Microsoft kauft Activision Blizzard: Ja, richtig gelesen

Nach monatelangem Straucheln und purzelnden Aktienkursen beginnt bald eine neue Ära für Activision Blizzard - unter Microsofts Flagge.

Update vom 20. Januar 2022: Seit der Verkündung des Mega-Deals zwischen Microsoft und Activision Blizzard wurde viel geredet. Ist die Übernahme gut oder schlecht für die Belegschaft? Wird Microsoft zu mächtig? Was heißt das für den Game Pass? Doch eine besonders wichtige Partei hatte sich bislang noch nicht geäußert: Sony.

Der japanische Konzern ist als größter Konkurrent von Microsofts Gaming-Sparte unmittelbar von der Übernahme betroffen. Denn Branchenexperten gehen davon aus, dass populäre Marken wie Call of Duty, Overwatch oder auch ausgerechnet das ehemalige PlayStation-Maskottchen Crash Bandicoot in Zukunft auf der PlayStation fehlen oder zumindest deutlich später erscheinen werden.

Das sagt Sony zum Deal: In einer Mitteilung an das Wall Street Journal ließ Sony nun ausrichten, dass man noch immer daran glaube, dass viele Activision-Blizzard-Spiele weiterhin Multiplattform-Titel bleiben. Der Grund liegt auf der Hand und wird auch mitgenannt: Vertragliche Vereinbarungen, die auch unter dem neuen Besitzer eingehalten werden müssen.

Die Börse teilt Sonys Optimismus aber offenbar nicht. Denn die Aktie der Japaner verlor im Zuge der Deal-Verkündung satte 13 Prozent an Wert. Gut möglich, dass vor allem das Fehlen einer Game-Pass-Alternative auf der PlayStation dafür verantwortlich ist. Die soll aber unter dem Codenamen Spartacus derzeit in der Mache sein, wie ihr bei den Kollegen der GamePro nachlesen könnt.

Was die Übernahme für uns Spieler bedeutet
Für Elena Schulz aus der GameStar-Redaktion zeichnet sich bei der Analyse des Microsoft-Deals ein düsteres Bild der Zukunft ab, denn sie befürchtet ein Monopol:

Kollege Peter sieht das Ganze dagegen ein bisschen anders und erklärt euch in seiner Gegenkolumne die positiven Seiten der Übernahme:

Originalmeldung vom 18. Januar 2022: Es gibt Deals, die die Geschichte für immer verändern. Und zumindest in der Welt des Gamings hat so ein Geschäft jetzt gerade stattgefunden: Microsoft kauft Activision Blizzard - für fluffige 68,7 Milliarden US-Dollar. Das ist in etwa so viel Geld, wie ihr in FIFA 22 ausgeben müsst, um alle Ultimate-Team-Karten abzustauben. Doch Microsoft hat wahrlich größere Ziele als ein Fußballteam - vor allem mit seinem Game Pass.

Was ist denn da passiert?

Wer in den letzten Wochen unter keinem Stein gehaust hat, wird von den Skandalen mitbekommen haben, die sich wie eine Lawine über Activision Blizzard ausbreiten. Staatliche Untersuchungen wegen flächendeckender sexueller Missbrauchsvorfälle, zahlreiche Entlassungen, das ist nicht nur für die PR von Activision ein Desaster. Der Aktienkurs purzelte um fast 30 Prozent nach unten, viele Fans forderten den Rücktritt von Activision-CEO Bobby Kotick. Jetzt steht die Zukunft des Unternehmens fest.

Unter Microsofts Ägide soll sich die inklusive Firmenkultur von Microsoft auch auf die großartigen Teams von Activision Blizzard ausweiten, so Phil Spencer im offiziellen Statement zur Übernahme. Noch ist das Prozedere nicht abgeschlossen: Bis zum finalen Kaufabschluss werden Microsoft und Activision Blizzard noch unabhängig voneinander arbeiten, danach beginnt die Verschmelzung. Aus Microsofts Pressemitteilung:

Sobald die Transaktionen abgeschlossen sind, ist Microsoft der weltweit drittgrößte Gaming-Konzern nach Umsatz nach Tencent und Sony. Die geplante Akquisition beinhaltet berühmte Franchises von Activision, Blizzard und King wie Warcraft, Diablo, Overwatch, Call of Duty und Candy Crush - außerdem natürlich die globalen E-Sport-Aktivitäten der Major League Gaming. Der Konzern beschäftigt in seinen Studios weltweit beinahe 10.000 Menschen.

Die Integration der Activision-Blizzard-Studios in die große Microsoft-Familie wird sich natürlich auch auf die Spiele auswirken. So viele Activision- und Blizzard-Spiele wie möglich sollen laut Spencer in den Game Pass wandern. Wahrscheinlich könnt ihr in naher Zukunft also Call of Duty, Overwatch, Diablo und vielleicht sogar World of Warcraft im Game Pass zocken. Keine schlechten Aussichten, oder?

Wollt ihr den Deal in eine weitere Relation gesetzt bekommen? Take Two muss den Rekord für die teuerste Übernahme in der Videospiel-Branche damit bereits nach wenigen Tagen wieder abgeben. Erst am 10. Januar 2022 hatte man den Kauf von Zynga bekanntgegeben - für 12,7 Milliarden US-Dollar. Wer nun im Kopf kurz mit den Zahlen jongliert wird feststellen, dass Microsoft diese Summe um mehr als das Fünffache übertrumpft. Damit befindet man sich in der Liste der teuersten Übernahmen ganz, ganz einsam an der Spitze.

Wann geht es denn so richtig los?

Bobby Kotick hat mittlerweile per Mail die eigene Belegschaft über die nahe Zukunft informiert. Er betont in ziemlich umfassender Ausführung, wieso Microsoft im aktuellen Marktumfeld genau die richtige Wahl ist, aber die eigentlich spannende Info: Die Dinge bleiben noch ein ganzes Weilchen so, wie sie jetzt sind. Activision Blizzard wird noch viele Monate autark arbeiten, denn erst im Fiskaljahr 2023 - also bis spätestens Juni 2023 - soll die Fusion abgeschlossen sein.

Teil einer großen Strategie

Dieser Kauf ist nicht der erste große Schachzug von Microsofts Game-Pass-Strategie. Nachdem der Publisher über Jahre ein Portfolio eigener Triple-A- und Double-A-Studios (wie Obsidian) aufbaute, läutete die Übernahme von Bethesda bereits 2020 eine große Wende ein. Immer mehr Spiele landen im Game Pass: Das komplette Arsenal von EA inklusive Battlefield 2042, Star Wars Jedi: Fallen Order und Co. Außerdem kommt Bethesdas neues Rollenspiel-Epos Starfield exklusiv für PC und Xbox. Tja, und nun sehr wahrscheinlich auch ein Diablo 4.

Mehr zu dieser Strategie findet ihr in unserer Detail-Analyse zu Microsofts Übernahmestrategie. Oder in unserem Podcast mit Unternehmensberater Human Nagafi:

Stellt sich natürlich die Frage nach der Zukunft: Mit Ubisoft und Rockstar sind nun eigentlich nur noch zwei große Player im Rennen, die eher sporadisch im Game Pass auftauchen. Doch auch das ändert sich. Bereits Anfang Januar 2022 machte die Meldung die Runde, dass Microsoft und Ubisoft künftig enger zusammenarbeiten werden.

Ubis hauseigener Aboservice Ubisoft+ wird bald auch auf Xbox-Konsolen angeboten. Und Spiele wie Rainbow Six Extraction wandern dafür in den Game Pass. Auch Rockstar hatte mit GTA 5 bereits seine eigene spielgewordene Geld-Druckmaschine im Game Pass.

Irgendwann dürfte Microsoft an einen Punkt gelangen, an dem man durchaus kontrovers über eine etwaige Monopolstellung diskutieren kann. Jason Schreier deutet das bereits in seinem Tweet zu der Übernahme von Activision an:

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Doch bis dahin bleibt in erster Linie zu hoffen, dass die Übernahme langfristig für die Belegschaft von Activision Blizzard Besserung bringt. Außerdem sind wir natürlich gespannt, wie Sony auf diese Schritte reagiert. Es wäre denkbar, dass der japanische Konzern nun ebenfalls über die ein oder andere Übernahme nachdenkt, um auf lange Sicht nicht auf der Strecke zu bleiben.

Leya und Schuhmann von MeinMMO haben direkt zur Übernahme einen Breaking-Podcast mit Michael Graf aufgenommen:

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Wie denkt ihr über den Wahnsinns-Deal? Seht ihr die wachsende Marktmacht Microsofts mit Sorge oder freut ihr euch darüber, dass nun noch weitere Hochkaräter in den Game Pass wandern? Schreibt uns eure Meinung gerne in die Kommentare!

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