deckard Cain kein Auftritt vergönnt ist. Der alte Horadrim kam sogar in Diablo Immortal vor, wurde in Diablo 4 dann aber von Lorath Nahr abgelöst. 
  • Außerdem ist es das erste Diablo …  nun, ohne Diablo. Das große Übel macht sich rar und überlasst stattdessen seiner Nichte Lilith die Bühne.


54. Darkest Dungeon

Entwickler: Red Hook Studios
Publisher: Red Hook Studios
Erschienen: Januar 2016

Markus Schwerdtel: Die Güte eines Buches, Films oder auch Spiels lässt sich unter anderem daran messen, ob es Nachahmer und Kopien gibt. Demnach ist Darkest Dungeon ein echter Hit, denn mit Iratus: Lord of the Dead, Legend of Keepers, Across the Obelisk oder Astrea gibt es gleich mehrere Titel, die sich vom düsteren Abenteuer »inspireren« lassen. 

Das Rezept ist aber auch einfach zu gut: Eine Truppe Helden erkundet (in ungewöhnlicher 2D-Seitenansicht) diverse Dungeons, schlägt sich in rundenweisen Taktikschlachten und kehrt mit hoffentlich haufenweise Loot wieder zurück ins Dorf auf der Oberwelt. Das alles geht nicht ohne schwerwiegende Entscheidungen, Querelen innerhalb der Party und vor allem mentale Auswirkungen von Statten. 

Denn die brutalen Ausflüge verlangen Tribut: Wer sich mit Fleischhunden und Templerpfählern prügelt, klettert eben danach mit einer posttraumatischen Belastungsstörung aus dem Keller, die sich natürlich auf die restliche Verfassung des jeweiligen Helden auswirkt. Die Psyche der unterschiedlichen Charaktere (Kopfgeldjäger, Grabräuber, Hundemeister) ist deshalb mindestens genauso wichtig wie ihre sonstigen Eigenschaften. 

Spannend: Für den Nachfolger Darkest Dungeon 2 ist Entwickler Red Hook völlig neue Wege gegangen. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn darin fahrt ihr mit einer Kutsche durch die Gegend, statt die Gewölbe unter dem Dorf zu erkunden. Auch wenn das Kampfsystem nahezu identisch wirkt, ist Darkest Dungeon 2 ein anderes Spiel als der Vorgänger. Ein gutes, aber eben anders:

Trivia:

  • Die Oberwelt-Siedlung heißt auch in der deutschen Version »Hamlet«. Dabei ist das nur die englische Bezeichnung für – Überraschung – ein kleines Dorf.
  • Für das Spielelement der psychologischen Belastung der Helden haben sich die Macher bei der TV-Serie »Band of Brothers« inspirieren lassen.


53. Nier: Automata

Entwickler: Platinum Games
Publisher: Square Enix
Erschienen: März 2017

Robin Rüther: Nier: Automata hatte mich bereits mit seinem aller ersten Trailer gewonnen. Er hatte schnelle Kämpfe, coole Kombos, einen treibenden Song und tausend Sachen, die ich nicht verstanden habe: Warum schwingt da eine weißhaarige Frau mit Augenbinde ein Katana gegen Roboter, die riesige rote Kugeln auf sie feuern? Egal, das muss ich spielen!

Mit jedem neuen Trailer wuchs meine Vorfreude. Doch als der PC-Release dann endlich gekommen war, mehrten sich Berichte über die verkorkste Portierung. So wich meine Begeisterung der Enttäuschung. Und Nier: Automata geriet in Vergessenheit.

Dann kam mein Umzug nach München. In meiner provisorischen Unterkunft gab es zwar viele Spinnen, aber wegen des fehlenden Internets nicht viel zu tun. Also habe ich meine ersten Wochenenden in der Redaktion verbracht und Nier: Automata endlich eine Chance gegeben.

Stellt sich raus: Hinter der weißhaarigen Frau mit Augenbinde, die ein Katana gegen Roboter schwingt, die riesige rote Kugeln auf sie feuern, steckt sogar eine richtig interessante Geschichte! Was Nier: Automata aber am meisten auszeichnet, ist sein Aufbau. Vieles ist anfangs nicht so, wie es scheint und bis ihr das volle Potenzial des Spiels erkennt, dauert es einige Stunden.

Dabei zwingt es euch aber nichts auf. Schon zu Beginn bekommt ihr ein unterhaltsames Action-RPG mit stilvoll inszenierten Kämpfen, das so für sich stehen kann. Wenn ihr jedoch das ganze Bild sehen wollt, solltet ihr unbedingt nach dem ersten Durchgang weiterspielen!

Trivia:

  • Lead Designer Yoko Taro tritt bei Präsentationen und Interviews oft mit einer Mond-Maske auf.


52. Ultima 7

Entwickler: Origin Systems
Publisher: Origin Systems
Erschienen: April 1992

Daniel Feith: Eines vorweg: Ich werde in diesem Text nicht über Brotbacken sprechen. Dazu wurde wirklich schon genug gesagt. (Beweisstück A, B und C). Das Backen in Ultima 7 steht ohnehin als Pars pro Toto für etwas viel Größeres, nämlich den entscheidenden Schritt, den die Ultima-Serie mit Teil 6 hin zur Simulation einer kompletten Welt machte.

Schon mit Ultima 7: The Black Gate von 1992 erreichte dieser Designansatz seine Perfektion. In Ultima 7 bewege ich mich mit dem Avatar und seinen Begleitern durch ein vollkommen glaubwürdiges Fantasy-Land. Die Bewohner Britannias stehen morgens auf, essen einen Happen am Frühstückstisch, gehen zur Arbeit und zum Feierabendbier in die Taverne.

Breche ich währenddessen in ihre Häuser ein, finde ich in den Schubladen selten mehr als Socken und Gürtel, denn - sind wir ehrlich - welcher Bäcker bunkert schon ein »Episches Langschwert des Blutens +5« unter seinem Kopfkissen. Eben. So lerne ich schnell, Britannia nicht als Aneinanderreihung von »Levels« wie Stadt, Wald, Schloss, Dungeon wahrzunehmen sondern als eine zusammenhängende, atmende Welt. Ein Spielgefühl, an dem noch heute viele ambitionierte Rollenspiele scheitern.

War Ultima Underworld (auf Platz 75 dieser Liste) die Blaupause für jedes moderne First-Person-Rollenspiel, ist Ultima 7 die Vorlage für jedes Open-World-Spiel; nur dass es noch heute glaubwürdiger wirkt als die meisten aktuellen Vertreter.

Dass Ultima 7 »nur« auf Platz 52 gelandet ist, zeigt, dass die Ultima-Serie als Ganzes langsam in Vergessenheit gerät. Umso schöner, dass es Listen wie diese gibt, in denen derartigen Klassikern Tribut gezollt werden kann. Meiner persönlichen Meinung nach gebührt Ultima 7 sogar ein Platz in den Top 10. Ich weiß mich damit prominenter Fürsprecher sicher. Gell, Michael Graf und Christian Schiffer?

Trivia:

  • Die Scientology-ähnliche Sekte Fellowship im Spiel nutzt die Symbole Würfel, Tetraeder und Kugel - eine Anspielung auf das damalige Logo des Publishers Electronic Arts.
  • Ultima 7 ist der erste Teil der Guardian-Pentalogie, die außerdem Ultima 7-2 Serpent Isle, Ultima Underworld 2, Ultima 8: Pagan und Ultima 9: Ascension umfasst. Danach war Schluss mit dem klassischen Ultima.


51. Grim Dawn

Entwickler: Crate Entertainment
Publisher: Create Entertainment
Erschienen: Februar 2016

Peter Bathge: Diablo-Spieler, die mit Blizzards Action-Rollenspielen unzufrieden sind, haben nun schon seit zig Jahren eine verlässliche Adresse, an die sie sich für eine hochklassige Alternative wenden können.

Nach Diablo 2 war das Titan Quest, dann erschien Grim Dawn von den gleichen Entwicklern und bot all die Düsternis und alte Komplexität, die manch einer in Diablo 3 vermisste. Und jetzt hat Crate Entertainment ihr Hack & Slay auch zu einer mehr als konkurrenzfähigen Alternative zu Diablo 4 geupdatet. Das muss ihnen erstmal jemand nachmachen!

Der große Patch 1.2 hat das Spiel in die Moderne zurückgeholt, was wir im Nachtest mit einer Aufwertung auf 88 Punkte prämierten. Entsprechend steigt das Spiel auch in unserer Rollenspiel-Liste verdientermaßen um einige Ränge und platziert sich sogar vor Diablo 3 und 4.

Grim Dawn ist fantastisch für alle, die einfach Lust auf die Jagd nach gutem Loot haben, ganz ohne Shared World und Live-Service-Allüren im Multiplayer-Modus. Klassischer Spaß eben, der sich dank neuer Ausweichen-Funktion dennoch frisch anfühlt - selbst für Kenner des Originals. Und 2024 erscheint sogar noch ein neues Addon - keine Frage, Grim Dawn wird Action-Rollenspielern noch eine ganze Weile viel Freude bereiten.

Trivia:

  • Das Spiel wurde über Kickstarter finanziert. Dabei wurden über 500.000 US-Dollar eingenommen.
  • Ein 64-jähriger Fan verbrachte mit seinem Charakter Zedlee etliche Stunden in der Early-Access-Version von Grim Dawn. Noch vor Veröffentlichung des Spiels verstarb Lee Hathway allerdings an Krebs. Als Praetorian Zedlee wurde er von den Entwicklern in der Spielwelt verewigt. 

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