Fortnite hat mich fies ausgetrickst

Meinung: Vali hätte nie gedacht, jemals Fortnite zu spielen - und dabei auch noch Spaß zu haben! Ein Boba Fett-Skin und eine perfide Masche überzeugten ihn aber vom Gegenteil.

Schon bei Batmans Fortnite-Debüt hätte mir klar sein müssen, dass ich mich irgendwann mit dem Battle Royale befasse ... Schon bei Batmans Fortnite-Debüt hätte mir klar sein müssen, dass ich mich irgendwann mit dem Battle Royale befasse ...

Dieses verdammte Fortnite. Da bietet der aktuelle Shooter-Platzhirsch einfach mal ein solides Gameplay-Fundament, entwickelt sich von Season zu Season spürbar weiter und erfüllt mit unzähligen Crossovern jeden meiner Kindheitsträume. Hab’ ich ja mal gar keinen Bock drauf!

Kein Wunder, dass das nur TikTok-Kids und Kollege Dennis spielt. Der ist aber auch redaktionsintern dafür bekannt, wirklich alles ohne Würgereflex zu zocken - selbst eFootball 2022!

Dachte ich mir zumindest, bis mich Fortnite ganz perfide in die Falle gelockt und damit all meine bitterbösen Vorurteile aus dem Fenster geworfen hat. Dafür hat es nur drei ganz bestimmte Aspekte gebraucht, um mich zu ködern. Umso beeindruckender, da Fortnite mittlerweile so eine große Community erfahrener Veteranen hinter sich schart, dass Einsteiger wie ich eigentlich abgeschreckt sein müssten.

Über den Autor: Eigentlich kann Vali mit Multiplayer-Spielen gar nicht mal so viel anfangen. Außer vielleicht mit GTA Online - Ausnahmen bestätigen immerhin die Regel. Nur das Battle-Royale-Genre reizt Vali immer wieder, was er dem gleichnamigen Film von Regisseur Kinji Fukasaku von 2000 zu verdanken hat. Doch selbst PUBG oder Call of Duty: Warzone können Vali nicht langfristig begeistern. Sein Herz schlägt noch immer für gute, alte Singleplayer-Spiele mit abgeschlossener Handlung.

Wie mich Fortnite köderte …

Fortnite war mir genauso egal, wie der ganze Zorn, den Fortnite-Hasser dem Spiel entgegenfeuern. Aber natürlich muss ich Fortnite beruflich kennen. Immerhin ist das Battle Royale aus der modernen Popkultur gar nicht mehr wegzudenken: Künstler halten ganze Konzerte darin ab und sogar Thor und Korg legen sich mit irgendwelchen Noobmastern des Spiels an.

Eigentlich hat mich erst besagter Kollege Dennis so richtig auf Fortnite aufmerksam gemacht. In seiner spannenden Analyse verrät er, warum Fortnite mit Recht einer der aktuell größten Shooter überhaupt ist. Dass das Spiel auf so gut wie jeder Plattform verfügbar ist, es Crossplay und Cross-Progression bietet und dann nicht einmal einen Cent kostet, spielt da natürlich mit rein.

Trotzdem hat das mich lediglich dazu veranlasst, im Epic Games Store den Download anzuwerfen - nur um dann wieder völlig zu vergessen, dass ich es auf der Platte habe. Manchmal verfüge ich aber auch über die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfischs.

Es dauerte Monate, bis ich mich tatsächlich zum ersten Mal an Bord des fliegenden Schulbusses wagte - und das aus einem absolut trivialen Grund: Mir war langweilig. Zwischen Dying Light 2, Patch 1.5 für Cyberpunk 2077 und Elden Ring wollte ich nicht noch ein neues Spiel starten und mir an einem Abend einfach nur die Zeit vertreiben.

Beim endlosen Scrollen durch den Store meiner Nintendo Switch stieß mir dann auf einmal Fortnite ins Auge. Moment mal, war das nicht dieses eine Spiel, das ich schon immer mal ausprobieren wollte? Das kostet ja nicht einmal was. Und sollte es mir - Gott bewahre - tatsächlich Spaß machen, bleibt mir der Fortschritt per Cross Save auch auf dem PC erhalten.

Schon war das Spiel heruntergeladen und gestartet, aus reiner Neugierde warf ich aber erstmal einen Blick in den Ingame-Store. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass gleich die Venusfliegenfalle zuschnappen und ich 20 Euro ärmer sein würde.

Denn dort war er: ein Skin, der mich die prächtige Rüstung des legendären Kopfgeldjägers Boba Fett schlüpfen lässt. Erst jetzt fiel mir auf, dass es bis heute unverschämt wenige Star Wars-Spiele gibt, die dieses Bedürfnis befriedigen. Star Wars: Bounty Hunter hat immerhin schon 20 Jahre auf dem Buckel! Und die Multiplayer-Scharmützel in Spielen wie Star Wars: Battlefront bieten mehr Frontschwein- als Kopfgeldjäger-Feeling.

Bei diesem Anblick konnte ich einfach nur Geld gegen den Bildschirm schmeissen. Bei diesem Anblick konnte ich einfach nur Geld gegen den Bildschirm schmeissen.

Schon war mein PayPal-Konto um 20 Euro leichter, ich ein Grinsen breiter und musste feststellen, dass es jetzt definitiv kein Zurück mehr gab. Einmal Geld ausgegeben, konnte ich mich nicht mehr aus der Affäre ziehen und startete so endlich mein erstes Fortnite-Match.

In der Lobby angekommen, machte es dann plötzlich Klick. Als Boba Fett umringt von Wolverine, Jill Valentine, Batman, Michonne, Deadpool, John Wick (einmal von Wish und einmal der echte), sowie einem Typen mit Hamburger als Gesicht und einer beunruhigend muskulösen Katze, wurde mir erst klar, was Fortnite eigentlich ist. Ein Spielplatz, in dem die Helden und Schurken unterschiedlichster Franchises aufeinandertreffen und wo ich im Endeffekt die Actionfiguren-Keilereien meiner Kindheit nachspielen kann.

Bis auf möglicherweise Minecraft kommt mir kein anderes in den Sinn, welches Charaktere aus meinen liebsten Filme, Serien, Comics und Spielen miteinander vereint. Und irgendwo macht das alles sogar noch Sinn, wenn man sich ein bisschen mit der Lore von Fortnite beschäftigt. 

Verdammt, es gibt mittlerweile sogar Comics von DC, in denen erklärt wird, warum Batman, Catwoman, Harley Quinn und Deathstroke dort auftauchen. Und die sind dann auch noch überraschend gut! Das ist aber wiederum ein anderes Thema, ich will euch ja immer noch erklären, warum mich Fortnite auch spielerisch begeistert.

Was für ein dummer Skin. Ich liebe ihn! Was für ein dummer Skin. Ich liebe ihn!

… und wie Fortnite die Schlinge zuzog

Nach vielen gemeinsamen Stunden Warzone mit Kollegin und Shooter-Spezialistin Steffi fällt mir der Einstieg in Fortnite kinderleicht: In beiden Battle Royales springe ich über der Map ab, meide erstmal meine Mitspieler und versuche möglichst nützliche Ausrüstung zu looten. Dank kleiner und großer Tierchen, die hier durch die Gegend watscheln fühlt sich Fortnite im Gegensatz zu anderen Vertretern des Genres sogar ein bisschen lebendiger an.

Ich startete also irgendwie vorbereitet in Fortnite rein - nur von sämtlichen Baumechaniken hatte ich keine Ahnung und die überfordern mich heute ehrlich gesagt immer noch. Aber zum Glück gibt es für untalentierte Handwerker wie mich ja jetzt sogar einen Modus, der voll und ganz auf dieses Alleinstellungsmerkmal verzichtet! Wäre ich egozentrischer veranlagt, würde ich mir denken: Epic hat das nur für mich gemacht. Haben sie aber nicht. Frech, ich weiß.

Warum das eine fantastische Idee ist, habe ich bereits in der folgenden Kolumne behandelt:

Ehe ich mich versehe, habe ich vier meiner fünf ersten Matches in Fortnite gewonnen. Sollte ich damit meinen Job bei GameStar hinschmeißen und eine Karriere als professioneller Fortnite-Spieler starten? Meine Freundin kommentiert meine Endorphin-getränkten Egotrip durch die gemeinsame Wohnung nur mit einem müden Augenrollen - und schämt sich sogar ein bisschen für mich.

Wirklich verübeln kann ich ihr das aber nicht. Fortnite hat mich immerhin perfide ausgetrickst. Denn startet jemand als taufrischer Neuling in das Battle Royale, tut Fortnite nur so, als würde ich gegen echte Spieler antreten. Stattdessen bekomme ich es mit Bots zu tun, die so blöde Namen tragen, dass sie schon wieder echt sein könnten. Dass ich gegen KI-gesteuerte Gegner in Spieler-Skins spiele, verrät mir Fortnite aber nicht.

Rückblickend bin ich auch heilfroh darüber, dass mich Fortnite nicht einfach so ins kalte Wasser gestoßen hat, indem es mich gegen Spieler ins Rennen schickt, die das Battle Royale und seine Mechaniken bereits in- und auswendig kennen. So wird die Einstiegshürde erheblich abgesenkt und mir nicht gleich der Hintern versohlt.

Ebenso positiv überrascht hat mich übrigens die Fortnite-Community. Denn in neun von zehn Duo-Matches stieß ich stets auf hilfsbereite Teamkollegen, denen das Miteinander wichtiger als das Gegeneinander war. Und da soll nochmal jemand behaupten, die Jugend von heute hätte keinen Anstand! Natürlich hat Epic selbst darauf keinen Einfluss, aber ich wollte an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass Fortnite keine grundsätzlich toxische Community vereint.

Was aktuell in Fortnite passiert, könnt ihr euch übrigens im Trailer zur neuesten Season des Spiels ansehen:

Fortnite ohne Bauen: Trailer zeigt, wie der neue Modus aussieht Video starten 1:05 Fortnite ohne Bauen: Trailer zeigt, wie der neue Modus aussieht

Fortnite hat mich also als Free2Play-Spiel mit vorbildlichem Cross-Save/Progression-System, lang anhaltendem Support, allerlei cooler Skins und einer geschickten Einsteiger-Masche geködert. Am Ball blieb ich wegen dem gelungenen Gameplay, der grundsätzlich offenen Community und schneller Erfolgserlebnisse. 

So oft wir Fortnite auch belächeln und stattdessen Warzone spielen, so viel kann die komplette Branche davon lernen, wie Epic mit seiner Community umgeht. Vergangenheits-Vali schüttelt wahrscheinlich den Kopf, aber was weiß der schon.

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