Der 13. Mai 2022 wird für mich wie Weihnachten. Und das hat einen ganz einfachen Grund: mit Evil Dead: The Game erscheint die neueste Adaption eines meiner absoluten Lieblings-Franchises. Und darauf freue ich mich tatsächlich mehr, als auf kommenden Content zu Star Wars, Marvel oder sogar Mad Max - kein Quatsch.
Ja, die Mischung aus Horror und Comedy, mit der Regisseur Sam Raimi 1981 eine kleine Kino-Revolution vollbrachte, ist genau genommen älter als ich selbst. Das mindert aber nicht die Begeisterung, die für den Tanz der Teufel
empfinde. Ganz im Gegenteil: Wie schon bei RoboCop liebe ich den bitterbösen Humor, die handgemachten Effekte und die knallharte Action, die das Kino der 80er-Jahre an den Tag legt. Und dann wäre da natürlich noch das fantastische Schauspiel der B-Movie-Legende Bruce Campbell.
Doch zurück zu Evil Dead: Das neueste Multiplayer-Spiel der World War Z-Macher Saber Interactive macht für mich Fan-Träume wahr. Allerdings habe ich trotz aller Vorfreude ein großes Problem mit dem Titel. Und das, obwohl sogar Bruce Campbell wider aller Erwartungen zurückkehrt, nachdem er Ash Williams eigentlich in den Ruhestand schicken wollte. Denn Evil Dead möchte ich eigentlich alleine erleben und nicht extra Freunde mitbringen.
Falls ihr euch übrigens für den neuesten Film von Regisseur Sam Raimi interessiert: Werft an dieser Stelle doch einen Blick in meine Kritik zu Doctor Strange in the Multiverse of Madness - ganz ohne Spoiler natürlich!
Was für ein Spiel wird Evil Dead?
Evil Dead: The Game wird ein asymmetrisches Multiplayer-Spiel, welches auf Tanz der Teufel, Armee der Finsternis und Ash vs. Evil Dead basiert. Das bedeutet, dass ein Team aus vier Spielern in die Rollen bekannter Charaktere aus den Filmen und der TV-Serie schlüpfen, wie zum Beispiel Ash Williams, Amanda Fisher oder sogar Lord Arthur und Henry the Red.
Das Spielprinzip von Evil Dead lässt sich dabei simpel zusammenfassen: Das Team der Überlebenden kämpft auf recht offenen Maps ums … Überleben und setzt sich dabei gegen allerlei Deadites und untotes Gesocks zur Wehr. Dabei kommen primär Nahkampfwaffen und die besonderen Klassenfähigkeiten der unterschiedlichen Charaktere zur Einsatz, denn Munition ist rar gesät.
Während der Matches gilt es dann, bestimmte Ziele zu erfüllen, wie zum Beispiel das Necronomicon ex Mortis mit einem Kandarischen Dolch abzustechen, um so das Böse in seine Schranken zu verweisen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, denn hier kommt der fünfte Spieler von Evil Dead: The Game zum Zug.
Der kämpft nämlich nicht für die Überlebenden, sondern aktiv gegen sie. In der Rolle des Kandarischen Dämons - übrigens inklusive der ikonischen Raimi-Kamerafahrt - kann Spieler #5 so unter anderem Fallen auslegen, besondere Deadites ins Rennen schicken, prügelfreudige Bäume steuern oder sogar die Kontrolle über dicke Boss-Brocken übernehmen - wie zum Beispiel Evil Ash, Eligos oder sogar Henrietta. Übrigens müsst ihr nicht zwingend mit einem fünften Spieler zocken, es gibt auch einen reinen Koop-Modus.
Und falls bei euch jetzt gerade eine Menge Fragezeichen aufploppen: Ja, Evil Dead: The Game ist definitiv für die Fans seiner Vorlage gemacht, dürfte aber auch unabhängig davon bei Multiplayer-Spielern einen Nerv treffen.
Für wen ist das interessant?
Wer Evil Dead kennt und liebt, kommt um Evil Dead: The Game nicht herum. Bei dem Multiplayer-Titel von Saber Interactive handelt es sich nämlich um eine offizielle Adaption der Film- und Fernsehvorlage, die Elemente aus den drei Hauptfilmen und auch der TV-Serie Ash vs. Evil Dead aufgreift. Nur das Kino-Reboot von Regisseur Fede Álvarez (Don’t Breath) aus dem Jahr 2013 scheint zumindest aktuell keine Rolle zu spielen. Eine Schande, ich weiß.
Wie bei zahlreichen Spieladaptionen kann ich aber niemanden eine gewisse Grundskepsis gegenüber Evil Dead verübeln. Immerhin sind Spiele zu Filmen oder TV-Serien beinahe berüchtigt dafür, bei Fans und Kritikern regelmäßig durchzufallen - Ausnahmen bestätigen natürlich die Rede. Und auch Evil Dead ist davon nicht gefeit, handelt es sich bei dem Titel immerhin nicht um den ersten Versuch, den Tanz der Teufel auf PC und Konsolen zu bringen.
Ganz passend zum Thema gehen wir in unserem Podcast auf GameStar Plus übrigens auf das umgekehrte Problem ein: Warum Verfilmungen von Videospielen so oft scheitern. Hört am besten einfach mal selbst rein:
Doch bei Evil Dead: The Game scheinen nun Entwickler involviert zu sein, die wirklich etwas von der Materie verstehen. So strotzen bis dato veröffentlichte Trailer und Gameplay-Szenen nur so vor Anspielungen und Elementen, die direkt aus der Vorlage stammen könnten. Für das Spiel konnte man beispielsweise nicht nur B-Movie-Legende Bruce Campbell begeistern, sondern unter anderem auch die Nachwuchs-Ghost Beater
Ray Santiago (Pablo) und Dana DeLorenzo (Ash vs. Evil Dead).
Evil Dead: The Game kratzt hier aber nicht nur an der Oberfläche, sondern setzt sogar ziemlich gewieft und kreativ Elemente der Vorlage um. So werden beispielsweise Jumpscares zum aktiven Spielelement, die der Kandarische Dämon in Loot- und Waffenkisten verstecken und so den Überlebenden einen fiesen Schrecken einjagen kann.
Sinn und Zweck davon ist aber nicht nur, Ash und Co. zur Weißglut zu bringen: die Angst
der Überlebenden spielt nämlich ebenfalls eine Rolle. Steigt die eines Charakters zu sehr, kann dieser vom Bösen korrumpiert und eine Gefahr für seine Freunde darstellen - eben wie in der Vorlage zum Spiel.
Doch auch Fans von Horror- und Multiplayer-Spielen, die mit Evil Dead so gar nichts am Hut haben, sollten zumindest einen Blick auf die Adaption von Saber Interactive riskieren. Denn das Entwicklerstudio von Titeln wie World War Z oder Killing Floor 2 bewies bereits in der Vergangenheit ein Händchen für Koop-Spiele, in denen mit Blut oder Horrorelementen nicht gegeizt wird.
Jetzt erweitert Saber Interactive aber ein klein wenig seinen Horizont, indem Evil Dead: The Game (wahlweise) kein klassisches Koop-Gemetzel wird, sondern auf ein asymmetrisches Mehrspieler-System à la Dead by Daylight, Evolve oder den PvP-Modus von Left 4 Dead zurückgreift. Eine Nische in einer Nische, die aber definitiv eine gewisse Kern-Community zu begeistern weiß.
Warum ist das kein reinrassiges Singleplayer-Spiel??!
Ja, ich weiß. Das klingt alles nach einem ziemlich vielversprechenden Multiplayer-Spiel, welches auch absolute Evil Dead-Laien begeistern könnte. Gerade World War Z spiele ich immer noch regelmäßig im Freundeskreis, während ich weiterhin auf die Ankündigung einer Fortsetzung oder zumindest eine zweite Map für den Hordenmodus hoffe.
Doch so sehr ich mich auch auf Evil Dead freue, nagt ein Gedanke wie ein ausgehungerter Deadite an mir: Würde das nicht als klassische Singleplayer-Erfahrung sehr viel besser funktionieren? Dabei denke ich an einen Horror-Titel in bester Resident Evil- oder Dead Space-Manier - die ja teilweise auch mit optionalen Koop-Elementen daherkommen. Verdammt, wie cool wäre denn eine richtige Einzelspieler-Kampagne, die die Geschichte der Filme und der TV-Serie fortführt und in der Bruce Campbell sich so richtig austoben darf?
Mit der Treue zur Vorlage, Detailverliebheit und Original-Darstellern der Vorlage wirkt Evil Dead in seiner aktuellen Form auf mich so, als würde es sein Potenzial nicht so richtig ausschöpfen. Zwar will Saber Interactive das am 13. Mai erscheinende Spiel auch Singleplayer-Fans schmackhaft machen, diesbezüglich gibt es aber so kurz vor Release noch beunruhigend wenig Details. Mit recht viel mehr als ein paar sporadischen Missionen an der Seite semi-hilfreicher KI-Kameraden rechne ich eigentlich nicht.
Klar, der Fokus von Evil Dead liegt ganz woanders. Saber Interactive möchte Fans von asymmetrischen Multiplayer-Spielen begeistern. Doch das Risiko, in dem doch recht speziellen Genre Anklang zu finden, ist nicht zu unterschätzen. Nach Evolve versuchten sich auch Titel wie Resident Evil Resistance oder Freitag, der 13. daran - der Erfolg ließ oft zu wünschen übrig. Und ob Evil Dead mit dem Genre-Platzhirsch Dead by Daylight (auch langfristig) mithalten kann, muss sich erst zeigen. Mehr dazu übrigens im Text von Horror-Spezi Dennis:
Ich würde es Saber Interactive definitiv wünschen. Und das alleine aus dem Grund, damit Evil Dead niemals in der Versenkung verschwindet. Ich musste schon die Einstellung von Ash vs. Evil Dead verkraften und neben dem neuen Kino-Reboot Evil Dead: Rise liegt meine Hoffnung jetzt auf einem neuen Spiel, das in meinem Auge in einem anderen Genre viel besser aufgehoben wäre.
Guckt euch nur mal an, wie genial Ash vs. Evil Dead war:
Auf was wir uns freuen und was offen bleibt
Stärken von Evil Dead
- Die Liebe zur Vorlage: Dass die Macher von Evil Dead: The Game Ahnung von der Materie haben, ist schon vor Release deutlich spürbar. So bringt Saber Interactive nicht nur ein paar meiner Lieblings-Darsteller zurück, sondern stopft das Spiel mit Anspielungen und Elementen der Vorlage vor, wie ein Deadite sich selbst mit dem Blut seiner Opfer. Evil Dead: The Game ist für mich alleine aus dem Grund schon einen Blick wert, um den Schmerz durch die Einstellung von Ash vs. Evil Dead zu lindern.
- Die Darsteller: Schon mit der Rückkehr von Bruce Campbell als Ash Williams allein wäre ich komplett glücklich gewesen. Saber Interactive gibt sich damit jedoch nicht zufrieden und bringt für Evil Dead ein paar der prominentesten Darsteller aus den Filmen und der TV-Serie zurück. So unter anderem Dana Delorenzo (Kelly aus Ash vs. Evil Dead), Marcus Gilbert (Arthur aus Armee der Finsternis) oder Ellen Sandweiss (Cheryl aus Tanz der Teufel). Groovy.
- Die spielerische Vielfalt: In Evil Dead kann ich schießen, prügeln, Fahrzeuge fahren oder sogar Dämonen beschwören und kontrollieren - je nachdem, auf welcher Seite ich stehe. Verschiedene Klassen und Charaktere dürften ebenfalls Abwechslung ins Spielgeschehen bringen. World War Z derselben Entwickler lud auf ähnliche Weise zum fröhlichen Rumprobieren ein.
- Das Multiplayer-Know-how: Saber Interactive hat unter anderem mit World War Z und Killing Floor 2 bereits zwei Multiplayer-Spiele herausgebracht, die auch langfristig ihre Spieler begeistern konnten. Und auch Evil Dead macht in dieser Hinsicht einen guten Eindruck, was spielerische Vielfalt und Tiefgang angeht. Das Studio hinter dem Spiel versteht also sein Handwerk und man darf optimistisch sein.
Was bisher noch unklar ist
- Die Story: Evil Dead will eine Geschichte erzählen, die zahlreiche altbekannte Helden und Schurken des Franchises miteinander vereint. Ob und wie die im Zuge hektischer Multiplayer-Matches mit durcheinander quasselnden Mitspielern zum Tragen kommt, ist fraglich. Aus persönlicher Erfahrung kann ich beispielsweise berichten, dass ich noch immer keine Ahnung hab, um was es in Borderlands eigentlich gehen soll. Eine was aufmachen?
- Das Balancing: Gerade bei asymmetrischen Multiplayer-Spielen ist es eine besondere Herausforderung, für gutes Balancing zu sorgen. So besteht auch bei Evil Dead die Gefahr, dass ein eingespieltes Team mit dem Kandarischen Dämonen den Boden aufwischt - oder eben umgekehrt. Ob bei Evil Dead das Balancing gelingt, wird sich aber erst in den Wochen und Monaten nach Launch zeigen.
- Die Langzeitmotivation: Ja, Evil Dead wird nach Launch mindestens einen Season Pass erhalten. Konkrete Details zu dessen Inhalt gibt es aktuell nicht. Doch auch das Basisspiel sollte seine Fans lange genug bei Laune halten. Da Evil Dead mit 40 Euro kein Vollpreisspiel wird, bleibt aktuell noch offen, wie viel Content letztendlich in der Launch-Version steckt.
- Der Singleplayer-Content: Evil Dead spricht klar und deutlich ein Multiplayer-Publikum an. Trotzdem will Saber Interactive
irgendwie
auch Solo-Spieler begeistern. Diesbezüglich bin ich als alteingesessener Singleplayer-Fan allerdings skeptisch. Saber Interactive wäre eventuell besser damit beraten, sich klar und deutlich für ein Publikum zu entscheiden und so keine etwaige Hoffnungen zu enttäuschen.
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