Wohin die Reise mit GTA 6 geht, wissen wir momentan nicht. Bis dato wurde der nächste große Rockstar-Titel noch nicht einmal offiziell angekündigt. Dennoch glauben viele Fans an eine Rückkehr nach Vice City und jedes neu aufschlagende Gerücht scheint darauf aufzubauen. Doch warum eigentlich genau Vice City?
Letztes Update: 13. April 2021
Neu: GTA 6 spielt laut Branchen-Insider Tom Henderson nicht in den 80er-Jahren
Im folgenden Artikel klären wir, woher die Gerüchte um das Setting von Grand Theft Auto 6 eigentlich kommt und wie viele darauffolgende »Leaks« diese Idee weitergesponnen haben.
Woher das Gerücht um Vice City eigentlich kommt
Zurückführen lässt sich das Gerücht um Vice City als Schauplatz für GTA 6 auf den berüchtigten »Project Americas-Leak« vom Juli 2019. Dieser angebliche Leak zog in der Videospielbranche enorme Kreise, während zahlreiche darauffolgende Gerüchte bis heute darauf aufbauen.
Was behauptet der »Project-Americas-Leak«? Kern des angeblichen Leaks ist eine Rückkehr nach Vice City, während es aber noch in weitere Städte wie Liberty City oder Orte basierend auf Rio de Janeiro oder Kuba geht. Dabei soll der Spieler in die Rolle des aufstrebenden Drogenbarons Ricardo schlüpfen und so die Gangster-Karriereleiter nach oben klettern.
Die Geschichte selbst sei demnach in den 1970er- bis 80er-Jahren angesiedelt und unter anderem von der Netflix-Serie Narcos inspiriert. Außerdem soll eine ähnliche Kapitelstruktur wie in Red Dead Redemption 2 verfolgt werden, während es darüber hinaus ein komplexes Wetter- und Wirtschaftssystem gibt.
Wie glaubwürdig ist der »Project-Americas-Leak«?
Unstimmigkeiten beim Leak selbst: An der Glaubwürdigkeit des »Project-Americas-Leaks« darf guten Gewissens gezweifelt werden. So existieren nicht nur einige Ungereimtheiten bezüglich der Informationen selbst (GTA 6 befände sich seit 2012 in Entwicklung, während Narcos erstmals 2015 ausgestrahlt wurde), ebenso ist die Quelle selbst ziemlich undurchsichtig.
Die Gerüchte um Project Americas basieren nämlich auf eine Post des Reddit-Users JackOLantern1982, der eigenen Aussagen zufolge »Freunde bei PCGamer, Kotaku sowie Rockstar Games« hätte. Indizien für Entwicklerkontakte oder eine Insider-Vorgeschichte ließen sich dem Profil des Users allerdings nicht entnehmen, welches seitdem längst gelöscht wurde.
Und auch die angebliche Bestätigung eines zweiten »Leakers« blieb vergleichbar fadenscheinig: Der User gfk53 behauptete, die angeblichen Infos zu verifizieren, doch auch dieses Profil erwies keine nennenswerten Anhaltspunkte, die für die Glaubwürdigkeit sprechen würden.
Branchen-Insider widersprechen: Wenig später, nachdem der »Project-Americas-Leak« große Wellen im Internet geschlagen hatte, meldete sich sogar Enthüllungsjournalist und Branchen-Insider Jason Schreier zu Wort: Ihm zufolge sei eine detaillierte Stichpunktliste voller atemberaubender Gameplay-Details der beste Hinweise darauf, dass es sich bei derartigen Gerüchten um einen Fake handle.
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Im April 2021 meldete sich dann zusätzlich Tom Henderson zu Wort, der in der Regel für seine Einblicke in Themen wie Call of Duty und Battlefield bekannt ist. Nachdem Henderson bereits im Januar die Behauptung bezüglich GTA 6 aufstellte, dass es zwei spielbare Charaktere geben würde (einer männlich, der andere weiblich) äußerte er sich jetzt zum Setting des Spiels.
Demnach würde GTA 6 nicht in den 80er-Jahren spielen, sondern stattdessen ein »modernes Setting« aufgreifen. Und das widerspricht natürlich einem integralen Bestandteil des Project-Americas-Leak - auch wenn eine Rückkehr nach Vice City so nicht völlig ausgeschlossen wird.
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Wie neue »Leaks« auf dem Gerücht aufbauten
Trotz berechtigter Zweifel an der Glaubwürdigkeit des »Project-Americas-Leaks« reißen Gerüchte um ein Vice-City-Setting für GTA 6 nicht ab. Ein Grund dafür ist, dass viele angebliche Leaks, die darauf folgten, dieselbe Idee weitergesponnen haben.
So gab es beispielsweise diverse Map-Mockups oder Posts auf Reddit, Twitter, GTAForums, YouTube und Co, welche in dieselbe Kerbe wie Project Americas schlagen - mal aus mehr, mal aus weniger verlässlicher Quelle. Anfang 2021 sprach sich so beispielsweise auch der Insider LegacyKillaHD auf Twitter für die Glaubwürdigkeit von Project Americas aus.
Wirklich verwundern sollten die schier endlosen Gerüchte und angeblichen Leaks um GTA 6 und eine Rückkehr nach Vice City jedoch niemanden. Spieler und Fans begeistern sich allgemein sehr für das Drogenkartell-Setting und die 80er-Ära - wie zum Beispiel auch ein Reddit-Trend um unzählige Fake-Logos bewies.
Das spiegelte sich aber nicht nur in den Fan-Foren wieder, sondern auch in unseren eigenen Umfragen: Vice City, Südamerika und Mexiko wären (neben London) allesamt Schauplätze, die ihr in GTA 6 gerne erkunden würdet.
Und natürlich erfreute sich auch die Fan-Theorie größter Beliebtheit, dass GTA 6 auf den unbestritten gewieften Titel »GTA VI(CE)« setzen würde. Alleine dafür sollte Rockstar zumindest in Erwägung ziehen, beim nächsten Grand Theft Auto wieder Vice City in den Fokus zu rücken. Doch wenn man dem GTA-5-Darsteller Ned Luke Glauben schenken darf, existiert so etwas wie ein Rockstar-Leak erst gar nicht.
Unabhängig davon wären dann noch die vermeintlichen Hinweise von Rockstar selbst, die die Spekulationen um eine Rückkehr nach Vice City nur befeuerten. Wie es zu den unzähligen GTA-6-Gerüchten kommt, haben wir übrigens bereits in einer umfangreichen Plus-Reportage geklärt:
Wie Rockstar selbst die Vice-City-Gerüchte anheizte
Noch lange vor dem angeblichen Project-Americas-Leak und den unzähligen Spekulationen um Vice City, äußerte sich Rockstar-Mitbegründer Dan Houser bereits zum Setting von GTA 6 beziehungsweise in welchem Szenario sich der Titel nicht abspielen wird: Er erklärte, dass GTA 6 nicht in der »Trump-Ära« spielen soll. Daraus lässt sich schließen, dass sich GTA 6 wohl nicht wie GTA 5 in den 2010 bis -20ern wiederfindet.
Das weist natürlich nicht auf ein potentielles Vice-City-Setting in den 80ern hin - schließt es aber zumindest nicht aus. Dennoch gibt es zumindest ein paar Hinweise, die das Entwicklerstudio wahrscheinlich mit Hintergedanken, aber eventuell auch nicht immer beabsichtigt gestreut hat:
Der Rockstar-Stuntman
Anfang 2020 zeigte sich Stuntman Tim Neff auf Instagram im Motion-Capture-Anzug und mit Requisiten, die Schusswaffen aus den 80er-Jahren ähnelten. Die Bilder wurden daraufhin schleunigst entfernt und Tim Neffs Profil zwischenzeitlich auf privat geschaltet.
Dadurch vermuteten Fans, dass Rockstar-Veteran Neff zu diesem Zeitpunkt für Motion-Capture-Aufnahmen zu GTA 6 vor der Kamera stand. Und ebenso, dass Rockstar hier eingeschritten ist, damit die Bilder nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Das Internet war jedoch schneller und schlussfolgerte, dass es sich hierbei um eine Bestätigung des 80er-Jahre-Drogenkartell-Settings handeln könne.
Drei Jahre zuvor rankten sich bereits Gerüchte um Tim Neffs Beteiligung an GTA 6, denen der Stuntman jedoch persönlich auf Twitter widersprach:
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Ingame-Hinweise in einer Rennstrecke?
So entdeckten Fans im März 2020, dass die Geographie der Height-of-Society-Strecke verdächtig der realen von Nord- und Südamerika ähnelt. Viele Spieler wollen dabei schlichtweg nicht daran glauben, dass es sich dabei um einen reinen Zufall handeln könnte. Denn bei einer Firma wie Rockstar »würden keine Zufälle passieren«.
»Versehentlicher« Social-Media-Post?
In dieselbe Kerbe schlägt ein Instagram-Post vom April 2020. Hier teilte Rockstar Games einen Beitrag von NBAoncourt, der den Basketballspieler Lebron James mit einer Kopie von GTA: Vice City in der Hand zeigte. Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem die GTA-6-Gerüchte um Vice City besonders heiß köchelten.
Hier scheiden sich jedoch die Geister: Während die einen an eine kalkulierte Rockstar-Verschwörung glaubten, gehen andere davon aus, dass es sich hier tatsächlich um ein Posting-Missgeschick handelte. Immerhin blieb der Post nicht lange auf dem Rockstar-Kanal geteilt und es könnte jemandem aufgefallen sein, damit genau den Vice-City-Spekulanten in die Hände zu spielen.
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Vice City Online
Der mit Abstand konkreteste und aussagekräftigste Hinweis darauf, dass Vice City für Rockstar Games noch in irgendeiner Weise von Relevanz ist, stellt eine erst im August 2020 eingerichtete Webdomain dar. Publisher Take-Two registrierte zu diesem Zeitpunkt nicht nur die Website GTA 6, sondern ebenso Vice City Online - präziser gtavi.com und gtavicecityonline.com.
Da das originale Vice City um keinen (offiziellen) Multiplayer verfügte, befeuerte dies natürlich die Spekulationen um das potentielle GTA-6-Setting. Theoretisch wäre es ebenso möglich, dass GTA Online sich in Zukunft mit Vice City eine neue Map erschließt - nicht unähnlich zum Cayo-Perico-Update von Ende 2020.
Der mysteriöse Virgina-Teaser
Zu guter Letzt gäbe es dann noch einen tatsächlichen Ingame-Teaser, der zwar auf GTA 6 anspielt, dafür jedoch nicht auf Vice City: Im Trailer zu The Cayo Perico Heist für GTA Online waren für einen kurzen Moment Koordinaten zu sehen, die auf den realen Bundesstaat Virgina in den US verwiesen.
Über die Satellitenbilderansicht von Google Maps lässt sich nun damit eine Straße finden, die in ihrer Formden römischen Ziffern VI verdächtig ähnlich sieht. Das sorgte natürlich für neue Spekulationen, GTA 6 würde sich in Virginia abspielen.
Wir gehen davon aus, dass Rockstar Games mit diesem kleinen Easter Egg zumindest auf die Tatsache anspielt, dass sich GTA 6 überhaupt in Entwicklung befindet.
Was zu GTA 6 überhaupt offiziell bekannt ist
Ihr fragt euch, was aktuell überhaupt offiziell zu GTA 6 bekannt gegeben worden ist? Ihr habt es vielleicht schon befürchtet, die ernüchternde Antwort darauf lautet: Bis auf Dan Housers Trump-Statement so gut wie gar nichts. Rockstar hat sich bis heute nicht offiziell zu dem nächsten Teil der Grand-Theft-Auto-Reihe geäußert.
Ein indirektes Statement gibt es lediglich von Strauss Zelnick, CEO des Rockstar-Publishers Take-Two: In einem Interview mit GamesIndustry.biz schiffte sich Zelnick recht geschickt um eine Bestätigung von GTA 6 herum. Er ließ lediglich verlauten, dass ein neues Grand Theft Auto dem anhaltenden Erfolg von GTA Online nicht im Weg stehen würde. Stattdessen soll sogar das Gegenteil der Fall sein:
Insider-Prognosen zum Release
Momentan können wir damit lediglich die Prognosen und Berichte etablierter Insider zurate ziehen. So wissen wir eigentlich nur dank eines Reports des Enthüllungsjournalisten Jason Schreier, dass Rockstar aktuell an GTA 6 schraubt. Stand April 2020 sollte sich das Projekt noch in einer »sehr frühen Phase« befinden, einen Termin für die Veröffentlichung oder gar die Enthüllung gäbe es zu diesem Zeitpunkt gar nicht.
Bezüglich des Entwicklungsstatus von GTA 6 herrschte unter Rockstar-Insidern jedoch Uneinigkeit: Bekannte Branchen-Quellen wie zum Beispiel Tez2 oder Yan2295 widersprachen Schreier in dieser Hinsicht und behaupteten, dass die Arbeiten an GTA 6 wesentlich weiter fortgeschritten wären.
Es ist jedoch gut möglich, dass es sich hierbei lediglich um unterschiedliche Auslegungen des Begriffes »frühe Entwicklungsphase« handelt. Denn dass der Release von GTA 6 noch in weiter Ferne liegen soll, darin sind sich Schreier, Tez2 und Co. offensichtlich einig.
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GTA 6 kleiner als GTA 5 und Red Dead Redemption 2?
Im Bericht von Jason Schreier stecken aber noch einige mehr Infos zu GTA 6. Demnach soll Rockstar Games nach der Crunch-Kontroverse um Red Dead Redemption 2 Konsequenzen gezogen haben und deswegen die Arbeitsbedingungen für Entwickler und Co. verbessert haben.
Das Resultat reduzierter Überstunden soll demnach sein, dass GTA 6 zum Launch »moderater« ausfallen wird, während Inhalts-Updates nach der Veröffentlichung das Spiel stetig weiter ausbauen. Im Kotaku-Bericht betont Schreier jedoch, dass die Launch-Version im Falle eine Rockstar-Spiels immer noch »ziemlich groß« sei.
Mit dieser neuen Taktik und einem kleineren Release-Umfang möchte Rockstar laut Schreier vor allem für weniger Stress und Crunch sorgen, indem die Belastung stärker aufgeteilt wird - unter anderem auf die Zeit nach dem Release des Hauptspiels. Doch wie das überhaupt aussieht, wissen wir zum aktuellen Zeitpunkt schlichtweg nicht.
Valentin Aschenbrenner
@valivarlow
Würde ich mich über eine Rückkehr nach Vice City und in die 80er mit GTA 6 freuen? Na klar, warum denn nicht? Völlig ausschließen lässt sich die Möglichkeit zum aktuellen Zeitpunkt ohnehin nicht. Mit GTA 5 haben wir aktuell noch immer ein Grand Theft Auto angesiedelt in der Gegenwart, welches sich selbst Jahre nach Release hervorragend spielt und verdammt gut gealtert ist.
Ebenso wird GTA Online weiterhin mit neuen Updates befeuert, sodass auch hier keine Langeweile aufkommen würde. Es wäre also nur der nächste logische Schritt für Rockstar, sich mit GTA 6 wieder in eine andere Ära aufzumachen - vor allem im Anbetracht des Statements von Dan Houser.
Bezüglich der Project-Americas-Leaks sollten sich Fans jedoch nicht zu früh freuen. Die angeblichen Gameplay-Details klingen selbst für Rockstar-Verhältnisse ambitioniert beziehungsweise zu schön, um wahr zu sein. Außerdem sollte man hier nicht außer Acht lassen, dass sich die Vice-City-Gerüchte in den letzten Jahren zum Selbstläufer entwickelten.
Denn wie GTA 6 letztendlich aussehen wird, weiß momentan nur Rockstar. Bis zur offiziellen Enthüllung und auch danach werden neue Gerüchte und angebliche Leaks kaum abreißen. Umso wichtiger ist es, jeden weiteren, zu dem Thema aufschlagenden Beitrag mit einer gesunden Portion Skepsis zu betrachten. Und das schließt natürlich nicht aus, sich gleichzeitig auf GTA 6 und was auch immer es für ein Spiel wird, freuen zu dürfen.
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