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Elex - Testvideo: Das beste Piranha-Bytes-Spiel seit Gothic 2
Wer in seinem Leben mal bei irgendeinem Arzt war, der weiß, wie nervig eine chaotische, undeutliche Handschrift sein kann. Man konzentriert sich zu sehr auf die Diagnose, der Doc schreibt indes seine Anweisungen in unleserlicher Keilschrift auf den Rezeptzettel und zack - am Ende kann man nur raten, ob man die Abführ-Tabletten jetzt ein, zwei oder hundertmal nehmen soll. Die amerikanischen National Academies of Science schätzen, dass in den USA jährlich 7.000 Menschen durch die krakelige Sauklaue ihrer Ärzte sterben. Kein Scherz!
Die Essener Jungs und Mädels von Piranha Bytes produzieren das bildliche Gegenteil dieses Ärzte-Kauderwelschs (und bedrohen folglich auch weniger Menschenleben). Ihre Spiele werden seit 20 Jahren mit einer absolut unverkennbaren und deutlichen Handschrift entwickelt, die Fans ohne Mühe aus 1.000 verschiedenen Spielmechaniken erkennen und herauslesen könnten: Rollenspiel, Open World, lakonischer Held, konkurrierende Fraktionen, haufenweise Drecksäcke, raue Dialoge, gefährliche Erkundungen, die anfangs meist mit einem Game Over enden - und ja, hier und da wird technisch auch mal was übers Knie gebrochen.
Wie gut ist Elex 2? Der Test gibt die Antwort
Am 1. März 2022 erscheint der Elex-Nachfolger und wir haben Elex 2 bereits getestet. Fünf Redakteure haben das Rollenspiel durchgespielt und verraten euch ihre Lieblingsmomente, nennen Kritikpunkte und vergeben schließlich eine (vor Release noch provisorische) Wertung. Eins ist aber schon jetzt sicher: Elex 2 ist für Fans des Vorgängers ein Pflichtkauf.
Das gefällt nicht jedem. Wie beim Bethesda-Deal (also der »Gameplay-Formel« von Skyrim, Morrowind und Fallout) muss man die Eigenarten der Piranha-Bytes-Handschrift mögen, um damit Freude zu haben. Wer sich von ihrem neuen Spiel Elex eine komplette Abkehr von alten Gothic-Tugenden und -Sünden erhofft, geht lieber Wildschweine jagen. Elex ist keine Revolution. Elex ist sperrig, grob, unintuitiv. Und das beste Rollenspiel, das Piranha Bytes seit Gothic 2 auf die Beine gestellt hat!
Gut zu wissen: 7 nützliche Fakten, die man vor dem Kauf von Elex kennen sollte
Autos, Fidget Spinner und der Weltuntergang
Nun muss eine Revolution - entgegen der Behauptungen von Karl Marx - ja nicht das Maß aller Dinge sein. Manchmal reicht schon ein gehöriger evolutionärer Schritt nach vorne. Und siehe da: In puncto Weiterentwicklung traut sich Piranha Bytes, riskante Wege einzuschlagen.
Statt mit einem neuen Gothic die Fan-Mäuler zu stopfen, mixt Elex Fantasy mit Science Fiction und Postapokalypse - also quasi Mad Max mit Wikingern, Borg und Laser-Templern. Ein ambitionierter Mischmasch, der leicht das Ziel verfehlen könnte, aber in Elex tatsächlich wunderbar gelingt.
Wagnis Science Fantasy:Podcast zum Elex-Setting mit Chefentwickler Björn Pankratz
Damit so eine Postapokalypse entstehen kann, muss die Welt allerdings erstmal untergehen. Und das funktioniert in Elex etwa so: Die Welt Magalan ähnelt unserer eigenen, es gibt also Autos, Straßen, Mikrowellen, Massenvernichtungswaffen und wahrscheinlich auch Fidget Spinner.
Plötzlich regnet ein riesiger Komet vom Himmel, der aus einem bisher unbekannten, bläulich-schwarzen Material besteht: Elex. Wie bei den Dinos vernichtet der Einschlag den Großteil der bisherigen Zivilisation.
Drei Fraktionen, drei Settings
Die Überlebenden merken schnell, dass man mit Elex so ziemlich alle Aspekte des Lebens verstärken kann: Maschinen, Waffen und sogar Menschen. Die verbleibende Welt zersplittert sich in drei große Fraktionen.
Die Kleriker basteln sich aus Elex einen hochtechnisierten Kontroll-Staat mit Stasi-Allüren, die Outlaws leben in der Wüste das Mad-Max-Paradies und die mittelalterlichen Berserker wandeln Elex in Mana um, um den trockenen Planeten aufs Neue zu befruchten.
Doch im Schatten dieser drei Mächte entsteht eine vierte Gewalt. Willensstarke Menschen konsumieren so viel Elex, das sie zu mächtigen, aber emotionslosen Kreaturen werden: den Albs. Diese technokratischen, borg-ähnlichen Cyber-Soldaten fallen über die Menschheit her wie eine terroristische Plage, verschleppen, morden und verwüsten. Tja, und unsere Spielfigur startet als Hauptmann dieser mörderischen Terroristen.
PLUS
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Wertungsdiskussion zu Elex - Wie bewerten wir das neue Rollenspiel der Gothic-Macher?
Der Held hat einen Namen
Ja, in Elex ist man mal wieder ein lakonischer Pragmatiker, der lieber anpackt, statt zu quasseln. Aber anders als in Gothic und Risen hat der neue Held erstmals eine wirklich spannende Hintergrundgeschichte und (wie in Risen 3) auch einen Namen: Zu Beginn der Kampagne befindet sich Jax als Alb-Commander mit seinem Gleiter über dem Land Edan, wird plötzlich abgeschossen und von seinen eigenen Leuten zum Tode verurteilt. Wir überleben gerade so und werden in bester Piranha-Bytes-Tradition natürlich sofort ausgeraubt.
Mitten im Feindesland verlieren wir Ausrüstung, Fähigkeiten und Elex. Der Entzug von der Zaubersubstanz macht sich prompt bemerkbar: Als einfacher Mensch beginnt Jax, wieder zu fühlen. Und was er mit diesen Empfindungen künftig anstellt, entscheiden wir.
PLUS
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Das verlorene Gamestar-Cover - Wie kam es zur traurigen Elex-Odyssee? - GameStar TV
20 Stunden für Akt 1!
Dass man einen Schurken spielt, halten wir für die richtige Entscheidung: Trotz unserer Entscheidungsfreiheit handelt es sich bei Jax nicht um eine Schablone, sondern um einen Charakter mit Vergangenheit, Persönlichkeit und Charisma. Was hat ihn zum Alb-Dasein getrieben? Und wieso wurden wir verraten?
Die Main Quest ist zwar nach wie vor nicht Piranha Bytes' große Stärke, weil man Charakterentwicklungen und Spannungsbögen wie in Dragon Age: Origins über lange Zeit mit der Lupe sucht. Aber sie motiviert stärker als in alten Gothic-Tagen und weckt im zweiten Spieldrittel mit cleveren Ideen und Entwicklungen unsere Neugier.
Dass der Hauptgeschichte ein wenig der Fokus fehlt, liegt allerdings auch daran, dass man als Spieler freie Hand hat, wann man was in welcher Form angeht. Nachdem man sich aus dem Wrack des eigenen Gleiters durch ein lineares Story-Tutorial gekämpft hat, öffnet sich das Abenteuer komplett.
Elex reagiert flexibel auf unseren ganz individuellen Weg: Treffen wir die verräterischen Albs erst nach 25 Spielstunden, dann fühlt sich das Ergebnis trotzdem nach einem stimmigen Erlebnis an. Gerade bei einem Rollenspiel kann sich so eine Freiheit sehen lassen, auch wenn der Preis dafür eben die dichte Dramaturgie kompakterer Spiele ist.
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ELEX - Minimale und maximale Grafik-Details der Testversion im Vergleich
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