Seite 2: Troy: A Total War Saga im Test: Für wen lohnt sich das mythologische Strategie-Experiment?

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Mein Königreich für ein Pferd - Die Schlachten

Dieser göttliche Beistand hilft nicht nur auf der Kampagnen-Karte, sondern kann sogar unsere Truppen in der Schlacht stärken. Das sind hier nur ein paar simple Buffs, echte Wunder passen zu unserem Bedauern nicht zur realistischen Vision von Troy.

Bevor wir vor den Toren von Troja stehen, schlagen wir Dutzende andere Gefechte auf offenem Feld oder in Belagerungen. Serientypisch wahlweise in Echtzeit. Und ebenso serientypisch machen diese Massenschlachten ganz schön was her. Vor allem, wenn man eine schier aussichtslose Konfrontation mit geschickten Flankenmanövern oder Hinterhalten doch noch drehen kann.

Leider leiden die Schlachten von Troy am meisten unter dem Versuch, Mythologie mit realer Kriegsführung der Bronzezeit zu verheiraten. Der Fokus liegt nämlich sehr viel stärker auf zweiterem, und das sorgt für Probleme in der Abwechslung. Die alten Griechen nutzten nämlich kaum Kavallerie, und große Kriegsmaschinen wie Katapulte braucht man 1.000 vor Christus auch nicht erwarten.

Obwohl Troy die selben Engine nutzt wie schon Warhammer, machen die Kampfkarten optisch immer noch einiges her. Obwohl Troy die selben Engine nutzt wie schon Warhammer, machen die Kampfkarten optisch immer noch einiges her.

Fehlende Features zu Release

Schlechte Nachrichten für Multiplayer-Fans: In Troy wird es zum Release am 13. August überhaupt keinen Mehrspieler-Modus geben. Weder könnt ihr in Online-Gefechten euer strategisches Geschick beweisen, noch dürft ihr im Koop nach der Herrschaft über Griechenland streben. Multiplayer folgt erst viel zu viele Wochen nach dem Release im November.

Zusätzlich gibt es keinen Modus mit besonderen Szenarien, wie die historischen Gefechte. Pläne diese nachzureichen gibt es nicht. Das ist sehr schade, zumal wir gerne eine Schlacht um Troja so gespielt hätten, wie sich die Entwickler das im Detail ausmalen. Mit allen beteiligten Helden am selben Ort.

Im Gegenzug unterteilen sich Infanteristen jetzt in unterschiedliche Gruppen. Und zwar in leichte, mittelschwere und schwere Einheiten. Schwer gepanzerte Truppen bilden mit ihren Rüstungen eine stabile Front, während leichte Truppen recht flott unterwegs sind und schwerfällige Gegner einfach umlaufen. Das sorgt für einige strategische Optionen, trotzdem fühlen sich die Schlachten weniger abwechslungsreich an als früher.

Daran ändern auch die mythischen Einheiten nichts. Die zu bekommen ist ein cooles Erlebnis, da man dafür bestimmte Städte halten muss. Aber da es sich um keine echten Monster handelt, stechen sie im Gefecht nicht sonderlich hervor. Zentauren ersetzen die fehlende Kavallerie, doch wir können immer nur eine sehr begrenzte Zahl an mythischen Einheiten aufnehmen. Viel lieber mochten wir da die besonderen Krieger der einzelnen Fraktionen.

Es gibt so gut wie keine Kavallerie in Troy. Dafür aber solchen Zentauren, die im Prinzip den selben Zweck erfüllen. Es gibt so gut wie keine Kavallerie in Troy. Dafür aber solchen Zentauren, die im Prinzip den selben Zweck erfüllen.

Odysseus' List spiegelt sich beispielsweise in seinen pirschenden Guerilla-Plänklern wider, die selbst beim Speerwerfen unsichtbar bleiben, während Achilles Myrmidonen im direkten Zweikampf kaum zu schlagen sind. Diese Truppen können das Schlachtenglück komplett wenden.

In seiner Summe bieten die Schlachten von Troy aber zu wenig maßgebende Neuerungen, um wirklich hervorzustechen. An einigen Stellen fehlt es den Schlachten sogar an früheren Stärken, wie beispielsweise individuelle Formationen für unsere Truppen.

Ein Leben im Überfluss - Wirtschaft & Diplomatie

Wenn ihr euch gar nicht erst auf Schlachten einlassen wollt, solltet ihr euch mit euren Nachbarn gutstellen. Selbstverständlich lässt es sich Troy da nicht nehmen, das hervorragende Diplomatie-System von Three Kingdoms weiterzuführen. Oder besser gesagt: Troy versucht es.

Wie in Three Kingdoms sehen wir anhand einer Zahl jetzt ganz genau, wann unser Gegenüber einem Deal zustimmen wird. Je nachdem, ob ihm unsere Nase passt oder in welcher Lage sich sein Reich befindet, haben unsere Angebote unterschiedlich viel Einfluss auf diesen Wert. So macht das Schachern in der Regel Spaß und wird vor allem sehr nachvollziehbar. Doch da kommt auch schon das große Aber angeprescht.

Während wir in Three Kingdoms noch alles Mögliche verhandeln durften, und so auch Gegenstände oder sogar Familienmitglieder abtreten, wird die Auswahl in Troy sehr stark eingedampft. Waffen oder Rüstungen stehen nicht mehr zum Verkauf. Einen Stammbaum gibt es aufgrund des Szenarios sowieso nicht. Ihr könnt auch andere Reiche nicht mehr zu euren Vasallen machen, außer euer Fraktionsanführer ist Agamemnon.

Euer wichtigstes Handelsgut sind stattdessen die insgesamt fünf Ressourcen: Nahrung, Bronze, Holz, Stein und Gold. Ein neues System, von dem sich die Entwickler viel versprechen. Und ja, darin liegt sehr großes Potenzial für die Zukunft von Total War. In Troy fühlt sich das Ressourcen-Management allerdings noch viel zu unausgereift an, weil die Balance einfach nicht hinhaut.

Jede Stadt liefert eine andere Ressource. In Pherä gibt es Nahrung, Alos bietet Holz, und in Olizon wird Bronze abgebaut. Iolkos fungiert als Hauptstadt der Provinz. Jede Stadt liefert eine andere Ressource. In Pherä gibt es Nahrung, Alos bietet Holz, und in Olizon wird Bronze abgebaut. Iolkos fungiert als Hauptstadt der Provinz.

Das neue System motiviert zwar dazu, die Kriegszüge speziell auf eine Stadt auszurichten, die eine begehrte Ressource abbaut. Aber je länger das Spiel dauert, um so höher türmt sich irgendwann unser Vorrat. Gerade Baumaterial für Häuser (Holz und Steine) häufen sich immer weiter auf. Anders als Bronze und Nahrung (für Einheiten) kosten die Bauressourcen nämlich keinen Unterhalt.

Gegen Ende unserer verfügte nicht nur unser eigenes Reich über wahre Berge aus Rohstoffen, sondern die KI ebenfalls. Da ergab dann auch das ewige Verhandeln um die wichtigsten Ressourcen keinen Sinn mehr. Lediglich Gold hielt sich in den meisten Runden angenehm die Waage.

Allgemein hinterlässt uns Troy als Gesamtwerk dann doch ernüchtert. Die typischen Total-War-Stärken finden sich auch alle hier. Selbst jetzt machen die Schlachten noch viel Spaß, und Runde für Runde das Reich zu vergrößern motiviert. Von den Neuerungen kann aber letztlich nur das Götter-System überzeugen, viele andere Mechaniken fühlen sich unausgereift an. Immerhin leistet sich die KI keine groben Schnitzer wie bei Thrones of Britannia. Um an die besten aller Total-War-Spiele anzuknüpfen, bietet Troy letzten Endes aber einfach zu wenig. Eine allzu böse Überraschung wie die Trojaner und ihr Pferd werdet ihr mit Troy aber sicherlich nicht erleben.

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