Seite 8: Technik-Historie: Battlefield - Von Battlefield 1942 bis Battlefield 4

Battlefield 3 (2011)

Wake Island : Wake Island wurde mit dem »Back to Karkand«-DLC in Battlefield 3 integriert – natürlich mit aufpolierter Grafik. Wake Island
Wake Island wurde mit dem »Back to Karkand«-DLC in Battlefield 3 integriert – natürlich mit aufpolierter Grafik.

Am 27. Oktober 2011 erschien der bis dahin umfangreichste und technisch fortschrittlichste Titel der Battlefield-Serie - Battlefield 3. Mit großem medialem Aufsehen wurde der Release vollzogen und innerhalb kürzester Zeit brach BF3 sämtliche Verkaufsrekorde der Serie: Mehr als fünf Millionen verkaufte Einheiten innerhalb der ersten Woche und acht Millionen nach einem Monat machten den Titel zu einem großen Erfolg für DICE und Publisher EA. Nicht nur bei den Spielern kam der Titel gut an, auch die Fachpresse lobte vor allem für den Multiplayerpart. Unsere GameStar-Redakteure vergaben im Test satte 94 Punkte für den Multiplayer-Modus. Auch der Singleplayer konnte sich mit 86 Punkten sehen lassen.

Mit der Frostbite-2-Engine unterstützt Battlefield 3 erstmals in vollem Umfang DirectX 11 und damit auch sämtliche Features der Grafikschnittstelle. In mehreren Präsentationen versprach DICE deutliche technische Verbesserungen für Battlefield 3 in den Bereichen Animation, Zerstörung, Streaming, Rendering, Beleuchtung und Landschaft. Und tatsächlich schöpfte Battlefield 3 mit der neuen Engine aus dem Vollem — für Viele gab es seit dem 2007 erschienenen Crysis endlich wieder eine neue Grafikreferenz.

Vor allem in den Bereichen der Beleuchtung wurden große Fortschritte erreicht. Es wurden nicht nur mehr dynamische Lichtquellen wie Feuer eingefügt, auch die indirekte Beleuchtung, also die Lichtreflexion von Objekten und damit eine deutlich natürlichere Ausleuchtung der Level, wurden in das Spiel implentiert.

Angriff mit dem Apache-Kampfhubschrauber. Ein Angriff mit dem Apache-Kampfhubschrauber zum Miterleben.

Auch am Rendering-Prozess selbst wurde gearbeitet. Statt wie in den meisten Spielen üblich auf den traditionellen Darstellungsweg zu setzen (»Forward Rendering«, wie in BFBC2), nutzt DICE das sogenannte »Deferred Shading« (beziehungsweise Deferred-Lighting). Bei dieser Technik wird nicht wie üblich ein Objekt direkt fertig berechnet, in das Postprocessing-Verfahren geschickt und anschließend an den Monitor weitergeleitet, sondern der Berechnungsweg von Objekt und Beleuchtung aufgeteilt. Das Objekt wird in seiner Geometrie vollständig berechnet, die Beleuchtung jedoch separat in einem sogenannten »G-Buffer« ausgelagert.

Der große Vorteil dieser Technik ist es, dass die Darstellung hunderter verschiedener Lichtquellen ohne große Performance-Einbrüche möglich wird. Der Rechenaufwand für die Beleuchtung ist in diesem Fall abhängig von der Anzahl der beleuchteten Pixel, nicht der Objekte. Insgesamt ermöglicht Deferred Rendering eine deutlich flexiblere, realistischere Beleuchtung, vor allem in Innenlevels, wo viele künstliche Lichtquellen einen Raum erleuchten. Ein Nachteil sind die höheren Anforderungen an Speicher und Bandbreite der Grafikkarte.

In diesem Zusammenhang ist auch die verbesserte Effektqualtät zu erwähnen, bei Explosionen werden tausende von Partikeln dargestellt. Dabei berechnet das Spiel auf höchsten Grafikeinstellungen für jedes Partikel einen eigenen Schatten, sodass sich große Rauchschwaden und aufgewirbelter Schutt harmonisch in die Umwelt einfügen. Außerdem wird jedes Partikel individuell von jeder Lichtquelle beleuchtet.

Wake Island Achten Sie auf die Rauchschwade im unteren rechten Bildabschnitt...

Wake Island ... Boom! Was genau da in die Luft gegangen, ist fragen wir uns auch - die Explosion wirkt auf dem Screenshot wahrscheinlich größer, als sie wirklich sein würde.

Neben der schon aus BFBC2 bekannten Umgebungsverdeckung HBAO ist in Battlefield 3 auch erstmals das deutlich ressourcenschonendere SSAO an Bord. Die Konsolenversion (PS3 und XBox 360) nutzt ausschließlich SSAO statt HBAO. Um großflächige Landschaften und Objekte plastischer, detaillierter und realistischer darzustellen, wird unter DirectX-11-Karten Tesselation und Displacement Mapping verwendet. Auch die Animationen der Soldaten erreichten dank der aus der FIFA-Reihe bekannten Animationsengine »ANT« ein neues Niveau im Shooter-Genre.

Tontechnisch verwendete DICE weiterhin High-Dynamic-Range-Audio, dennoch scheint es bei der Aufnahme und Produktion von allerlei Geräuschen Verbesserungen gegeben zu haben, da uns der Sound von Battlefield 3 im Vergleich zu BFBC2 noch eine ganze Ecke authentischer und beeindruckender vorkommt. In diversen »Behind-the-Scenes«-Videos zum Sounddesign von BF3 wird deutlich, wie viel Arbeit DICE in die Produktion einer authentischen, realitätsnahen Soundkulisse steckt. Zusammen mit seinem Nachfolger Battlefield 4 ist BF3 somit klare Soundreferenz auf dem Spiele-Markt.

Egal ob Grafik, Physik oder Sound – Battlefield 3 setzte Ende 2011 neue Maßstäbe in fast allen technischen Bereichen. Noch nie wurde der »moderne Krieg« so audiovisuell beeindruckend in Szene gesetzt. Die stark verbesserte Beleuchtung, die hochaufgelösten Texturen, die überzeugende Physik und die gelungenen Animationen gaben dem Spiel einen stellenweise fotorealistischen Eindruck (wie z.B. die Jet-Mission im Singleplayer).

Texturen Die (meistens) messerscharfen Texturen sind eines der Highlights von Battlefield 3.

Wasser Auch die Vegetation kann sich sehen lassen. Sogar das Wasser sieht dank Reflexionen, kleineren Wellen und Gischt in dieser Szene gut aus.

Wasser II Immer kann dieses Niveau aber nicht gehalten werden, wie dieser Screenshot zeigt.

Systemanforderungen

Battlefield 3 war und ist noch immer technisch voll auf der Höhe. Wenig verwunderlich ist daher die Tatsache, dass auch die Hardwareanforderungen dem Grafikniveau entsprechend sehr hoch ausfallen. Da DICE erstmals ein 64-Bit fähiges Betriebssystem voraussetzte, fielen Windows XP genau wie DirectX 9-Grafikkarten weg. Mindestens Windows Vista 32-bit und eine DirectX 10 Karte waren Pflicht.

Um in niedrigen Details in 720p flüssige Bildraten zu erreichen ist laut DICE Hardware in Form einer Dualcore-CPU mit 2,0 GHz, 2,0 GByte RAM, 20,0 GByte Festplattenspeicher und eine Grafikkarte mit der Leistung einer damals bereits fünf Jahre alten Geforce GTX 8800 GT nötig. Dies entspricht ungefähr den Anforderungen, die Battlefield 2 auf maximalen Settings mit noch höherer Auflösung benötigt. Im Vergleich zu Bad Company 2 sind die Mindestanforderungen prozessorseitig fast gleich geblieben, lediglich die Grafikkarte muss noch leistungsstärker sein.

Techniktabelle : Unsere damalige Techniktabelle zu Battlefield 3 bezieht sich vorrangig auf den Einzelspielerpart. Für den Multiplayer ist oft noch stärkere Hardware von Nöten. Techniktabelle
Unsere damalige Techniktabelle zu Battlefield 3 bezieht sich vorrangig auf den Einzelspielerpart. Für den Multiplayer ist oft noch stärkere Hardware von Nöten.

Ganz anders sieht die Situation in höchsten Einstellungen unter Full-HD (1920x1080 Pixel) oder gar WQHD (2560x1440 Pixel) aus. Selbst mit dem damaligen Flaggschiff von Nvidia, der GTX 580, war unter Full-HD in Multiplayergefechten bei meistens 40 bis 50 Bildern pro Sekunde Schluss. Ohne einige rechenlastige Grafikfeatures wie HBAO oder Kantenglättung lieferten aber auch gute Oberklassenkarten wie die GTX 560 Ti/470 oder AMDs Radeon HD 6950/5870 flüssige Bildraten.

Gerade im Multiplayer mit bis zu 64 Spielern trägt auch der Prozessor eine entscheidende Rolle zur allgemeine Perfomance bei. Die damals sehr verbreiteten Phenom II Modelle von AMD wie der Vierkerner Phenom II X4 970 oder das damalige Topmodell von AMD, der Sechskerner X6 1100T, kamen im Multiplayer in anspruchsvollen Szenen oft nicht über die 40 Fps-Rate. Bei Intel lag lag eine Quadcore-CPU wie der Core 2 Quad Q9950 mit knapp 2,9 GHz in diesem Leistungsbereich. Insgesamt skaliert das Spiel gut mit mehreren Kernen, sodass sich mehr als vier physische Kerne oder Prozessoren mit Intels Hyper-Threading-Funktion durchaus lohnen.

Battlefield 3 heute

Auch nach Release von Battlefield 4 im Herbst vergangenes Jahres erfreut sich dessen Vorgänger noch großer Beliebtheit. Eine relativ große Anzahl an treuen Spielern ist sogar von Battlefield 4 auf Battlefield 3 zurückgewechselt, weil die lange nicht gelösten Bugs und der schlechtere Netcode von Battlefield 4 für Frust sorgen. Die Server von BF3 sind damit auch heute noch sehr gut besucht. Die Premium Edition mit dem Basisspiel und sämtlichen Add-Ons wird im Internet bereits für rund 20 Euro gehandelt.

Licht Die Lichtstimmung ist dank dynamischer Beleuchtung, Überstrahleffekten und Sonnenstrahlen hervorragend.

Fahrzeuge Auch die Fahrzeugmodelle wie hier die Cobra oder...

... diese Sukhoi Su-35 fallen sehr detailliert aus.

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