Die Geschichte vom trojanischen Pferd kennt jeder. Die griechischen Belagerer verzweifeln an der Belagerung Trojas und ersinnen eine List. Ein Holzpferd voller Soldaten wird als Geschenk getarnt hinter die Mauer geschleust und die Krieger brennen in der Nacht die ganze Stadt nieder. Hütet euch also vor unerwarteten Geschenken! So ein unerwartetes Geschenk ist auch Troy: A Total War Saga. Ein Spiel, in dem es um den trojanischen Krieg geht.
Jetzt auch bei Steam
Seit dem 2. September 2021 ist der Exklusivzeitraum mit Epic beendet und A Total War Saga: Troy damit auch bei Steam verfügbar. Im ersten Monat gibt es dort 25 Prozent Rabatt auf den ursprünglichen Preis von 50 Euro. Die DLCs sind separat oder als Teil der teureren Mythic und Heroic Editionen verfügbar.
Und gerade dieses Spiel war der erste Serienteil, der direkt bei Release am 13. August 2020 im Epic Games Store 24 Stunden lang verschenkt wurde. Da kann man doch nicht anders als skeptisch zu sein! Zumal es sich um einen sogenannten "Saga-Ableger" handelt. Also einem etwas kleineren Total War, mit denen Creative Assembly gerne mal ein paar Experimente wagt. Das letzte dieser Experimente war Thrones of Britannia - der wohl schwächste Ableger aller Total-War-Spiele (das Online-Kuriosum Arena ignorieren wir ohne schlechtes Gewissen einfach mal).
Grund genug, damit wir mit Argusaugen einen Blick in das mythologische Strategie Spin-off werfen um herauszufinden, ob sich Troy tatsächlich auch als ein trojanisches Pferd entpuppt, oder nicht.
Eine rundenbasierte Odyssee - Die Kampagne
Die Geschichte von Trojas Belagerung befasst sich selbstredend nicht nur mit dem trojanischen Pferd. Bevor es soweit ist, wird die Stadt zehn Jahre lang permanent angegriffen. Unser ganzes Wissen darüber basiert aber häufiger auf den überlieferten Epen des Dichters Homer als auf historischen Tatsachen. Das meiste, was wir über diese Geschichte wissen, entstammt also der Fantasie.
Eine der größten Stärken von Troy liegt aber gerade in der äußerst stimmungsvollen Umsetzung der Illias und anderen homerischen Werken. An allen Ecken können Kenner der antiken Texte kleine Verweise wiedererkennen. Deshalb rekrutieren wir in der Rolle des Odysseus für eine unserer ersten Armeen auch nicht irgendeinen Heerführer, sondern Antiphos. Ein Held aus Homers Odyssee, der nach dem trojanischen Krieg zu Odysseus' Mannschaft gehört und auf seiner Irrfahrt begleitet, bis er schließlich von einem Zyklopen gefressen wird. Schade fanden wir nur, dass sich diese homerischen Helden abgesehen von den Fraktionsanführern optisch nicht von normalen Heroen unterscheiden. Das hat Three Kingdoms noch besser hinbekommen.
Aber immerhin können wir als Odysseus einen Teil seiner Odyssee nacherleben, selbst wenn diese Geschichte ja eigentlich erst nach der Schlacht um Troja stattfand. Doch um den sogenannten homerischen Sieg einzufahren, ist das Abschließen der helden-bezogenen Quests verpflichtend. Anders als in der Vorlage brauchen wir dafür glücklicherweise keine 10 Jahre. Mit etwa 30 Stunden hat die Kampagne selbst mit dieser etwas kürzeren Siegbedingung trotzdem eine passable Länge. Wer auf den Total-War-Sieg spielt, braucht sogar noch deutlich länger. Dort müsst ihr nämlich mindestens 100 Städte erobern oder brandschatzen.
Doch so detailliert die Entwickler auch die Jahrtausende alte Sage wiedergeben, so atmosphärisch die Designs jedes Menüs ausfällt - die Geschichte, die Troy erzählen will, beißt sich häufig mit dem eigentlichen Spiel. Total War bleibt im Grunde seines Herzens nämlich eine Sandbox und die KI hält sich nicht immer an unseren persönlichen Fortschritt.
Bis wir mit Odysseus Armee vor Troja standen, war die Stadt schon längst gefallen und in die Hände unseres Verbündeten Sparta geraten. Erobern mussten wir sie trotzdem, um die Quest noch abzuschließen. Das wirkte alles andere als nachvollziehbar und auch nicht besonders episch, da die legendäre Stadt von Sparta so gut wie nicht verteidigt wurde. Hier hätten wir uns eine größere und stimmungsvollere Endgame-Herausforderung gewünscht.
Diese Herausforderung soll eigentlich der Antagonist bieten, der im Laufe einer Kampagne auftritt. Eine etwa gleichstarke KI-Fraktion der Gegenseite, die nur von uns besiegt werden kann. Aber auch dieses neue System bietet sehr geringen Anspruch. Letztlich besiegten wir unseren Antagonisten auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad ohne Umschweife. Zur Belohnung gab es eine kurze Text-Einblendung: Feind besiegt. Unterwältigend.
Gesegnete Streiter - Die Fraktionen & Götter
Spätestens seit Warhammer gilt für jedes Total War "gesichtslose Fraktionen sind out, heroische Anführer sind der neue Trend". Und wo würde dieser Ansatz besser passen als beim trojanischen Krieg. Immerhin stehen bei Homer Heroen wie Achilles, Hektor oder Agememon sowie die Götter des olympischen Pantheons im Mittelpunkt.
Obwohl sich auf der weitläufigen und optisch wundervoll anzusehenden Kampagnen-Karte dutzende kleine Fraktionen tummeln, stehen uns davon allerdings lediglich acht zur Auswahl. Vier auf Seiten der Trojaner und vier griechische. Die sind dafür was ganz besonderes, ihre Anführer sind nämlich die wohl bekanntesten Akteure aus dem homerischen Epos.
Jeder Held verfügt über mehrere besonderen Fähigkeiten und einzigartige Einheiten. Den Entwicklern gelingt es hervorragend, die Charakteristiken der jeweiligen Helden herauszuarbeiten. Da wir schon bei Three Kingdoms am meisten Spaß mit dem intriganten Cao Cao hatten, haben wir uns auch dieses Mal mit Odysseus für den pfiffigsten Ränkeschmied entschieden. Ein listenreicher (wenn auch etwas orientierungsloser) Held und Erfinder des trojanische Pferdes.
Hier zeigt sich allerdings schnell: Nicht jede einzigartige Fraktionsfähigkeit macht so viel Spaß wie die nächste. Odysseus kann zwar in fremden Städten Unterkünfte bauen und damit in feindlichen Gebieten eigene Einheiten rekrutieren, so wirklich Gebrauch mussten wir davon aber selten machen. Immerhin standen wir fast nie mit einer halbvollen Armee vor der feindlichen Stadt. Im Gegensatz dazu wirkte das Ringen um die Herrschaft von den Brüdern Paris und Hektor oder Menelaos' Option, zerstörte Siedlungen aus der Ferne zu kolonisieren, sehr viel zugänglicher.
Da Troy trotz der mythologischen Vorlage versucht, realistisch zu wirken, sind die Helden zwar stark aber nie übermächtig. Ganz ähnlich verhält es sich auch mit den Göttern. Wir können uns für die Gunst von insgesamt sieben Göttern einsetzen und erhalten dafür spezifische Boni. Eine Option, die wir immer wieder gerne wahrnehmen. Denn jeder Gott bietet ausreichend Vorteile, dass sich die investierten Ressourcen in der Regel auszahlen. Auf der höchsten Stufe beispielsweise besonders mächtige Agenten wie Gorgonen, Satyre oder eine Seherin. Damit hat Troy in unseren Augen sogar eines der lohnendsten Religions-System aller Total Wars.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.