Seite 12: Die 100 besten Story-Spiele aller Zeiten: Von Alan Wake bis Zero Dawn

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Inhaltsverzeichnis

6. Bioshock

Entwickler: Irrational Games | Genre: Ego-Shooter | Release: 21. August 2007

Michael Graf: Wenn ich gemein wäre, und das bin ich zuweilen, dann könnte ich Bioshock - wie auch Knights of the Old Republic - den »Sixth Sense«-Effekt unterstellen: Wenn man den einen, großen Twist kennt, ist die Geschichte abgehakt. Klar, ich kann es dann nochmal durchspielen mit Argusaugen nach den Stellen fahnden, an denen besagte Wendung bereits Stunden vorher angedeutet wurde, und dann kann ich meine Hand zur Stirn flitzen lassen und krächzen: »Bei der Geldbörse von Ayn Rand, wie konnte ich das nicht bemerken?!« Aber das war’s dann.

Mehr als ein Twist

Nein, das war’s eben nicht. Der Twist mag der Höhepunkt von Bioshock sein, meisterhaft ist aber, wie ihn das Spiel aufbaut, indem es sein ganzes Setting darauf ausrichtet: Rapture, dieses libertäre Unterwasser-Utopia, das Freiheit und Individualismus über alles erhebt, und dessen Bewohner sich im hyperkapitalistischen Wettbewerbsrausch schließlich gegenseitig die plasmid-mutierten Fäuste in die Schädel donnern.

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Mittendrin Charaktere wie Sander Cohen, der Künstler, für den Kunstfreiheit zugleich die Freiheit bedeutet, Leben zu nehmen. Oder Dr. Steinmann, der Chirurg, der sein Schnittwerk als göttliche Berufung versteht, die Menschheit umzugestalten. Oder Brigid Tenenbaum, die Auschwitz-Überlebende, die mittels Gentechik jene Übermenschen erschaffen will, von denen einst ihre KZ-Wärter träumten.

Und über allem schwebend das Motiv der Freiheit. Die Freiheit, alles zu tun, im wahrsten Sinne zügellos und eloquent gepredigt vom Rapture-Gründer Andrew Ryan bei der famosen Tauchfahrt zum Spielbeginn sowie später in Audiologs: »Was unterscheidet einen freien Mann von einem Sklaven? Geld? Macht? Nein, der Freie hat die Wahl, der Sklave gehorcht.« Wenn das keine aktuellen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen widerspiegelt, weiß ich auch nicht.

Das erste Bioshock gehört zu den besten Spielen, die wir je gespielt haben, und verteidigt diese Stellung auch nach vielen Jahren:

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Keine Freiheit? Klar!

Wir haben seinerzeit im Bioshock-Test kritisiert, dass just diese Wahlfreiheit im Spiel selbst nicht besteht: Bioshock ist ein linearer Ego-Shooter mit linearer Handlung, und das hat seinen Grund. Denn der erwähnte Twist erklärt genau das: Ich selbst hatte gar keine Wahl - ein fantastischer Kommentar auf Spielmechanik, ganz ähnlich wie in Spec Ops: The Line.

Wenn ich Bioshock kritisieren muss, dann für alles, was danach kommt. Ein uninspirierter Bosskampf und ein Ende, das meine Entscheidung, die Little Sisters auszubeuten oder zu verschonen, arg vereinfacht beziehungsweise überinterpretiert: Weil ich im Überlebenskampf kleine Mädchen zu meinem eigenen Vorteil ausgesaugt habe, bin ich direkt ein kriegslüsterner Atomdiktator? Hm.

Einlassen würde ich mich übrigens auf die Diskussion, ob Bioshock Infinite nicht sogar eine noch bessere, vielschichtigere Geschichte spinnt, erst recht im DLC-Zweiteiler Seebestattung, der alle Bioshocks zum Gesamtwerk verbindet. Allerdings vermittelt Infinite seine Hintergründe kryptischer, erst recht für Leute wie mich, die keine tiefere Ahnung vom amerikanischen Exzeptionalismus und seinen Vormachtsmotiven haben.

Das erste Bioshock erzählt direkter und dank des erzählerisch und spielmechanisch sinnigen Twists für mich auch eleganter. Wärt ihr so freundlich, mir nicht zu widersprechen?

Platz 6: Bioshock - »Alles, was bis zu diesem einen Punkt passiert, ist einfach super« Video starten PLUS 10:40 Platz 6: Bioshock - »Alles, was bis zu diesem einen Punkt passiert, ist einfach super«

Trivia:

  • Während der Entwicklung hat Irrational Games mehrere alternative Schauplätze für Bioshock verworfen, darunter eine Raumstation voller Aliens und ein Nazibunker auf einer Tropeninsel.
  • Bei internen Tests kassierte Bioshock ein Jahr vor Release eine vernichtende Note: 2 von 10 Punkten. Die Testerinnen und Tester fanden das Spiel zu verwirrend, wie einen schlechten Half-Life-Abklatsch. Das Team war am Boden zerstört, doch je weiter sie das Spiel polierten, desto höher kletterten schließlich auch die internen Bewertungen.

5. Fallout: New Vegas

Entwickler: Obsidian Entertainment | Genre: Rollenspiel | Release: 20. September 2011

Natalie Schermann: Ich habe mittlerweile schon so oft von Fallout: New Vegas geschwärmt - und tue es hier erneut. Denn der Obsidian-Ableger der Reihe ist mein liebster Rückzugsort und ich kehre jedes mal gerne in die Postapokalypse der Mojave-Wüste zurück. 

Grund dafür sind die spannenden Geschichten, die mir das Spiel bietet. Ob ich mich von einer Omi-Gang mit Nudelhölzern verprügeln lasse, Ghoule (fast) ins Welltall schieße, im Vault 11 einem grausamen Opferritual auf den Grund gehe oder meine ganzen hart erklauten Kronkorken im Black Jack verspiele: New Vegas bietet mir genug Freiraum, mein ganz eigenes und individuelles Abenteuer zu erleben. 

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Aber auch die Hauptstory bietet mir unheimlich viel Freiheit. Es geht ausnahmsweise mal nicht um die Rettung der Welt oder die Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen Gut und Böse. Es geht um mich. Meine persönliche Rachegeschichte, nachdem mir Blei in den Kopf gejagt wurde. Und so beginnt meine Odyssey durch Nevada. 

Fallout: New Vegas sitzt mir nicht ständig im Nacken, um vorzugeben, wohin ich denn als nächstes soll. Stattdessen schlendere ich mehr oder weniger gezielt durch die Wüste, stöbere durch den Privatbesitz unterschiedlichster NPCs, schleiche mich an Supermutanten und Ghouls vorbei oder erledige Aufträge für die zahlreichen Fraktionen. 

Ich kann mich zudem zu jedem Zeitpunkt entscheiden, in welche Richtung ich das Spielgeschehen lenken möchte und wie sich die Welt und ihre Gesellschaft verändern soll. Lasse ich mich von der Grausamkeit von Ceasar’s Legion beeindrucken? Kann ich über die fragwürdige Vergangenheit der White Glove Society hinwegsehen? Schließe ich mich vielleicht mit dem ominösen Mr. House zusammen? Und wenn mir all die Optionen immer noch nicht zusagen, kann ich das Ding auch einfach alleine durchziehen!

Selbst außerhalb der vorgegebenen Geschichten bietet mir Fallout: New Vegas unglaublich viel Story. Für mich ist es das perfekte Kopfkino-Spiel, weil mich das Setting und das Environmental Storytelling derart fasziniert, dass ich mich immer tiefer in der Lore und dem Setting verliere, immer mehr Details zusammensetze und mir immer weitere Geschichten zusammenspinne. In Fallout: New Vegas steckt einfach so viel für Rollenspiel-, Open World- und Story-Fans. Ein verdienter fünfter Platz!

Platz 5: Fallout New Vegas - »Mir fallen nicht viele Spiele ein, die das geschafft haben« Video starten PLUS 9:32 Platz 5: Fallout New Vegas - »Mir fallen nicht viele Spiele ein, die das geschafft haben«

Trivia:

  • Schauspieler Matthew Perry (bekannt als Chandler Bing aus Friends) ist ein riesiger Fallout-Fan und zog sich beim Spielen das Karpal-Tunnel-Syndrom zu. Da führte dazu, dass ihm Bethesda die Rolle des Benny in New Vegas anbot. 
  • In den Spieldaten wurden Hinweise auf einen NPC mit dem Namen »Vault 11 Survivor« gefunden. Ursprünglich war wohl geplant, dass der Spieler diesen nach den Ereignissen in Vault 11 außerhalb des Bunkers antreffen könnte.

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