Seite 29: Die 300 besten PC-Spiele: Das große Ranking

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Inhaltsverzeichnis

20. Deus Ex

Entwickler: Ion Strom
Publisher: Eidos Interactive
Erschienen: August 2000

Nils Raettig: Der erste Teil der Deus-Ex-Reihe hat gute Chancen, es in meine persönliche Top 3 der besten Spiele aller Zeiten zu schaffen - nicht umsonst ist es eines der wenigen Spiele, von denen ich noch die Originalverpackung besitze. Und damit ist natürlich keine DVD-Hülle mit einem kleinen Zettel mit Produkt-Key gemeint, sondern ein guter, alter (und relativ großer) Pappkarton, auf dem J.C. Denton verheißungsvoll und mysteriös hell erleuchtet in den nächtlichen Großstadthimmel schaut.

Dass ich eine so hohe Meinung von dem Spiel habe, hat es vor allem seiner viel zitierten spielerischen Freiheit zu verdanken. Sie hat mich sogar dazu gebracht, daran zu glauben, dass ich ein offensichtlich geskriptetes Ereignis vielleicht doch noch verhindern könnte, wenn ich mich nur geschickt genug anstelle. Bereits die Berichterstattung der GameStar vor dem Release hat mich mehr als neugierig auf das Spiel gemacht, endgültig überzeugt war ich dann von der passenden Demo in der Ausgabe 08/2000. Anhand des Tutorials und vor allem der ersten Mission rund um die Freiheitsstatue in New York konnte ich herrlich mit den verschiedenen Spielweisen herumexperimentieren.

Aus heutiger Sicht wirkt die Freiheit des Spiels vermutlich weniger groß, da wir in relativ vielen Titeln zwischen verschiedenen Vorgehensweisen wie dem klassischen Frontalangriff und versteckten Nadelstichen aus dem Hinterhalt wählen oder Türen sowohl per Code als auch mit Gewalt öffnen können. Das dürften wir aber durchaus auch dem Erfolg von Deus Ex zu verdanken haben. Ebenfalls ein Highlight des Spiels: Die Geschichte mit all ihren Verschwörungen und Wendungen sowie die Atmosphäre. Technisch ließ Deus Ex zwar bereits für damalige Verhältnisse etwas zu wünschen übrig, aber die Musik und vor allem die (vertonten) Dialoge haben einen großen Teil dazu beigetragen, dass ich mich kaum vom Spiel lösen könnte.

Trivia:
- In Deus Ex tragen viele Spielfiguren Sonnenbrillen. Ob sich die Entwickler da vom großen Erfolg des etwa ein Jahr zuvor in Deutschland angelaufenen Kinofilms Matrix haben beeinflussen lassen?
- Die Demo zu Deus Ex war ganze 223 MByte groß. Damit hat sie etwa ein Drittel des Speicherplatz der GameStar-Demo-CD belegt.

Deus Ex im GameStar-Test


19. Splinter Cell

Entwickler: Ubisoft Montreal, Ubisoft Shanghai
Publisher: Ubisoft
Erschienen: November 2002

Petra Schmitz: Kombayn Nikoladze, so heißt er, der erste Gegner von Sam Fisher. Und der will - wie es offenbar bei Videospielschurken aus dem Osten so üblich ist - den dritten Weltkrieg auslösen. Das ist allerdings das Unspektakulärste am ersten Splinter Cell. Die Schleich-Action rund um den NSA-Agenten Sam Fisher punktet 2002 durch ihre Grafik (obwohl es ein Konsolenport ist) und durch tolle Verzahnung von Leveldesign, Gadgets und Heldenbeweglichkeit.

Sam Fisher trägt schwarz, damit er in der Dunkelheit nicht gesehen wird. Außerdem trägt er ein Nachtsichtgerät, damit er in der Dunkelheit besser sehen kann. Er ist wendig wie eine Katze, er hangelt sich an Rohren entlang, er klemmt sich mit einem Spagatsprung zwischen zwei Wände, er weicht Gegnern unbemerkt aus - er tötet, wenn es sein muss. Er muss im Alleingang den dritten Weltkrieg verhindern und das tut er mit einer Eleganz, die ihresgleichen sucht.

Nach den Dark-Project-Spielen ist Splinter Cell die nächste Reihe, die konsequent auf Schleicherei setzt und Sam und Garrett verbindet mehr als nur die Liebe zur Dunkelheit und das praktische Light-Meter, das die Sichtbarkeit der Helden verrät. Die beiden haben auch einen ähnlich trockenen Humor. Diese Kombination begeistert mich nach wie vor. Hey Ubisoft! Was ist nun mit einem neuen Splinter Cell? Michael Ironside steht als Sprecher wieder zur Verfügung!

Trivia:
- Seit 2012 wurschtelt Ubisoft an einem Splinter-Cell-Film rum. Die Hauptrolle sollte damals Tom Hardy übernehmen.
- Bis einschließlich Splinter Cell: Conviction sprach Michael Ironside den englischen Sam. Dann wechselte Ubisoft auf einen jüngeren Schauspieler, der auch die MoCap-Aufnahmen stemmen konnte. Grund für den Wechsel dürfte aber auch Ironsides Krebserkrankung gewesen sein.

Hall of Fame: Tom Clancy's Splinter Cell


NEU

18. Diablo 2: Resurrected

Entwickler: Vicarious Visions
Publisher: Activision Blizzard
Erschienen: September 2021

Markus Schwerdtel: Eine große Frage bei Fachjournalisten wie uns ist immer: Lesen die Hersteller eigentlich, was wir hier so schreiben? Ändert sich etwas, wenn wir Missstände anprangern und Forderungen stellen? Dank Diablo 2: Resurrected weiß ich jetzt: Ja, zumindest bei Blizzard wird jeder GameStar-Buchstabe gelesen und beherzigt. Kaum wünsche ich mir in unserer Liste mit den 250 besten PC-Spielen eine Neuauflage von Diablo 2, da liefern die Kalifornier auch schon Diablo 2: Resurrected! Gut, bis zum Release dauert es nach meinem Wunsch noch knapp drei Jahre, aber dafür hat sich im Spiel ja auch jede Menge getan.

Blizzard programmiert Diablo 2 nicht komplett neu, Resurrected ist kein Remake, sondern ein Remaster. Folglich werden die ohnehin schicken Zwischensequenzen neu gerendert, der Soundtrack gründlich überarbeitet und im eigentlichen Spiel wirken die Dungeons dank neuen Effekten und hoher Auflösung gleich nochmal so gruselig. Wir erinnern uns: Im Original war bei 800x600 Schluss, und das auch nur mit dem Addon Lord of Destruction bzw. dem gleichzeitig erschienenen Patch. Was jedoch gleich geblieben ist, sind die Animationen, die über 20 Jahre nach dem Debut ganz schön hüftsteif wirken.

Auch unter der Haube hat sich – zum Glück – nicht viel getan. Klar, es gibt es eine Gamepad-Steuerung (die ich übrigens bevorzuge, weil Couch-kompatibel), diverse Komfortfunktionen (Autogold, Gürteltasche, größere Schatztruhe etc.) sowie detailliertere Charakterwerte, doch spielerisch entfesselt Diablo 2: Resurrected die gleiche Suchtspirale wie eh und je. Dieses Spiel ist ein Fest für Serienveteranen und Leute die erst mit Diablo 3 eingestiegen sind und wissen wollen, was vorher war. Ein modernes Action-Rollenspiel ist Diablo 2: Resurrected sicher nicht, ein Meilenstein aber auf jeden Fall.

Trivia:

- Entwickler Vicarious Visions hat mit Konsolenportierungen begonnen, von ihnen stammt etwa die wirklich, wirklich geniale Version von Tony Hawk’s Pro Skater 2 für den Game Boy Advance.
- Vicarious Visions hat Raven Software bei der Entwicklung von Call of Duty: Warzone unterstützt.
- Die Firma hat bis 2011 auch an Guitar Hero 7 gearbeitet, das Spiel wurde jedoch mit dem krachenden Untergang des Musikspiel-Genres eingestellt.

Resurrected im Test: Diablo 2 war noch nie so gut, aber geht trotzdem nicht weit genug


17. Max Payne 2

Entwickler: Remedy Entertainment
Publisher: Rockstar Games
Erschienen: Oktober 2003

Michael Obermeier: »Es regnete, als würde die Welt untergehen, an jenem schicksalhaften Tag im Oktober 2003, an dem Max Payne und ich einmal mehr in den düsteren Höllenschlund von New York City geschleudert wurden.« Klingt dieser Satz für euch auch wie unerträgliches Geschwurbel? Gut, denn genau so geht's mir heute mit dem melodramatischen Gefasel, mit dem der Entwickler Remedy die Story von Max Payne 2 erzählt.

Das war aber nicht immer so, denn 2003 hielt ich die größtenteils in Graphic-Novel-Zwischensequenzen erzählte Film-Noir-Handlung für den Zenit der Spiele-Schreibkunst. Aber damals dachte ich auch, Limp Bizkit wäre die Krone der Musik, also war ich eventuell etwas vorbelastet. Schreiberei hin oder her - Spielerisch begeistert mich Max Payne 2 heute wie damals. Denn Remedy nimmt die sensationellen Bullettime-Schießereien des Vorgängers, macht die aber mit erweiterten Physik- und Partikeleffekten noch »schmutziger«. Selten hat es in Spielen soviel Spaß gemacht, daneben zu schießen - nur um zu sehen, wie dann in Zeitlupe die Fetzen fliegen.

Und auch wenn ich die Wortwahl heute zum Fremdschämen finde, kann ich unmöglich behaupten, dass mich die Story kalt gelassen hätte. Selbst 15 Jahre später spreche ich noch alberne Ingame-TV-Shows wie Lords and Ladies, Address Unknown oder Captain Baseballbat-Boy mit. Und wer weiß, wahrscheinlich würde ich auch heute noch für Mona Sax eine Träne verdrücken.

Trivia:
- Wenn man Max Payne 2 im höchsten Schwierigkeitsgrad durchspielt, überlebt die sonst sterbende Mona Sax das Finale.
- Dass die Monologe von Max Payne etwas dick aufgetragen waren, wusste auch Remedy. Die nehmen sich nämlich im Spiel mit dem TV-Helden Dick Justice selbst auf die Schippe.
- Max Payne hat zwar in allen drei Serienteilen ein anderes Gesicht, die Stimme leiht ihm aber immer Schauspieler James McCaffrey.

Max Payne 2 im GameStar-Test


16. Bioshock

Entwickler: Irrational Games
Publisher: 2K Games
Erschienen: August 2007

Petra Schmitz: Ich habe gerade noch mal nachgeschaut: Laut Metacritic war die GameStar-Wertung mit 87 Punkten für Bioshock die drittniedrigste weltweit. Christian Schmidt und ich hatten triftige Gründe, so zu urteilen, trotzdem gab's einen riesigen Aufschrei bei uns im Forum (und am Telefon, der damalige PR-Verantwortliche in Deutschland rief am Tag gefühlt 20 Mal an, um mit uns zu diskutieren). Leider kann man das nun alles nicht mehr nachlesen, die Umstellung unserer Website hat die fast 1.000 Kommentare zu unserem Bioshock-Test ins Nirvana gespült.

Bioshock ist ungeachtet unserer gut begründeten 87 ein Spiel, das sich tief ins Gedächtnis derer gebrannt hat, die nach Rapture hinuntergetaucht sind. Das Art Design mit all seiner Opulenz, die gleichzeitig faszinierende wie abstoßende Unterwasserwelt, die bizarren Gegner, die Big Daddys, die Little Sisters! Allein die Anfangssequenz (Flugzeugabsturz, Tauchfahrt in die Tiefe) ist herausragend!

Dass das Spiel eigentlich nach der Schlüsselszene ganz anders hätte weitergehen müssen, dass auch die Grafik und die Atmosphäre das zuweilen lahme Spieldesign mit seinen Automaten und dem Sammeln von Krimskrams nicht ordentlich hat kaschieren können und dass der Bosskampf am Schluss einfach nur dumm war? Natürlich. Trotzdem ist Bioshock ein Meilenstein unter den RPG-Shootern, weil er sich traut, unangenehme Fragen zu stellen. Die Antworten bleibt er allerdings schuldig.

Trivia:
-Zu Bioshock erschien 2011 auch ein Roman, der die Vorgeschichte der Unterwasserstadt Rapture erzählt.
-Auch wenn Bioshock wahnsinnig gut aussieht und es wirkt, als können man keinen schlechten Screenshots daraus ziehen, haben Christian und ich etwa einen Tag damit zugebracht, gescheite Bilder für den Test zu machen.

Das erste Bioshock im GameStar-Test


15. The Secret of Monkey Island

Entwickler: LucasArts Entertainment
Publisher: LucasArts Entertainment
Erschienen: Oktober 1990

Nils Raettig: Meine Anfangszeiten als PC-Spieler wurden vor allem durch tolle Adventures von Sierra und LucasArts geprägt. The Secret of Monkey Island gehört selbstverständlich dazu - auch wenn ich gestehen muss, dass ich zu der Zeit oft noch eher meinem großen Bruder beim Spielen zugeschaut habe, als wirklich selbst zu spielen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie beeindruckt ich war, als ich das erste Mal die Übersichtskarte von Melee Island gesehen habe - so nach dem Motto: »Wow, da kann man überall noch hin?!«. Und dann gibt es da ja noch die berühmte Schiffsreise nach Monkey Island, die tollen Rätsel auf der Insel selbst und das große (wenn auch kurze) Finale zurück auf Melee Island!

Wenn es um Monkey Island geht, dürfen außerdem die legendären Beleidigungs-Duelle nicht unerwähnt bleiben. Ich weiß noch, wie ich geprägt durch die Kämpfe in Prince of Persia (siehe Platz 72) und Indiana Jones and the Last Crusade (hat es leider nicht in diese Liste geschafft) beim ersten Duell darauf eingestellt war, Guybrush per Tastatur oder Maus nach links und rechts zu steuern und ihn Schwerthiebe ausführen zu lassen, aber von wegen! Schlagfertige Antworten auf Beleidigungen waren der Schlüssel zum Sieg, wobei die Kämpfe mit einfachen Piraten nur dazu dienten, genug Beleidigungen und Antworten für das finale Duell mit der Schwertmeisterin zu kennen - die gemeinerweise ganz neue Beleidigungen parat hatte.

Weil es The Last Crusade nicht in unsere Liste geschafft hat, erlaube ich mir außerdem noch eine kleine Randnotiz dazu: Indiana Jones und der letzte Kreuzzug war mein erstes eigenes PC-Spiel. Weil mein Taschengeld im Alter von neun Jahren nicht allzu üppig ausgefallen ist, habe ich es mir kurzerhand zum Geburtstag gewünscht. Leider war eine der Disketten defekt, so dass man nur bis zu einem bestimmten Punkt spielen konnte - und da das nächste Geschäft mit Computerspielen weit weg und ich auf meinen Vater als Shuttleservice angewiesen war, hat es viel zu lange gedauert, bis wir endlich weiterspielen konnten - früher was also doch nicht alles besser.

Trivia:
- Als Kopierschutz lag dem Spiel eine Drehscheibe bei. Je nach dem, welchen Piratenkopf man damit zusammengesetzt hat, tauchten unterschiedliche Jahreszahlen zu sieben verschiedenen Orten auf, die zu Beginn des Spiels abgefragt wurden.
- Klickt man im Spiel im Wald von Melee Island einen bestimmten Baumstumpf an, behauptet Guybrush, ein Tunnelsystem zu entdecken. Man soll die Disketten 22, 36 und 114 einlegen - die es natürlich gar nicht gibt. Guybrush gibt auf und vermutet, dass dieser Teil des Spiels wohl noch nicht programmiert wurde.

The Secret of Monkey Island - Special Edition von 2009 im Test


NEU

14. Read Dead Redemption 2

Entwickler: Rockstar San Diego
Publisher: Rockstar Games
Erschienen: November 2019

Markus Schwerdtel: Es gibt Spiele, an die denkt man selbst Jahre nach dem Ende immer wieder zurück – dazu gehört bei mir Red Dead Redemption 2. Plötzlich erinnere ich mich wieder an eine besonders packende Mission, an ein Gespräch mit einem der unzähligen Nebencharaktere oder einfach nur an einen Abend am Lagerfeuer mit meinen Kumpels von der van-der-Linde-Gang. Die ist nämlich so etwas wie die Familie des Helden Arthur Morgan, den ich als Held durch dieses epische Westernabenteuer führe.

Wobei, ehrlich gesagt führt das Abenteuer eher mich. Denn die Story von Red Dead Redemption wird trotz aller Nebenbeschäftigungen wie Angeln, Kartenspielen oder Jagen ziemlich linear erzählt. Das klingt nach Gängelung und Langeweile, ist aber eine der großen Stärken des Spiels. Denn die Geschichte schafft es, das eigentlich ziemlich abstrakte Thema – Angst vor und Umgang mit Veränderung – an glaubhaften, oft auch liebenswerten Figuren festzumachen, in denen man sich wiederfindet. Und so erlebe ich mit, wie der wilde Westen langsam immer zahmer wird, die Outlaws nacheinander im Gefängnis landen und mit dem Ende des 19. Jahrhunderts eine Zeitenwende anbricht – mit der man als mittelalter Mann wie Arthur Morgan (oder ich!) erst mal fertig werden muss. 

Was beim Einfühlen in diese Geschichte und beim Schaffen erinnerungswürdiger Momente immens hilft, ist die wahnsinnig detaillierte und hübsche Welt, die Rockstar San Diego für Red Dead Redemption gebaut hat. Hier passt jeder Busch, jeder Hufnagel, jede Schnalle am Revolvergurt. Und wer bei einem Sonnenaufgang über der Prärie nicht kurz sein Pferd anhält, um das Spektakel in andächtiger Stille zu zelebrieren, hat vermutlich kein Herz in der Brust. Red Dead Redemption 2 erzählt eine großartige Geschichte vor einer kolossalen Kulisse. Dass es dabei spielerisch manchmal etwas auf der Stelle reitet, juckt keinen Kojoten.

Trivia:

- Held Arthur Morgan sollte ursprünglich zwei romantische Beziehungen im Spiel haben, eine wurde jedoch – zusammen mit etlichen zugehörigen Missionen – gestrichen. Sonst wäre die Story rund fünf Stunden länger geworden.
- Es gibt im Spiel knapp 200 Tierarten zu finden, 30 Fischarten zu fangen und 29 legendäre Tiere zu jagen.
- Arthur Morgans Kopfgeld in Höhe von 5.000 Dollar wäre zur heutigen Zeit fast 180.000 Dollar hoch.

Red Dead Redemption 2 im PC-Test: Outlaws im Nebel


13. Counter-Strike 1.6

Entwickler: Minh Le, Jesse Cliffe, Valve
Publisher: Sierra, Valve
Erschienen: November 2000

Petra Schmitz: An meine erste Partie Counter-Strike kann ich mich nur noch diffus erinnern. Da war das Ding noch eine sehr, sehr frühe Mod, und irgendwie hat's bei mir damals nicht gleich Klick gemacht. Ich bin dann wieder zurück zu Team Fortress Classic, während einige andere aus meinem Clan doch immer mal wieder in CS reinschauten und prophezeiten, dass das was werden könne. Recht sollten sie behalten. Counter-Strike wuchs, wurde besser, wurde populärer.

Allerdings gab's CS lange nur in Kombination mit Half-Life als Mutterspiel. Erst nachdem Valve sich die Mod (und die Macher) unter den Nagel gerissen hatten, wurde daraus im November 2000 ein Stand-alone-Spiel. Zu der Zeit war CS allerdings schon lächerlich erfolgreich. Es wurde auf LANs und im Internet rauf und runter gespielt. In Deutschland unter anderem, weil wir die Beta 6.0 auf der CD (ja, damals noch CD) hatten. Uns erreichten danach Mails und Briefe auf echtem Papier, dass wir die CS-Community zerstört hätten - zu viele Noobs (Verzeihung) würden sich nun dank uns auf den Servern tummeln.

Apropos Server: Auch die GameStar-Redaktion hatte ihren eigenen kleinen CS-Server. Da trafen dann Redakteure auf Leser. Und anders herum. Wir waren für eine Weile eine wundervolle - und teilweise auch wahnsinnig eingespielte - Gemeinde. Die auch bis spät in die Nacht aufeinander schoss, Bomben entschärfte und Geiseln befreite.

Das Tolle an CS ist ja, dass es nichts überkompliziert, zumindest nicht auf der Regel- und Mechanikseite. Das auf den ersten Blick Komplexeste dürfte sein, die Spray-Muster der Waffen zu lernen, jeder versteht in Nullkommanix, um was es geht. Die Ausführung hingegen ist bei jeder CS-Partie immer eine andere Geschichte. Und oft eine sehr spannende.

Trivia:
- Bereits im ersten GameStar-Clanturnier, das im Sommer 2000 stattfand, wurde Counter-Strike gespielt.
- Charles Glimm, der frühere Textchef der GameStar, bestand darauf, dass wir Counterstrike statt Counter-Strike schrieben. Das hat damals vielen Redakteuren tiefe Schmerzen bereitet.


12. Minecraft

Entwickler: Mojang
Publisher: Microsoft
Erschienen: 17. Mai 2009 (Alpha 1.0.0)

Michael Graf: Minecraft nicht in den Top Ten, das darf eigentlich nicht sein. Aber so funktioniert Demokratie nun mal: gar nicht. Spaß beiseite, unsere Redaktionswahl hat absolut würdige Gewinner hervorgebracht, doch Minecraft hätte einen Platz unter den ersten zehn verdient. Es ist eines der einflussreichsten Spiele der Neuzeit, wenn nicht sogar das einflussreichste überhaupt. Es hat mit dem Verkauf von Vorabversionen den Early-Access-Boom eingeläutet. Es hat mit seinen zufallsgenerierten Welten und von den Spielern erzählten Abenteuern den Aufstieg der Let's Plays begünstigt, wenn nicht sogar maßgeblich verantwortet. Es hat uns gezeigt, wie wundervoll Survival unsere Nerven kitzeln kann, der Überlebenskampf in einer feindseligen Umgebung. ARK, Rust, Conan Exiles - all das hätte es ohne Minecraft so nicht gegeben. Vielleicht wäre nicht mal DayZ so populär geworden. Vielleicht.

Nicht zuletzt hat uns Minecraft mit etwas Besonderem konfrontiert und fasziniert: unserer eigenen Kreativität. Der Abbau und das Stapeln von Blöcken, das Umgestalten »unserer« Spielwelt und das Ausleben von Baufantasien bringen Minecraft den Schmähnamen »Lego am Bildschirm« ein und wecken zugleich einen Drang, der von Kindesbeinen an in jedem Menschen schlummert. Okay, vielleicht nicht in jedem, manche Spieler lässt Minecraft kalt. Das mag am Mangel an Tutorials und Führung liegen, an der bescheidenen Grafik oder der generellen Abwesenheit vorgefertigter Geschichten. Wen kümmert's! Über 144 Millionen Mal hat sich das Klötzchenspiel inzwischen weltweit und plattformübergreifend verkauft; es ist aus der Jugendkultur nicht mehr wegzudenken und hat seinen Erfinder zum Milliardär gemacht, der auf Twitter seinen Weltschmerz hinausbrüllt.

Minecraft hat nicht nur Spiele-, es hat Kulturgeschichte geschrieben, es hat endgültig bewiesen, dass »Indie« ein Qualitätssiegel sein kann, und es hat eine ganze Generation von Spielern geprägt. Es ist eines der bestimmenden Spiele der Gegenwart, auch wenn es viele Hardcore-Spieler nicht ständig auf dem Schirm haben. Aber fragt doch mal einen Jugendlichen, ob er Minecraft gespielt hat. Die Antwort dürfte »ja« lauten. Zumindest ein paar Dutzend Millionen Mal.

Trivia:
- Für die Übernahme des Minecraft-Entwicklers Mojang bezahlte Microsoft 2,5 Milliarden US-Dollar. Das entspricht ungefähr dem Bruttoinlandsprodukt der Seychellen.
- In Skyrim konnte man die »Notched Pickaxe« finden, eine Anspielung auf den Minecraft-Erfinder Markus »Notch« Persson.
- Weil es sich schwer in Genre-Kategorien pressen lässt, hat Minecraft das damalige GameStar-Wertungssystem mit zu Fall gebracht. Wir haben es erst 2016 getestet.

Minecraft im GameStar-Test


11. Half-Life

Entwickler: Valve
Publisher: Sierra/Valve
Erschienen: Oktober 1998

Petra Schmitz: Das erste, was mir einfällt, wenn ich an Half-Life denke, ist natürlich die supertolle Fahrt mit der Schwebebahn zu Beginn des Spiels. Aber nicht, weil sie so supertoll war, sondern weil sie zumindest mir ab dem dritten Durchspielen tierisch auf die Nerven gegangen ist. Man kann den Kram ja nicht abbrechen. Und das dauert. Und dauert. Und dauert.

Das ist natürlich albernes Gemeckere, geschenkt. Denn beim ersten Mal waren die paar Minuten ganz alleine in diesem Zugabteil einfach nur so … naja, so WHOA! Der Staun-Effekt wurde übrigens noch mal ein ganzes Stück größer, wenn man im Laufe des späteren Spiels just durch die Bereiche latschte, durch die man zu Beginn mit der Bahn gefahren war. Ja, das mag aus heutiger Sicht fast schon süß lächerlich wirken, 1998 allerdings war das eine neue Dimension von Immersion. Insbesondere bei einem Shooter.

Vor Half-Life haben sich die Shooter nämlich um vieles gesorgt, aber nicht unbedingt darum, uns eine in sich schlüssige Welt mit einer - wenn auch dünnen - Story zu präsentieren. Vor allem im heute viel zitierten environmental Storytelling war das erste Half-Life schon ganz vorne mit dabei. Die Umgebung hat mir Gordons und meine Geschichte erzählt, keine Zwischensequenzen, keine Tonbänder, nach denen ich stundenlang suchen musste. Es waren die Forscher, die vor meinen Augen in Lüftungsschächte gezogen wurden, um dort zerfetzt zu werden. Es waren die Weißkittel, die mit Headcrabs im Gesicht in Ecken saßen. Es waren die Selbstschussanlagen, die keinen Unterschied mehr zwischen Personal und Aliens machten.

Dazu dann noch die teilweise herrlich abgedrehten Waffen, das zuweilen überraschend pfiffige Leveldesign und die fordernden Schießereien. Shooter von 1998 sind auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ungefähr so anspruchsvoll wie gegenwärtige auf ultrahart, ich hab das jüngst an Half-Life noch mal ausprobiert. Oder ich werde einfach älter und langsamer, das kann auch sein.

Apropos »Alter«: Alter, ey! Was sich Valve allerdings bei Xen gedacht hat, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben. Nichtsdestotrotz: Half-Life ist ein Jahrhundertspiel, nicht mehr, nicht weniger. Auch wenn ich in den Deathmatch-Partien gegen die damals noch nicht, aber baldigen GameStar-Kollegen immer wegen meines horrend hohen Pings verloren habe.

20 Jahre Valve - Die fünf größten PC-Revolutionen der Steam-Macher

Trivia:
- Das Multiplayer-Video zu Half-Life: Opposing Force (Oktober 1999) gehört zum Witzigsten, was die GameStar vor 2000 produziert hat. Und zwar nur wegen einer Aussage von Martin: »Toll, Chris!«
- Auch die später kommerzielle HL-Mod namens Gunman Chronicles fängt mit einer Schwebebahnfahrt an.


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